Protokoll: Und der Plan eines Geistes lichtet sich V; part 53

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Datenübertragung: Rose D. Hawk (POV)





Als Kaya mir die Waffe an die Brust setzte und mir eine Kugel androhte, mein Herz fortan in einen ewigen Schlaf zu verdammen, war ich bereit, für sie unter den Toten zu träumen, denn all meine Träume waren dunkel, solange sie nicht in ihnen leuchtete. Ich war bereit, für meine Fehler zu sterben. Ich dachte, so sollte es sein. Dass ausgerechnet meine stärkste Liebe den Hass aus meiner Vergangenheit tilgte, indem sie einer Armee von Geistern endlich ihren Mörder brachte, und sie dadurch Frieden finden könnten. Schicksal oder Vergeltung? Es war falsch, doch fühlte sich richtig an. Ja. Ich war bereit, Kayas Versprechen an ihre Eltern gemeinsam mit mir einzulösen. Ich war bereit ... und bei Zwei war ich es nicht mehr, aber ich handelte nicht nach meiner Angst. Ich hielt still. Fügte mich meinem Urteil.

Es war falsch und fühlte sich falsch an, doch es war richtig, weil ich es für Kaya tat.

Obwohl ich meinen Bruder wiedersehen wollte. Obwohl ich den Tod so sehr fürchtete, dass ich mich am liebsten eingekugelt, gehalten und geheult hätte, bis es vorbei gewesen wäre. Obwohl ich mit Kaya zusammen sein wollte, statt von ihr gerichtet zu werden. Obwohl es in dieser Welt noch so viel Hass zu bekämpfen galt.

Ich schüttelte meine hoffnungsvollen Gedanken ab. Ich musste Kaya helfen, da sie zögerte und ich bald begriff, dass sie nicht fähig wäre, abzudrücken. Ich hatte ihr so wehgetan. Ich hatte ihr Leben zerstört. Ihre Jugend verdorben. Ich musste das doch irgendwie wieder richtigstellen! Ich musste mich selber erschießen, für sie. Also übte ich mehr Druck auf ihren Finger aus, der lockerer wurde, und wir standen Stirn an Stirn, und ich streichelte sie und flüsterte ihr zu, ich küsste sie, sagte, alles würde gut, es sei gleich vorüber.

Und sie warf die Waffe fort.

Ich war erleichtert und glücklich, als sie mir anbot, Francis zu verlassen, und wir umarmten und küssten uns. Ihre Küsse schmeckten salzig vom Schweiß, den ihre Haut ausgebrochen hatte, sie glühte, als würde Fieber in ihr brennen, und ihre Berührung war so zärtlich, dass ich darin schmolz wie die Schneeflocken, die sich zwischen die Scherben des Fensters bahnten, um am Sims abzufedern.

Ihre Nähe war ultimativ, und ihre ehrlich gemeinten Worte wiederholten sich in meinen Gedanken, immer und immer wieder, bis sich die Karten wendeten und Kaya Blut in meinen Mund spuckte, ehe sie fiel, ich uns auffangen musste und ihre panischen schwarzen Augen von meinen zu ihrer Wunde rasten. Kaya war angeschossen worden, von hinten, in den Rücken, doch nicht hindurch. Blut sammelte sich zu einer Lache unter ihrer gestohlenen Flame-Jeansjacke, tränkte sie in kräftiges Rot. Ich schrie, wie ich vermutlich noch nie geschrien hatte. Tränen tröpfelten auf ihr Gesicht hinunter. Sie war bewegungsunfähig, ich wie gelähmt, versuchte, sie vor weiteren Schüssen mit meinem eigenen Körper zu bewahren. Ich konnte nur daran denken, dass Kaya nicht sterben durfte. Sie durfte nicht! Ich würde wahnsinnig, falls doch. Wie früher, wenn meine Lieben in Gefahr gewesen waren. Dann schaltete sich etwas in mir um, und ich wurde grausam und brutal. Blutrünstig. Dann würde ich für Kaya töten.

Außer meine Gegner war stärker als ich selbst, und das war dieser, denn die Person, die mit einem Revolver aus Echtgold auf Kaya gezielt hatte, war Azura Kazaka. Sie marschierte aus der Tür, schleuderte Blitze auf mich, um Kaya von meinem Schutz zu befreien, kniete sich zu ihr und packte sie grob beim Kiefer, indes ich nur zusehen konnte, was geschah. Azuras Stromschläge hatten mich paralysiert. Ich war mit dem Kopf an der Heizung aufgeschlagen und konnte mich weder rühren noch sprechen. Lediglich meine Augen waren offen, genau wie Kayas, die trotz ihrer Schmerzen aufgezuckt war, um mir zu Hilfe zu eilen. Vergebens. Azura war stärker als wir beide.

Azura hämmerte Kaya auf den Boden zurück, griff ihr Gesicht tadelnd wie eine Schere und schnaubte hochmütig. »Wie jämmerlich kann man sein! Sie hat dich in meine Falle gelockt, kapierst du's nicht? Sie hat dich hingehalten, damit ich erscheinen und dich außer Gefecht setzen konnte, ja, schon wieder! Schon wieder bist du auf sie reingefallen. Du vertraust zu schnell. Du bist schwach. Nichtsdestotrotz wolltest du dich aufstützen und dich nach ihrem Zustand erkundigen, sie vor mir retten. Oh, du bist ja so eine Heldin, nicht wahr?« Kaya wimmerte auf und atmete flacher, wütender, als sich Azuras Finger auf ihre Wangenknochen drückten und ihren Kopf zur Seite neigten, in meine Richtung. Sie war furchtbar hart zu ihr. Die Stellen auf ihrem Gesicht wurden weiß. »Du glaubst mir nicht? Blicke ihr in die Augen, sieh hin! Sie krümmt kein Haar, um dir zu Hilfe zu eilen. Sie wartet, bis ich mit dir fertig bin, weil sie für mich arbeitet. Sie tut nichts. Du hättest alles für sie getan, für sie riskiert. Sei nicht dumm, Kind. Dir würde keiner folgen, für dich würde niemand sein Leben riskieren. Denn du bist naiv und impulsiv, außer Kontrolle. Schwach. Feige. Wehrlos. Du könntest nie das Maß an Macht erreichen wie ein Icon, du könntest nie meine Stärke und Weisheit überbieten. Du bist nichts. Du wirst immer nichts sein. Jemand, der nichts ist, kann nicht erwarten, dass er etwas erhält. Also entweder du wirst etwas oder du stirbst, jetzt, unter mir. Wo dein Platz ist. Na, wie gefällt dir das?«

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt