Es waren drei Wochen vergangen, seit Firewalk nach sieben Jahren wieder einen Anschlag verübt hatte. Seitdem hatte ich mich ausschließlich aufs College konzentriert. Ich hatte für meine Noten gelernt, mich mit Ellie einem dämlichen Verein angeschlossen, den ich lediglich für eine Zeugnisbemerkung gewählt hatte, und Miss Hawk gemieden.
Die Einmeldung hatte dafür gesorgt, dass ich fokussierter wurde wie noch nie zuvor in meinem Leben. Firewalk war zurück, und ich würde es gemeinsam mit FIRMA zerschmettern. Ich lernte wie verrückt, war nett zu meinen Mitschülern, beteiligte mich oft am Unterricht und riss mich dort zusammen, wo es mir am schwersten fiel: bei Miss Hawk. Mir war aufgefallen, dass sie des Öfteren zu mir schielte, mich jedoch nie auf das, was sie scheinbar beschäftigte, ansprach. Und so sehr ich mir um sie Gedanken bilden wollte, umso gefestigter musste ich sein, es nicht zu tun. Sie stellte eine Ablenkung dar und das konnte ich mir nicht leisten.
Wir verließen das Schulgebäude, als Ellie mich plötzlich packte und sich tänzelnd mit mir im Kreis drehte. Ich machte einfach mit. Das war normal. »Heute ist Freitag!«, trällerte sie fröhlich. »Hast du Lust, was Verbotenes zu tun?«
»Du und was Verbotenes? Lass mal hören«, forderte ich sie skeptisch auf.
Ellie errötete und schaute zu Boden. »Ähm ... ich wollte vorschlagen, dass jeder von uns einen Becher Eis kauft und wir den auf einen Zug leeren. Nicht ganz das, was du meintest.« Sie kicherte nervös.
Ich mochte sie so verdammt gern, ich konnte sie nicht aufziehen. »Klingt gut.«
»Ehrlich?« Sie lächelte über beide Ohren.
Ich grinste, zuckte die Schultern. »Klar. Ich will Schoko.«
Ellie schob die Unterlippe vor. »Ich wollte Schoko ...«
Ich rollte die Augen. »Wir naschen sowieso vom anderen, oder nicht?«
Ein lautes, doppeltes Hupen schnitt in unsere Unterhaltung. Ich ließ meinen Blick über den grünen, vom geschmolzenen Schnee tauen Campus schweifen und erkannte am Parkplatz einen kirschroten, hochmodernen Wagen. Er glänzte im grauen Wetter wie ein polierter Apfel, und sofort beneidete ich die Person, welcher er gehörte.
Und dann sah ich Walden Irons.
Er stieg aus dem Wagen und war so seriös wie immer in seinem schwarzen Anzug, der Sonnenbrille und dem kantigen, rauen Kiefer. Sein kurzes Haar war dunkelgrau geworden mit den Jahren. Trotzdem war er noch groß, breitschultrig und für Fremde wahrscheinlich ziemlich Furcht einflößend. Ich erwiderte sein lakonisches Winken mit einem Lächeln. Wie trocken für so einen Auftritt. Das schaffte nur er.
Die baffe Ellie klatschte sich die Hände auf die Wangen und schnappte nach Luft. »Wer ist der Kerl denn? Warum winkt er dir? Kaya, was hast du angestellt? Ist der von der Polizei? Bitte sag mir, dass du keine Bank ausgeraubt hast, denn das würde ich dir zutrauen und ...«
Ich brachte sie zum Schweigen, indem ich ihr meine Hand auf die Lippen drückte. »Komm runter. Das ist mein Onkel«, klärte ich sie auf, als sei es nichts Besonderes, dass er mich besuchte. Oh, aber es war besonders. Irons hatte selten Zeit, vor allem, da er Agent für FIRMA war.
Irons hatte sich an die Fahrertür gelehnt und rieb sich die ernste, faltige Stirn. »Kaya.« Er nickte nüchtern zur Begrüßung. Ellie gaffte ihn mit geweiteten Augen an. Meine Hand lag ihr nach wie vor auf dem Mund, damit sie ihn nicht mit ihrem Geplapper nervte.
Ich salutierte locker. »Irons.« Ich linste an ihm vorbei zum Sportwagen. »Nicht ganz deine Farbe, hm? Welche Undercover-Mission hat dir FIRMA diesmal aufgebrummt? Brauchst du dafür zufällig noch ein rosa Kleidchen und einen sommerlichen Strohhut?«
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A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie
Bilim Kurgu"Schockierend, düster, romantisch" Vor sieben Jahren hat Kaya ihre Eltern bei einem Anschlag verloren. Seitdem ist sie besessen von dem Ziel, sich an den Terroristen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Ihr Plan, eine Zukunft bei FIRMA anzufang...