Datenübertragung: Rose D. Hawk (POV)
Es waren Tage vergangen, in denen mir die unbekannte Nummer nicht zurückgeschrieben hatte. Allmählich glaubte ich, dass Kazaka nur hatte testen wollen, ob sie immer noch Macht über mich besaß und es nun beließ, mich zu belästigen. Oder sie plante etwas vollkommen anderes. Dann war ich vermutlich am Arsch.
Ach, was dachte ich da? Ich hatte nichts, was ich ihr anbieten konnte. Firewalk würde ich mich nicht wieder anschließen und ansonsten hatte ich keinen Nutzen für sie. Ich war bloß die freundliche Lehrerin aus der Nachbarschaft, die seltsamerweise jeder in Francis kannte. Viele riefen mich, an welche ich mich nicht einmal erinnerte. In welcher Hinsicht würden mein Ruf oder mein Stand Kazaka helfen? Oder handelte es sich um meine Fähigkeiten? War sie deswegen hinter mir her? Es sähe ihr nicht ähnlich, wegen einer einzigen Person, noch dazu einer Verräterin, ihre Deckung zu gefährden. Andererseits ...
Lass es, Rose. Azura hat dich nie geliebt.
Ich befestigte das Schloss an mein Fahrrad, überprüfte, ob es sicher war, und betrat die Suppenküche für Obdachlose. Manchmal arbeitete ich freiwillig hier, bevor mein Unterricht begann. Es war 11:40. Bald würde das Mittagessen eröffnet werden. Ich war spät dran.
»Hey, Rose!« Austin winkte mir von der Essensausgabe zu. Er war ein Student von mir im fünften Semester. Ich erlaubte ihm, mich bei meinem Vornamen zu nennen, solange wir zusammen die Portionen austeilten. »Schau, was ich für dich habe!«, verkündete er und hielt mir eine gelbe Tulpe hin, von wo auch immer er sie um diese Jahreszeit herhatte.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und neigte den Kopf. »Jasmin hat heute keinen Dienst, hm?«
Austin seufzte deprimiert. Er war ein aufgeweckter, humorvoller junger Mann mit blondem, kurzem Haar und dunkelblauen Augen. »Hast mich erwischt.« Er kratzte sich verlegen den Hinterkopf. »Ich habe ewig gebraucht, das Ding zu züchten und ausgerechnet heute ist sie krank.«
»Das ist süß«, kommentierte ich lächelnd. »Aber ...« – Ich schob die Blume beiseite –, »du solltest sie dennoch ihr schenken und niemandem, bei dem du sowieso keine Chance hast.« Mein Zwinkern ließ ihn erröten.
»Autsch!« Er fasste sich theatralisch ans Herz. »Dabei habe ich mir so große Hoffnungen gemacht, eine heiße Affäre mit meiner Kunstlehrerin einzugehen.«
Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter, als ich an ihm vorbei zur Küche ging. »Stell sie ins Wasser oder sie welkt.«
»Sie was?«
»Geht kaputt. Du meine Güte, ihr Menschen aus der Stadt habt wirklich keine Ahnung von Botanik. Wie hast du es geschafft, die Tulpen aufzuziehen?«
»'ne Menge Videos. Ich musste Erde kaufen. Erde, Rose!«
Ich lachte. »Das haben die Menschen früher auch getan, wenn sie Blumen in ihrer Wohnung hielten.«
»Ich musste die Samen bei irgendeinem Typ aus dem Süden bestellen, wo die Luft noch annehmbar ist. Francis liegt ja zu hoch und ist zu kalt.«
Ich nickte wissend, derweil ich meine Küchenschürze zuband, eine Kopfhaube aufsetzte und mich bei den anderen nach dem Essen erkundigte. Heute wurde Kartoffelcremesuppe serviert mit weißen Industriebrötchen, Reis in Hähnchen-Curry und Pudding aus der Großpackung. Es war traurig, dass wir lediglich beliefert wurden und die Nahrung aufwärmten, statt selber zu kochen. Das wäre weitaus gesünder. »Vor der Tür stehen schon Leute. Soll ich aufschließen?«
Marko, unser Küchenchef, erwiderte: »Meinetwegen. Aber Rose – diesmal keine Extrawürste! Du hast dem Mädchen letztens eine ganze Packung Cookies gegeben. Hast gedacht, ich würde es nicht sehen, was? Nur zwei pro Person. Maximal. Francis macht den Laden dicht, wenn wir uns nicht ans Budget halten und mehr bestellen.«
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A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Schockierend, düster, romantisch" Vor sieben Jahren hat Kaya ihre Eltern bei einem Anschlag verloren. Seitdem ist sie besessen von dem Ziel, sich an den Terroristen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Ihr Plan, eine Zukunft bei FIRMA anzufang...