Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
Der überdachte Eingang des Internats schützte uns vorm Regen, wenngleich einzelne Spritzer mich von der Seite trafen. Es stürmte und prasselte und ich kam nicht daran vorbei, es beruhigend zu finden.
»Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, du hast krasse Stimmungsschwankungen«, ließ sich Amelie vernehmen und sog an ihrer E-Zigarette. Der Dampf roch verführerisch nach Minze, aber ich war zu befangen, um um einen Zug zu bitten.
Ellie kicherte neben mir. Ich murrte: »Wieso?«
Amelie zuckte die Achseln. Sie war eigentlich cool und nicht das, was ich anfangs von ihr erwartet hatte. Man könnte sie als eine extrovertiertere, freundlichere Version von mir beschreiben. Sie war lässig, logisch und abenteuerlustig. Von allen in der Gruppe ging sie mir am wenigsten auf die Nerven (Ellie ausgenommen). Was ich nur nicht verstand, war, was sie an Ben so sehr mochte. Ihren Sarkasmus raffte er meistens nicht und sie war um Längen klüger als er. »Letzte Woche hätte man meinen können, das schlechte Wetter wäre dir zu verdanken, doch seit du zum Nachsitzen verdonnert wurdest, leuchten deine Augen, als wärst du glücklich darüber. Wie kann man sich vorstellen, was in dir vorgeht?«
Ellie grinste. Scheiße, sie wusste es genau. »Grumpy tut oft nur so miesepetrig. Tief im Innern hat sie ein großes Herz.«
Ich schnaubte und rollte die Augen.
Lays gelbe Regenjacke glühte schier in der Dunkelheit. Sie hatte die Lippen unzufrieden zusammengepresst. »Können wir bitte rein?«
»Das Internat sperrt ab 22:00 Uhr zu«, verneinte ich.
Lay seufzte. »Ich hasse diese Welt.«
»Warum überlässt du Ellie immer das Reden? Kannst du nicht für dich selber sprechen?«, hakte Amelie nach.
Ich kratzte meine Finger, die sich in meine Hosentaschen verkrochen hatten. Ich mochte diese Fragerei nicht. Wenn ich etwas über mich teilen wollte, würde ich es von selbst. Drängen sorgte lediglich dafür, dass ich mich weiter von den anderen abschottete und privater wurde. »Ich rede nicht gern.«
»Warum? Wir haben dir nichts getan.«
Geht das schon wieder los. Wie oft muss ich es noch sagen? »Das hat nichts mit euch zu tun. Ich will eben nicht.«
»Dann dürfen wir nicht erfahren, warum du die ganze Zeit grinst wie ein Honigkuchenpferd?«
»Tu ich das?« Ich wandte mich an Ellie, verwundert.
Sie nickte lächelnd. »Jap.«
»Also«, dampfte Amelie aus, »woran liegt's?«
Ich knurrte leise. Ich wusste selber nicht, wieso meine Stimmung gehoben war. Vielleicht weil Miss Hawk sich langsam wieder normal benahm und sie mich zudem beim Nachsitzen beaufsichtigte. Jedes Mal, wenn mich ihre gräulichen Augen anfunkelten, versteckte ich meine in meiner Strafarbeit und merkte, wie ich mein Grinsen verkneifen musste. Aber war ich deshalb gut gelaunt? War das denn im Grunde nicht sogar etwas Negatives? Das würde keinen Sinn machen. »Es läuft eben«, behauptete ich.
Lay prustete: »Was?«
»Noten und so.«
Sie lachten. Wieso lachten sie jetzt? Ich hatte keinen Witz gerissen, tat ich nie.
»Besteht dein Leben auch aus was anderem als Noten?«, forderte Lay mich heraus.
Ich knirschte die Zähne, uneinsichtig, was daran so komisch war. »Nein, denn mehr interessiert mich nicht.«
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A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Schockierend, düster, romantisch" Vor sieben Jahren hat Kaya ihre Eltern bei einem Anschlag verloren. Seitdem ist sie besessen von dem Ziel, sich an den Terroristen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Ihr Plan, eine Zukunft bei FIRMA anzufang...