Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
Mit weiten Sprüngen hastete ich die Treppe hinauf. Ich konnte es kaum erwarten, Rose wiederzusehen, allein, ohne meine lästigen Mitschüler.
Ich hatte mir in den vergangen Tagen immer wieder neue Ideen einfallen lassen, sie zu besuchen ... okay, eigentlich waren sie nicht besonders einfallsreich. Ich brachte ihr bloß Dinge, die sie mir geliehen hatte, zurück. Zum Beispiel ihre Thermosflasche, einen speziellen Pinsel aus dem Kunstkurs, das Original einer ihrer vielen Arbeitsblätter. Einmal hatte ich meinen Regenschirm bei ihr eingefordert, natürlich vor ihrer Haustür und nicht im College. Im College konnten wir nicht herumknutschen, war ja klar.
Mittlerweile war es so weit, dass ich nichts besaß, was ich noch als Vorwand nutzen konnte, also hatte ich einen Kugelschreiber gekauft und wollte vorgeben, er gehöre ihr. Es war kein teurer gewesen. Ob sie das merkte? Ich wusste eben nicht, wie ich mich mit ihr treffen sollte, ohne sie direkt darauf anzusprechen. Und dazu fehlte mir der Mut. Ich hatte Angst, jemand könnte uns sehen, sie würde Nein sagen, das mit uns beenden oder mich für anhänglich halten. Ich war nicht anhänglich! Zumindest sollte sie das nicht von mir denken. Ich wollte cool und unnahbar wirken.
Im Flur vor ihrer Tür machte ich halt. War es besser, anzuklopfen oder zu klingeln? Es war 20:00 Uhr, klopfen? Und was sollte ich sagen? Sollte ich locker oder kühl auftreten, lächeln oder nicht lächeln? Sah ich gut aus? Roch ich gut? Ich schnupperte an mir. Nach Zigaretten durfte ich nicht stinken, da ich absichtlich für sie heute keine geraucht hatte. Zudem hatte ich einen Kaugummi gekaut, der jeglichen Mundgeruch kaschieren musste.
Ich war nervös. Wieso schwitzte ich ständig, bevor ich zu ihr ging? Fiel das auf? War das merkwürdig? So seltsam war ich mir wegen einer anderen Person noch nie vorgekommen. Normalerweise dachte ich mir gar nichts, tat einfach und genoss den Moment. Doch bei Rose ... nun, es war anders. Meine Hände kribbelten, ich wurde unruhig, mein Herz pochte in doppelter Geschwindigkeit und mir wurde schlecht. Womöglich wurde ich krank? Aber es fühlte sich angenehm an, nicht wie bei Fieber, einer Erkältung oder sonst was. Komisch.
Ich entschied mich fürs Klopfen. Aus ihrer Wohnung ertönten Schritte, während ich hibbelig vom einen Bein aufs andere hüpfte und nochmal meinen Atem kontrollierte. Als es öffnete, streckte ich ihr den Stift hin. »Den hast du liegenlassen«, platzte ich etwas laut heraus.
Rose betrachtete ihn, schüttelte zweifelhaft den Kopf und schenkte mir ein Lächeln, das Ströme in meinen Unterleib sandte. Ihre Augen leuchteten silbern zu der weißen Bluse, die sie heute schon im Geschichtsunterricht getragen hatte. Diese hatte sie mit einer schwarzen Jeans und Pumps kombiniert. Ausnahmsweise war ihr Stil weniger rockig und dafür mehr elegant und verdammt, das stand ihr genauso gut wie alle anderen Outfits. Im Flurlicht schienen ihre Tätowierungen durch den Stoff. Ein die Schwingen ausbreitender Falke war auf ihrem Bauch bis zur Brust gezeichnet. Ihr BH war weiß. Ich musste mich zusammenreißen, nicht loszusabbern. »Ich glaube nicht, dass das meiner ist.«
»Hm?« Sie riss mich aus meinen perversen Gedanken.
»Der Stift.« Sie deutete grinsend auf ihn. »Woher hast du ihn?«, fragte sie charmant und lehnte sich an den Eingang.
»Von deinem Pult.«
»Ach, dort ist er mir gar nicht aufgefallen.«
»Du hast ihn ja auch vergessen.«
»Hmmm, na wenn du das meinst.« Sie wandte sich zur Seite und führte sich das Ende des Kugelschreibers zwischen die Zähne. Wow, sah das sexy aus. »Willst du rein?«
Ich errötete und senkte schüchtern den Blick. Fuck, was war mit mir los? Ich brabbelte: »N-nein, schon okay.« Was?! Einzig und allein deshalb war ich hergekommen!
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A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie
Science Fiction"Schockierend, düster, romantisch" Vor sieben Jahren hat Kaya ihre Eltern bei einem Anschlag verloren. Seitdem ist sie besessen von dem Ziel, sich an den Terroristen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Ihr Plan, eine Zukunft bei FIRMA anzufang...