Protokoll: Rose und die Maschinen III; part 33

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Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)

Wir schleppten die Packung mit den Bauteilen gemeinsam hoch. Da das zweite Semester gestartet hatte, waren die Anforderungen an uns Studenten gestiegen, so auch im Fach Technik. Uns erwartete in zwei Wochen eine Prüfung, in welcher wir innerhalb von sechs Stunden den Prototyp einer KI konstruieren, installieren und wieder auseinanderbauen mussten. Darauf hatte man uns im ganzen Erstsemester vorbereitet. Ich hatte unzählige Stunden gelernt, doch diese Aufgabe war schwierig, und manches verstand ich nicht richtig. Sogar Ellie um Hilfe zu bitten, hatte sich als Flop herausgestellt. Sie war mindestens so sehr überfordert wie ich.

Vor lauter Frust hatte ich Rose davon erzählt. Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie selber einmal Maschinen gebaut hatte, hatte ausgeblendet, wie gut sie sich mit Mechanik, Autos, Motorrädern, Motoren allgemein und Technologie auskannte. Es war fast peinlich, wie beschränkt ich mir dadurch vorkam. Sie war eine Künstlerin, aber sie war ebenfalls ein Genie. Heute wollte sie uns zeigen, wie wir die Prüfung meisterten. Gott, war ich gespannt, unter anderem wegen Ellie, die uns Gesellschaft leistete.

Erschöpft senkten wir das Paket vor die Tür. Ich stützte mich auf den Knien ab, schnaufte. Ellie tat es mir gleich, jammerte. Wir und unsere Raucherlungen. »Benimm dich, okay?«, schalt ich meine beste Freundin.

»Kaya«, keuchte Ellie, »ich bin kein ungezogener Hund. Apropos, ist das Fuchsbaby da?«

Hoffentlich nicht, dachte ich missmutig. Ich wusste nicht, was es war, doch Foxy löste starke Gefühle in mir aus, eine Mischung aus Wut, Groll, Angst und Verlassenheit. Jedes Mal, wenn sie sich an mich schmiegte, kämpfte ich mit dem Verlangen, sie treten zu wollen, andererseits war sie ... na ja, irgendwo war sie schon niedlich. Die Farbe des Fuchses, die Tatsache, dass sie ein Fuchs war – es erinnerte mich an Firewalk, an das, was mir diese Terroristen genommen und angetan hatten. Rose wusste das nicht, und vorerst wollte ich es ihr nicht erzählen, aber es war hart, dieses Tier um mich zu haben. Wann war ich so ein Weichei geworden? »Es ist immer da. Rose gibt sie nicht weg.«

»Weggeben? Warte, hast du ernsthaft gefordert, dass sie ihr Haustier für dich aussetzt?« Ellie stand der Mund offen.

Ich biss mir in die Backen, mein Kiefer verkrampfte sich. »Na und? Sie macht es sowieso nicht.«

»Du Monster!«

»Halt die Klappe!«

»Hey, hey, was ist hier los?« Rose hatte uns gehört und die Tür aufgerissen. Sie trug ihre schwarze Arbeitsbrille, ein weißes T-Shirt, auf dem sie künstlerisch viele Pinselfarben verspritzt und eingetrocknet hatte, und eine jeansfarbene Latzhose. Dasselbe hatte sie heute im Kunstunterricht getragen, und es schaute verdammt gut an ihr aus, obwohl Latzhosen normalerweise beschissen aussahen. Meiner Meinung nach.

Ich stellte mich kerzengerade und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Mein Pullover war ausnahmsweise nicht schwarz, sondern dunkelblau. Ich starrte auf meine weißen Sneaker, als Ellie fröhlich sagte: »Hallo, Miss Hawk, danke, dass sie sich bereiterklärt haben, uns zu helfen!«

Rose widmete Ellie ein Lächeln und einen Händedruck. »Ich finde, wir sollten uns duzen. Soll ich dich Ellie oder Elliot nennen?«

»Oh, ja! Ellie gefällt mir besser, Elliot klingt so formell und reich, das passt gar nicht zu mir.«

Rose kicherte. »Dachte ich mir.« Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. »Geht's dir gut?«

Ehe ich ihr antworten konnte, plapperte Ellie: »Grumpy ist nervös, weil sie will, dass wir uns verstehen. Sie hat mich tausendmal vorgewarnt, ich solle nichts Dummes oder Peinliches sagen. Das ist so typisch! Ich bin nicht peinlich, ich bin authentisch!«

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt