Protokoll: Nächtliche Gespräche III; part 11

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Ich trank Orangensaft aus meinem Flachmann, den ich damals bei einem Straßenkampf gewonnen hatte, und biss von meinem Schokoladendonut ab. Er war verziert mit Intarsien aus Echtgold. Ich hätte ihn verkaufen können, wäre ich nicht so stolz auf diesen Teil meiner Vergangenheit.

Ich saß auf einer Bank nahe der Straße. Es war 07:17 Uhr, kalt, doch es schneite nicht. Es wurde langsam wärmer. Bald würde der Frühling anbrechen.

Ich sinnierte über die letzten zwei Nächte, in denen ich das Glück gehabt hatte, mich mit Miss Hawk ohne die anderen zu unterhalten. Obgleich ich mit Aufregung an sie dachte, blieben meine Gedanken immer wieder am Fenster hängen, aus dem sie so konzentriert gestarrt hatte. Und wie sie reagiert hatte, als ich neben ihr stand. Ängstlich. Das musste eine logische Ursache haben. Welche?

Fuck, konnte sie es mir nicht einfach verraten?

Meine Angewohnheit, mir stundenlang über Dinge den Kopf zu zerbrechen, zu grübeln und alles zu analysieren, was ich an Beweismitteln hatte, nervte mich. Manchmal wünschte ich, ich wäre unbeschwerter. Wie die anderen. Doch diese Leute waren dämlich und auch so wollte ich nicht sein. Es gab keinen Ausweg aus meinem Dilemma.

Ich zerknüllte die Papiertüte vom Bäcker, als ich fertig war, und zündete mir eine Zigarette an. Ich war zu süchtig, um das Rauchen aufzugeben, selbst wenn Miss Hawks Tuch mir ständig ins Gewissen redete. Laut genug war es nicht.

»Hey.«

Ich schielte hoch, an schlanken Beinen vorbei zu einem weichen, männlichen Gesicht, das nur Aidens sein konnte. In seinem Lächeln leuchteten weiße Zähne. Er hatte sich rasiert. Seine grünen Augen sahen mich verhalten an. Er trug eine schwarze Winterjacke mit hellem Futter, Jeans und Stiefel. »Hey«, maulte ich zurück.

»Darf ich mich setzen?«, fragte er höflich. Was ein Gentleman.

Ich nickte und hatte schon eine Ahnung, warum er mich aufsuchte. »Kein Schiss, dass du zu spät zur ersten Stunde kommst?«

»Da habe ich frei. Du auch?« Er versuchte, seine braunen Locken zu richten, die vom Wind zerzaust waren. Diesen Akt der Eitelkeit hatte er wohl noch seinen Tagen als Frau zu verdanken. Wie hatte er vorher ausgesehen? Hatte er mal lange Haare besessen? Große Brüste? Okay, diese Vorstellung an seinem jetzigen Körper war witzig.

Ich musste die Lippen zusammenpressen, um deshalb nicht zu grinsen. Ellie hatte gemeint, bei diesem Thema sei er empfindlich. »Vormittags habe ich nichts zu tun. Mein nächster Kurs beginnt nach dem Mittag. Wieso?«

Aiden verhielt sich schüchtern, spielte mit seinen Fingern genau wie ich, sobald ich nervös war. Er räusperte sich. »Ich habe eine Frage an dich.«

»Stell sie, aber ich weiß nicht so viel über Ellie, wie du glaubst«, sagte ich direkt.

Seine Wangen erröteten leicht. »Oh, du weißt es?«

Ich blies einen Schwall Rauch aus. »Du magst sie. Sie mag dich. Ihr mögt euch. Jeder sieht das.«

»Oh, wow ... also ... nicht jedem ist das aufgefallen, aber krass, wie aufmerksam du insgeheim bist. Auf mich wirkst du immer so abwesend«, gestand Aiden überrumpelt.

Ich grinste dreckig mit der Zigarette im Mund. »Das bin ich nur, wenn mir etwas egal ist.«

»Auch letztens, als Ben ...«

»War mir egal. Dem höre ich sowieso nie zu.«

»Er ist mein Freund«, stellte Aiden etwas härter klar. »Wir sind zusammen in Francis aufgewachsen. Er ist ein netter Typ, immer da, wenn man ihn braucht.«

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt