Protokoll: Lass mich nicht allein IV; part 23

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Zusammenfassung für diejenigen, die das letzte Kapitel übersprungen haben: Rose wurde von Phynx entführt, der ihr einen Deal anbot: sie muss sich Firewalk wieder als Söldner anschließen. Im Gegenzug versichert Kazaka ihr, dass weder Kaya noch dem Staat Francis etwas widerfährt. Das offenbart er ihr allerdings erst, nachdem er sie in einem Folterprozess gebrochen hat. Rose stimmt also zu. Zum Schluss wird sie mit einer heftigen Dosis Schmerzmittel betäubt, damit Firewalks Geheimversteck für sie unerkannt bleibt.

Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)

Ich hatte schon den ganzen Tag das merkwürdige Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Verrückt, oder? Obwohl ich bis in den Abend hinein in meinem Zimmer gelernt hatte.

Da es draußen windiger wurde, kippte ich mein Fenster. Es war dunkel, 21:00 Uhr sonntags. Blasse Laternen erhellten den Parkplatz und ich hörte Grillen vom Rasen aus zirpen. Wenn auch neu, war es angenehm. Sogar beruhigend. Insekten hatte es in Galloneya nicht gegeben, Ruhe ebenso nicht. Im Waisenhaus hatte mich jede Nacht der Verkehr wachgehalten, geweckt oder gar nicht erst schlafen lassen. Das war so schlimm geworden, dass ich Schlafstörungen entwickelt hatte.

In Francis hatte sich das enorm verbessert.

In meiner schwarzen Jogginghose und dem Top setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch, überprüfte mein Handy. Keine Nachrichten von Ellie. Sie war mir immer noch beleidigt und ich wusste nicht, was ich tun sollte, außer mich zu entschuldigen. Zum vermutlich fünften Mal. Ich hatte es echt verbockt. Warum war ich zu anderen bloß immer so ... mir fiel kein Wort ein. Eben scheiße.

Wenigstens schien Lay das nicht zu stören. Mir war nie aufgefallen, dass sie mich wirklich so sehr mochte, doch seit sie mir ihre Zuneigung gestanden hatte, wurden mir allmählich gewisse Details bewusst. Zum Beispiel die Art, wie sie mich ansah. Arglos und bewundernd. Oder die Tatsache, dass sie in meiner Nähe nervöser wurde und manchmal stammelte. Dass sie meine Aufmerksamkeit mittels ihrer seltsamen Witze suchte. Wie konnte ich derart blind gewesen sein?

Ellie hatte recht, meine emotionale Intelligenz war mit der eines Toastbrots vergleichbar.

Ich vernahm ein rasches Klopfen an meiner Tür. Mich wundernd, wer mit mir um diese Zeit noch reden wollte, öffnete ich. Und ich musste blinzeln.

»Hey«, kam es leise von Miss Hawk. Sie hatte die Kapuze ihres bordeauxroten Hoodies über den Kopf gezogen, hüpfte unruhig von einem Bein aufs andere und spielte kindlich mit ihren Fingern. Sie lächelte mich an, als würde sie zum ersten Mal die Sonne sehen.

»Miss? Was machen ... woah!«, brachte ich lediglich hervor, als sie die Tür hinter sich zuschloss, mein Gesicht in die Hände nahm und ihre Lippen verlangend auf meine presste.

Zuerst war ich so überrumpelt, dass ich mich nicht bewegen oder die Situation begreifen konnte. Hatte sie mir nicht erklärt, sie wolle sich von mir fernhalten? Hatte sie es sich anderes überlegt? Sie hatte sich ins Internat und in mein Zimmer geschlichen, also ja, wahrscheinlich. Doch wieso jetzt? Warum heute Abend? Hatte ich Mundgeruch? Sie roch so verdammt gut und ihr Haar war feucht, als ich es berührte, um ihre Kapuze herunterzuziehen und daraufhin ihre heißen Küsse zu erwidern. Wow, sie war heute wild. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich hätte geduscht und auf meine Zigarette vorhin verzichtet. Ob es sie störte?

Verdammt, konnte ich einmal aufhören zu denken und es einfach genießen?

Nein, irgendwas war hieran faul. So schön es mit ihr war, etwas konnte nicht stimmen. Das war nicht die Miss Hawk, die ich kannte. Ich wich ihren Küssen aus, worauf sie stattdessen Liebkosungen auf meiner Wange, meinem Kinn und meinem Hals verteilte ... oh Gott, am Hals war ich schwach. »Miss ...«

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt