Protokoll: Damals im Schnee IV; part 28

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Datenübertragung: Rose D. Hawk (POV)

Ich hatte mein Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, derweil ich meine Einkaufstaschen transportierte. Kaya hatte mich angerufen. Es war toll, ihre Stimme zu hören, obgleich sie ungewöhnlich heiser klang. »Na, war es gestern schön? Ist irgendwas Besonderes vorgefallen? Wie war die Party?«, bombardierte ich sie mit Fragen. Ich wollte unbedingt mehr aus ihrem Leben wissen, über sie, was sie mochte, was sie hasste, wie sie ihre Zeit verbrachte. Ohne meine ständige Neugier wäre sie nämlich genauso mitteilsam wie ein Stein.

Sie räusperte sich. »Äh, ja, war ganz in Ordnung. N-nichts Besonderes. Ich erzähl's dir ein andermal.«

»Geht's dir gut? Du sprichst so rau.«

»Hm? Das ist nichts. Wir hatten Karaoke, meine Kehle ist davon 'n bisschen angeschlagen.«

»Du und Singen?«, zweifelte ich.

»Ehrlich, Ellie hat mich gefilmt. Ich musste mich mit ihrem notgeilen Bruder duellieren.«

»Wieso bezeichnest du ihn als notgeil?«

»Er macht mich pausenlos an und vorhin hat er mir beim Vorbeigehen über den Arsch gestreift. Hab ihm deswegen in die Eier getreten. Kam nicht gut bei Ellies Mum an, vor allem, da er gestern erst Geburtstag hatte.«

Ich musste kichern. Kaya war ruppig und robust. Sich so etwas bei ihr zu erlauben, endete schlecht. Wer damit nicht rechnete, war blind. Das mochte ich an ihr. Sie war so anders als ich. Wäre mir das geschehen, hätte ich das dem Kerl durchgehen lassen, nur um höflich zu bleiben. »Du wirst angeflirtet?« wiederholte ich.

»Ellie teilt die Villa mit vier Brüdern. Sogar der Kleine will um mich sein, weil er mich hübsch findet. Das nervt«, knurrte Kaya. »Als wäre ich das einzige Mädchen auf dem Planeten. Ich bin nicht mal nett zu denen.«

Ich biss mir auf die Unterlippe. »Du bist hübsch.«

»Interessiert mich nicht. Wenn ich alt bin, hängt sowieso ...« Ich hörte Ellie im Hintergrund etwas flüstern. »Äh, ich meine, du auch, Rose.«

»Richte Miss Smith ein Dankeschön aus.«

»... wieso?«

»Sie hat dich zu dem Kompliment angestiftet.«

»Gar nicht wahr.«

»O doch.«

»Okay, gut. Aber ich finde dich wirklich heiß. Apropos, was trägst du gerade?«

»Lebensmittel.« Ich verkniff mir ein Lachen. Ich liebte es, Kaya zu ärgeren und mit ihr zu spielen. Sie war manchmal so leicht an der Nase herumzuführen.

»Hä?«

»Ich bin von oben bis unten bekleckert mit süßem Honig. Er rinnt von meinen nackten Schenkeln.«

»Echt?«, hechelte Kaya fast, verschluckte sich an dem, was sie gerade wohl zu trinken schien. »Gib mir ein paar Stunden, ich bin sofort bei dir.«

»Ich war bloß einkaufen, Kaya«, klärte ich grinsend auf.

»Schon klar«, murmelte sie beleidigt.

»Schmollst du?«

»Nein.« Doch, tat sie.

»Was habt ihr heute noch vor?«, hakte ich nach und setzte die Tüten ab, um die Haustür aufzusperren.

»Mrs. Smith wollte uns ins berühmte Bergmuseum von Wondra Mountain schleppen. Angeblich lerne ich dort etwas über Kultur und die Geschichte der Zivilisierten.« Kaya gähnte. »Total langweilig. Die Frau hält mich für einen Taschendieb, ich schwör's dir. Ihre KI hat schon mindestens dreimal meine Taschen kontrolliert, seit ich hier bin. Ich habe alle Zigarren wiedergeben müssen, die ich gebunkert hatte. Oh, außerdem zeichnet die KI jeden Befehl auf. Ich musste den Smiths erklären, wieso Barbara mir einen blasen sollte. D-das war übrigens nur ein Scherz. Ich würde nicht wirklich ... du weißt. Ich habe ja dich.«

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt