Mein Designerzimmer war direkt neben meinem Schlafzimmer.
Ich öffnete Kasimir die Tür, ,,Voilà!"
Er ging rein und fing sofort an sich umzusehen, begutachte meine Zeichnungen auf dem Tisch, das Regal mit den verschiedenen Stoffen und die verschiedenen Schneiderbüsten auf denen bereits Kleidung von mir hing.
,,Krass! Gefällt mir auf jeden Fall. Vielleicht machst du mir ja auch mal was."
Bei der Vorstellung, dass er etwas von mir, bei seinen Auftritten tragen würde, fing mein Herz an erneute Freudensprünge zu machen.
Chicco kam langsam ins Zimmer getrottet und sah mich mit seinem Hundeblick an.
Es war bereits zwölf Uhr und er musste raus.
,,Na komm, wir gehen in den Garten, ich muss eh schauen, ob du gestern noch was dort gemacht hast."
Ich verließ mit ihm das Zimmer, Kasimir folgte uns. Wir gingen runter ins Erdgeschoss. Trotz der Party sah es unten doch recht überschaubar aus. Die ein oder anderen Fußspuren zierten den Fußboden und das Geschirr, sowie die Gläser waren auf der Kücheninsel gestapelt. Ich hatte nach dem Abend irgendwie schlimmeres erwartet.
Kasimir setzte sich im Garten in die Hollywoodschaukel und tippte auf seinem Handy herum, während ich missmutig nach einem Hundehaufen von Chicco suchte. Unser Garten, war allerdings so groß, dass ich nach nicht mal der Hälfte, einfach aufgab und zu Kasimir ging. Meine Motivation heute überhaupt irgendetwas zu tun, hielt sich definitiv in Grenzen!
,,Anstrengend!" ,jammerte ich und ließ mich in die Schaukel plumpsen, wodurch sie anfing sich nun hin und her zu bewegen. Kasimir packte sein Handy wieder zurück in die Tasche. Ohne etwas zu sagen, lehnte er sich nach hinten und beobachtete den Himmel. Wir saßen einfach nur so da und ich hatte das Gefühl, dass er genau diese stillen Momente mit mir am meisten genoss. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sein Leben sonst ziemlich turbulent und durchgetaktet war.
,,Du sag mal, kann man eigentlich alles glauben, was man so im Internet über dich hört und liest?"
,,Was glaubst du denn?"
Ich überlegte kurz, bevor ich antworte. ,,Ich denke – vieles stimmt nicht und vieles wird anders dargestellt als es ist. Außerdem wird alles, was man tut, auf die Goldwaage gelegt und bis ins kleinste Detail analysiert."
,,Da haste deine Antwort! Willst du was Bestimmtes wissen?"
Ich zögerte. Sollte ich ihn wirklich fragen, ob er eine Freundin hat? Wenn ja, hätte er doch nicht bei mir übernachtet, oder etwa doch? Immerhin war er ein bekannter Rapper. Er kam viel herum und hatte sicher einen Haufen Mädels am Start. Die ein oder andere Nacht bei einer zu schlafen, kam sicher auch häufig vor. Bei dem Gedanken, drehte sich mir der Magen um, doch was hatte ich erwartet? Bevor ich wusste, wer er war, hatte ich mir über so etwas keine Gedanken gemacht. Er hatte auch absolut nicht den Eindruck nach so einem Lebensstil gemacht. Aber wer weiß!
Ich entschied mich also, es nicht anzusprechen. Die letzten Stunden mit ihm, sollten nicht mit irgendeinem Eifersucht-Drama, von mir, zu Ende gehen. ,,Ach nur so."
,,Du wirst viel im Internet über mich hör'n und sehn. Manches stimmt, manches nicht und Leute reden immer! Manche mögen mich, manche nicht! Was du davon glaubst, musst du wissen! Wenn du mich was fragst und ich dir sage, es ist so und so, musst du halt schau'n, ob du mir glaubst oder nicht. Außerdem kann ich dir versichern, dass ich eh immer aufpasse, wem ich was erzähl und nich jedem sofort vertraue."
Ich war kurz baff. Hatte er sich mir gerade, ein wenig geöffnet und einen kurzen Einblick in seinen Kopf gewährt? Er hatte auch absolut recht mit dem, was er sagte. Die Leute werden immer reden, doch was zählt, ist das, was er mir sagt.
,,Also, da ich den Kasimir aus dem Internet sowieso gar nicht kenne, sondern nur den, den ich die letzte Zeit kennenlernen durfte, kann ich auch nur diesen beurteilen und ich mag diesen Kasimir! Sogar sehr! Also werde ich dir da vertrauen!"
,,Ist das so?", er sah mich mit seinem schelmischen Grinsen an.
,,Naja weißt du, da ich dir ja gestern eh schon gesagt hab, wie toll und gutaussehend ich dich finde und dass deine Stimme wirklich ziemlich heiß ist, kann ich es ja auch nochmal im nüchternen, oder halbwegs nüchternen Zustand sagen."
Seine Wangen färbten sich leicht rot.
,,Ha, Ha, Danke – aber du hast mir das gestern nicht gesagt. Doch jetzt weiß ich Bescheid."
Mein Herz blieb stehen. Ich hatte ihm das nicht gesagt? Laura hatte doch... hatte sie mich etwa..., ,,Im Ernst jetzt? Wie peinlich!"
,,B, chill! Is nich so das ich... ",,Chicco wehe!" Ich unterbrach Kasimir, weil ich sah, wie Chicco einen fetten Haufen neben den Pool legen wollte und sprang von der Schaukel auf.
,,Nein! Chicco!" So schnell ich konnte, sprintete ich rüber, doch es war bereits zu spät. Chicco rannte freudig davon und auf den Steinplatten lag sein Missgeschick.
,,Na toll!", brüllte ich Chicco hinterher.
Ich wollte gerade eine Tüte, sowie Eimer und Wasser von drinnen holen, als Kasimir mir etwas zu rief, ,,B, ich werd' rübergehen. Ich komm' später nochmal rum."
,,Ok", rief ich zurück und stampfte genervt in die Küche. Ausgerechnet auf die Steinplatten! Und ausgerechnet heute, wo ich mich sowieso nicht so fit fühlte!
Als ich alles sauber gemacht hatte und die Sachen zurückbrachte, wurde mir erstmal bewusst, dass ich Kasimir vorhin überhaupt nicht ausreden lassen hab. Was er mir wohl sagen wollte? Das Gespräch war zwar trotz meines kleinen Geständnisses locker geblieben, aber so wirklich wusste ich immer noch nicht woran ich war. Geschweige denn was das zwischen uns ist. Ob er wütend deswegen war und deshalb so schnell gegangenen ist? Dieser Hund, hatte aber auch immer das "perfekte Timing."Es war sechzehn Uhr. Ich lag in meinem Bett und starrte geknickt die Decke an. Ich hatte die letzten Stunden damit verbracht, Laura anzurufen und zur Sau zu machen, weil sie mich verarscht hatte, etwas gegessen, sofern es mein Magen zugelassen hatte und das Internet nach Kasimir durchforstet. Sogar einige seiner Musikvideos, hatte ich mir angeschaut. Das, was er dort in einigen Videos verkörperte und diese aggressive, aber auch teilweise vulgäre Ausdrucksweise, hatte mich jedoch erstmal ziemlich geschockt. Das war tatsächlich ein ganz anderer Kasimir. Und ich konnte nun verstehen, warum Laura meinte, ich soll aufpassen. Er rappte über Frauen als wären alles Bitches und als würde er tatsächlich jeden Abend eine andere im Bett haben. Es gab auch Songs, die nicht so heftig waren. Die gefielen mir richtig gut und sprachen mich etwas eher an.
Nachdem ich mir auch einige Interviews angeschaut hatte, stieß ich auf eins, der etwas neueren. Was mir dort jedoch aufgefallen war, war das er irgendwas meinte mit, seine Traumfrau hätte ihm geschrieben. Was auch der Grund für meine derzeitige Stimmung war. Ich konnte ja verstehen, wenn andere etwas erzählten, was gegebenenfalls nicht stimmte, doch das kam von ihm selbst.
Ping! Ertönte es in meinem Handy und ich blickte auf das Display:Bin in einer halben Stunde da
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Ohne Dich/Kasimir Fan Fiction
FanfictionBonnie ist eine einundzwanzig Jahre alte Studentin, die mit ihren Eltern und ihrem Hund Chicco, in einem ruhigen Dorf in der Nähe von Berlin wohnt. Sie ist oft allein, da ihre Eltern ständig auf Geschäftsreisen sind. Eines Tages zieht im Haus nebena...