Kapitel 38

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Ob es wohl um Drogen ging? Zurzeit war deswegen, in den sozialen Netzwerken, wieder die Hölle los. Die Kommentare über Kasimir verloren nur noch an Niveau und gefielen mir absolut nicht. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie Kasimir sich fühlen musste, wenn er solche Dinge las. Abgesehen von den Beleidigungen gegen seine Musik, waren auch viele persönliche Kommentare dabei, wie dass er ständig auf Droge wäre und nicht klarkäme. Das er der größte Junkie ist. Bei Interviews ständig drauf - und das war noch harmlos. Obwohl ich ihn ja schon ein paar Mal zu seinen Terminen begleitet hatte und hundertprozentig wusste, dass er vorher keine Drogen genommen hatte. Auch sonst, war mir bis auf sein gekiffe nie etwas aufgefallen. Wenn das die Leute störte, dann will ich gar nicht wissen, wer von denen sich nicht selber 'nen Joint reingehauen hat, bevor er solche Kommentare verfasste. Als wären alle Engel! Die Sache mit dem Koks bei der Party damals, war ja auch nur eine Vermutung von mir gewesen, dass er da mitgemacht hatte. Ich weiß echt nicht, wie manche Menschen so über jemanden urteilen können, den sie nicht kennen. Hoffentlich las Maria sich den ganzen Schwachsinn nicht durch. Fakt war, ich muss trotzdem mal mit ihm über diese Gerüchte sprechen. Vielleicht wäre heut Abend ja ein guter Zeitpunkt, das Thema generell einfach mal anzusprechen. Wer weiß, vielleicht war ich ja auch der Blindfisch in dem ganzen Becken.
,,So, jetzt erzähl mal. Wie seid ihr zusammen gekommen?", riss mich Felix plötzlich aus meinen Gedanken und rutschte auf den Platz neben mir.
,,Junge, Quatsch, sie nicht damit voll", rief Dilo dazwischen.
,,Alles gut," sagte ich und lächelte verlegen.
,,Du musst nicht nett sein! Die müssen nicht alles wissen!", sagte Tarek und zwinkerte mir zu. War es so offensichtlich?
,,Ok, ok. Sorry! Geht mich ja auch nichts an. Was machst du denn sonst so?", fragte Felix und blickte mich erwartend an. Ich war mir nicht sicher, warum er so extrem neugierig war, was mich oder die Beziehung zwischen mir und Kasimir betraf, doch sofern es ja nur um mich ging, konnte ich ja auf das ein oder andere eingehen.

Wir redeten also eine Weile viel über Musik, seine eigene Karriere und mein Studium. Ich erfuhr, dass Felix ebenfalls ein Rapper ist und auch schon Songs mit Kasimir aufgenommen hat. Das musste wahrscheinlich der Grund sein, weshalb er mir so bekannt vorkam. Und genau wie Kasimir, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, mal ein paar Klamotten für ihn zu designen. Ich antwortete ihm, dass ich es mir überlegen würde. Es war immerhin von Vorteil, sich jede Option offenzuhalten.
Als Kasimir mit Airon, Chapo und zwei Flaschen Wodka zurückkehrte, stieg die Stimmung erst richtig an. Alle waren am Trinken und Feiern. Felix erzählte nach ein paar Shots so unnormal viel, egal welches Thema es gab, er hatte dazu eine Geschichte. Chapo war die ganze Zeit am Witze machen. Er war echt lustig. Airon, Kasimir und Lauin, redeten über ihre Zukunftspläne, was ihre Musik anging. Ich erfuhr, dass Lauin mit Dilo verwandt war. Ähnlich sahen die beiden sich aber absolut gar nicht. Dilo und Tarek beredeten auch die ganze Zeit irgendwas Wichtiges, zumindest sah es so aus. Wahrscheinlich ging es um BEK. Während Dilo sich ein Glas nach dem anderen gab, blieb Tarek nüchtern. Er war auch der einzige und wirkte wie ein Papa, der auf seine Jungs aufpasste. Vielleicht musste er später auch noch fahren. Was vielleicht gut für Kasimir und mich war, denn dann müssten wir später nicht betrunken durch die Stadt, nach Hause laufen. Die restlichen Leute, die noch auf der Party waren, waren Freunde von Airon und nur flüchtige Bekannte von Kasimir, wie ich es im Laufe des Abends erfuhr. Mir machte es nach einer Weile auch gar nichts mehr aus, das einzige Mädchen zu sein. Die Jungs waren super lieb und ich hatte meinen Kasimir.

Nach knapp zwei Stunden, hatten alle schon einen ziemlichen Pegel. Ich stand mit Felix gerade am offenen Fenster, in der Nähe der Wohnzimmertür und goss ihm noch einen Shot ein, während er mir von einem Videodreh erzählte. Kasimir, war kurz zur Toilette gegangen und wollte noch für Nachschub sorgen. Plötzlich ging mit einem kräftigen Schwung die Tür auf und zwei Mädels kamen laut jaulend herein.
,,Yo, wir sind am Start, jetzt geht die Party richtig los!", rief die mit den braunen Locken und hielt dabei zwei Jack Daniels Flaschen in die Luft, während die Blonde sie anfeuerte, als hätte sie gerade beim Marathon gewonnen. Ein paar der Jungs, die ich nicht kannte und die ebenfalls unmittelbar, an der Tür standen, jubelten zurück und begrüßten die beiden sofort. Der Rest bekam das gar nicht mit, weil die Musik so laut war oder hob nur kurz den Kopf, um zu schauen, was los war. Das Mädchen, mit den braunen Locken, kapselte sich von der Traube, die sich an der Tür gebildet hatte, ab und blickte sich im Raum um, als würde sie jemanden suchen.
,,Veroooo!", rief Felix auf einmal zu ihr rüber. Sie drehte sich zu uns und winkte ihm mit einem breiten Lächeln zu. Als sie mich bemerkte, verschwand das Lächeln und änderte sich zu einem kritischen Blick. Ich bekam ein mulmiges Gefühl, während diese sogenannte Vero auf uns zukam. Sie war ungefähr so groß wie ich, aber ein wenig kräftiger, trug eine helle Jeans und eine dunkelgrüne Bomberjacke darüber. Dann stellte sie sich direkt vor Felix und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund.
Na toll, die Freundin! Und ich stand hier mit ihrem Freund allein, abseits von allen am Fenster und trank mit ihm Wodka. Da kam mir doch gleich der Spruch in den Kopf: Es ist nicht so wie es aussieht. Ich hasste diesen Spruch, den in den meisten Fällen, war es tatsächlich genauso wie es aussah, nur dieses Mal eben nicht!
,,Und wer bist du?", fragte sie kalt und positionierte sich vor mir, wie ein Pitbull, der gleich auf mich losging, wenn ich auch nur ein falsches Wort sagte.
,,Hey, ich bin Bonnie. Die Freundin von Kasimir", antwortete ich so freundlich wie nur möglich und hielt ihr einen Gläschen mit Wodka hin. Keine Ahnung, warum ich es tat, aber ihre leicht gewaltbereite Ausstrahlung, machte mich irgendwie nervös. Sie sah mich für einige Sekunden mit ihrem durchdringenden Blick an. Dann änderte sich ihre Miene plötzlich mit einem Schlag und ein ziemlich falsches Lächeln kam zum Vorschein. ,,Danke... BONNIE!", betonte sie meinen Namen und nahm mir das Glas aus der Hand.
Ich fühlte mich extrem unwohl in ihrer Gegenwart und hoffte, dass Kasimir endlich zurückkam.
,,Schatz, Bonnie studiert Modedesign. Richtig gut! Hab gefragt, ob sie mir mal ein paar Klamotten machen kann."
,,Ist das so!", antwortete sie, während sich mich mit ihrem falschen Lächeln fixierte und widmete sich dann liebreizend Felix zu. ,,Dann kannst du uns doch bestimmt mal für einen Moment allein lassen, damit wir ein bisschen über Mädelskram reden können"
,,Klar", Felix gab ihr einen Kuss, ,,Bis später, Bonnie!"
Ich lächelte gequält, denn innerlich dachte ich : Geh nicht!

Ohne Dich/Kasimir Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt