Kapitel 16

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Sie setzte sich an den Küchentisch und sah mich an.
Dann holte sie tief Luft.
,,Dein Vater und ich werden uns scheiden lassen!"
Für einen Moment herrschte absolute Stille.
,,Du weißt, wir lieben dich und, daran wird sich auch nichts ändern, aber zwischen deinem Vater und mir funktioniert es nicht mehr. Wir sehen uns kaum und haben uns einfach auseinander gelebt", redete sie ruhig weiter und beobachtete genau meine Reaktion. Ich war wie erstarrt und wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste nur, dass es mich sehr traurig machte und mir langsam die Tränen über die Wangen liefen.
,,Ändert das doch und sorgt dafür, dass ihr euch öfter seht."
,,Schatz, es ist nicht nur das... ", sie zögerte, bevor sie weiter sprach, als würde sie abwägen, ob es richtig war, mir noch mehr Einzelheiten zu erzählen.
,,Was ist denn noch?", fragte ich verunsichert.
Sie atmete erneut tief ein, ,,Dein Vater hat eine andere Frau kennengelernt."
Bam! Das hatte gesessen!
Ich konnte es nicht fassen und fing an richtig zu weinen. Vor Trauer, vor Enttäuschung, vor Wut. Ein Haufen Gefühle, die mich alle auf einmal überwältigten. Meine Mutter stand auf und kam zu mir, um mich in den Arm zu nehmen.
,,Es tut mir leid mein Schatz, doch mach dir keine Sorgen. Wir schaffen das!"

Für mich war der ganze Tage gelaufen. Ich fühlte mich elend, war todtraurig und wütend zugleich.
Ich hatte noch ein langes Gespräch mit meiner Mutter geführt, wie es nun für uns weiter gehen soll. Meine Eltern wollten das Haus verkaufen und meine Mutter hat vor, sich dann nach einer schönen großen Wohnung für uns beide und Chicco umschauen. Da sie selbst sowieso viel auf Reisen ist, würde dies ihrer Meinung nach ausreichen. Die Wohnung wäre dann mehr oder weniger sowieso erstmal für mich.
Das Ganze würde die nächsten Wochen schon über die Bühne gehen, daher sollte ich mich doch schonmal mit umschauen. Ob ich damit einverstanden war oder nicht, spielte keine Rolle, daher nahm ich es einfach hin, was sie sagte. Dabei wollte ich das alles nicht! Nach dem Gespräch, war ich den ganzen Nachmittag in meinem Zimmer geblieben, hatte geweint und versuchte das ganze erstmal zu verarbeiten. Es war eine Sache, sich manchmal zu fragen, ob es nicht besser wäre, wenn sie getrennte Wege gehen würden, doch eine andere, wenn es, tatsächlich passierte. Vor allem unter solchen Umständen. Irgendwo hatte ich meine Eltern für ihre Art von Beziehung jedoch auch bewundert. Sie bewiesen mir, dass die Entfernung keine Rolle spielte und jahrelang hatte das auch super funktioniert, doch es war wohl eindeutig zu lange. Jetzt saß ich an meinem Laptop ubnd sah mir Wohnungen in Berlin an. Mein Handy klingelte. Es war Kasimir.
,,Hey", begrüßte ich ihn und versuchte meine Trauer zu unterdrücken.
,,Hey Babe, bin gerade bei Mubies Cookies in Kreuzberg. Übergeil. Gleich gehts los nach Köln. Was machst du?"
,,Ah ok, ach nichts Besonderes. Dachte, ihr seid schon unterwegs."
,,Nee, Dilo hat das noch klargemacht. Bisschen Promotion. Ist ein Bekannter von ihm und der hat den Laden neu eröffnet, weißt du."
,,Ach so."
,,Ich hab leider nicht so viel Zeit, aber ich meld' mich, wenn wir unterwegs nach Köln sind nochmal. Is alles ok?"
Ich zögerte kurz und überlegte, ob ich ihm sagen sollte, was los war, allerdings wollte ich auch nicht stören, wenn er jetzt eh keine Zeit für mich hatte.
,,Bin nur müde. Alles gut."
,,Sicher?"
,,Jap und jetzt mach da dein Ding weiter. Ich warte auf deine Nachricht später."
,,Ok", er machte eine kurze Pause, ,,Ich vermiss' dich," sagte er und es klang, als wären ihm die Worte nicht allzu einfach über die Lippen gekommen. Das war süß und brachte mich zum Lächeln.
,,Ich vermisse dich auch."
,,Meld mich nachher. Bye."
,,Bye." Ich legte auf und ließ das Handy auf meine Brust sinken. Der Satz, hatte mich gerade echt aufgemuntert. Dieser Junge hatte mir absolut den Kopf verdreht. Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen, mich auf ihn eingelassen zu haben.

Meine Ma und ich saßen gerade in der Küche beim Abendessen, als ihr Arbeitshandy im Büro nebenan klingelte.
,,Leute, ich hab frei", sagte sie genervt und stand auf.
,,Geh nicht ran!", sagte ich und sah ihr nach, wie sie Richtung Büro ging.
,,Ich muss leider!", rief sie zurück und verschwand hinter der Ecke.
Nach zehn Minuten kam sie wieder, mit einem Gesichtsausdruck, bei dem ich genau wusste, was gleich kommen würde. Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich zurück auf ihren Platz und sah mich an.
,,Bonnie, es tut mir leid, ich... ", bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, ließ ich alles auf meinem Teller liegen, schob den Stuhl zurück und stand auf. Ich kochte vor Wut und hätte sie und vor allem ihren Boss, am liebsten angeschrien, doch ich riss mich zusammen und verließ wortlos den Raum. In meinem Zimmer schnappte ich mir mein Kissen und schrie aus voller Kraft hinein. Chicco, der auf seiner Decke lag, schreckte hoch und kam direkt zu mir gelaufen, um zu checken, ob alles in Ordnung war.
,,Sorry Chicco", sagte ich als ich fertig war und streichelte ihm über den Kopf. Dann nahm ich mein Handy und schrieb Nicole eine Nachricht.

Kannst du mir was zum Rauchen besorgen?

Prompt kam eine Antwort zurück.

Klar, komm vorbei.

Ich zog meinen Hoodie an und meine Shorts, schnappte meine Autoschlüssel und ging runter.
,,Bonnie? Wo willst du hin?", rief meine Mutter, als ich den Flur entlang zur Haustür stürmte.
,,Mich abreagieren!", rief ich zurück und ließ die Haustür hinter mir zuknallen. Mit schnellen Schritten ging ich zu meinem Auto. Es war ein Audi Q5 Sportback und ich liebte es!
Ich fuhr die Einfahrt runter, öffnete mit der Fernbedienung das Eingangstor und fuhr los. Nicole wohnte fünfzehn Minuten von mir entfernt. Als ich ankam, hatte ich mich schon ein klein wenig beruhigt, war aber trotzdem noch sehr aufgebracht wegen allem. Ich klingelte in dem Neubauhochhaus und blickte in die Kamera.
,,Bonnie!", kam eine fröhliche Stimme aus der Sprechanlage, daraufhin ertönte ein lautes Surren und die Tür öffnete sich automatisch. Ich stieg in den Fahrstuhl und fuhr in den dritten Stock, verließ den Flur und lief den langen Balkon entlang, der sich über das gesamte Stockwerk zog. Welche Nummer wohnte sie nochmal? Überlegte ich und sah auf die Klingelschilder der Wohnungen, als zwei Türen vor mir, Nicole herauskam.
,,Meine Liebe, da bist du ja", sagte sie mit einem strahlen und umarmte mich stürmisch.
,,Komm rein, wir feiern gerade eine kleine Party."

Ohne Dich/Kasimir Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt