Kapitel 18

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,,Bonnie, was geht? Die Party steigt drin!", sagte er und blickte über meine Schulter auf den Handybildschirm.
,,Alter Kasimir, was geht Dikka? Ich bin ein riesiger Fan! Die neue Single mit Dilo ist mega. Ich feier' deine Musik so unnormal."
,,Danke Dikka", sagte Kasimir locker und lachte.
,, Ja, ja, Riba, Riba, Wodka, Tequila, 'ne."
,,Ha, Ha, ja man!"
,,Auch richtig geiles Videos, mit den heißen Girls, Alkohol, Strand. Beste Leben! Bist du in Berlin?"
,,Nee, Köln Dikka."
,,Und was machste so?"
,,Ja viel zu tun, im Studio Songs aufnehmen, Videodreh und so. Und jetzt erstmal bisschen im Hotel chillen und mit meiner Frau telefonieren, 'ne."
Stephan verstummte für eine Sekunde, als ihm dämmerte, dass Kasimir mich damit gemeint hatte.
,,Ey sorry Dikka! Ich wusste nich, dass sie deine Frau ist. Keine Sorge, ich, fasse sie nicht an! Ich feier' dich. Bist echt korrekt."
,,Alles gut Dikka. "
,,Grüß ma Dilo und vielleicht können wir mal zusammen ein trinken gehen, wenn du wieder in Berlin bist."
,,Ma schauen Dikka, weißt doch, viel zu tun."
,,Ja weiß schon. Alles klar, dann schönen Abend noch. Tschau."
,,Tschau."
Stephan winkte noch einmal in die Kamera und ging dann wieder ins Wohnzimmer. Kurz herrschte eine sehr unangenehme Stille zwischen mir und Kasimir. Zumindest empfand ich es so, da er nicht in die Kamera schaute und irgendetwas anderes machte. Ich wusste auch nicht ganz, was ich nun sagen sollte.
,,Is er weg?", fragte Kasimir plötzlich und stand vom Bett auf.
,,Mmh."
Er ging mit dem Handy auf seinen Balkon und ich hörte das Klicken von seinem Feuerzeug. Dann sah ich, wie er einen Joint in der Hand hielt und rauchte.
,,Wer war der Vogel?", fragte er, wirkte aber noch ziemlich gelassen dabei.
,,Von Nicole der Arbeitskollege. Hab ihn selbst erst, vorhin kennengelernt. Sorry wegen ihm. Ich wusste nicht, dass sie Besuch hat."
,,Seid ihr am Trinken?"
,,Naja – ja, ein wenig", druckste ich.
,,Ok, wie kommst du nach Hause?"
Auch wenn ich mich gerade wie in einem Verhör fühlte, war dies eine gute Frage. Auf die ich absolut keine Antwort hatte. Ich wusste nicht mal, ob ich mein Portemonnaie dabei hatte.
,,Taxi, denk' ich."
Er sagte nichts, doch ich merkte, dass ihm das ganze jetzt absolut nicht mehr passte. Ich stellte mir vor, wie es umgekehrt wäre. Allein der Gedanke daran, dass er besoffen auf irgendeiner Party, mit fremden Tussis ist, wovon eine, während wir telefonieren, an seiner Seite erscheint, kam mir das kotzen. Ich wäre wahrscheinlich explodiert vor Wut. Nach dieser Erkenntnis bekam ich ein schlechtes Gewissen.
,,Kasi, es tut mir leid. Ich wusste nicht das sie hier 'ne Party feiert, ich wollte eigentlich nur was zu rauchen bei ihr holen und den Kopf frei kriegen. Meine Ma ist wieder zu Hause und hat mir erzählt, dass sie sich scheiden lässt, weil mein Vater 'ne andere hat. Wir müssen das Haus verkaufen und sie lässt mich wieder hier allein mit allem sitzen und geht arbeiten. Ich...ich bin einfach fertig", schluchzte ich die letzten Worte und brach in Tränen aus.
,,Babe, alles gut, beruhig dich. Is scheiße mit deinen Eltern, kann dich voll verstehen. Aber mach keine Dummheiten deswegen!"
Der Alkohol und all meine negativen Gefühle, hatten mich überrannt. Und die Lust auf Party war mir vergangen.
,,Ich will nach Hause", schluchzte ich.
,,Soll ich wen schicken, der dich abholt?"
Ich konnte kaum antworten und nickte nur.
,,Ok, schick mir dein Standort, ich schick, wen vorbei."
Ich nickte erneut und sendet ihm den Standort zu.
,,Fuck , Babe, hör auf zu weinen, ich kann das nich mit ansehen. Ich würde dich gern in den Arm nehm und bin nich da!"
,,Ich wünschte auch du wärst hier", schluchzte ich und versuchte mich erneut,vergebens, zu beruhigen.
Nach ein paar Minuten, hatte ich mein Geheule dann doch etwas unter Kontrolle bekommen. Kasimir war währenddessen hin und her gelaufen, fluchte darüber, dass er nicht da sein konnte und hatte seinem Kumpel geschrieben, damit der mich abholte.
,,Es geht wieder", sagte ich und wischte mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht.
,,Mein Kumpel Hassan ist gleich da, er bringt dich nach Hause. Wo muss er klingeln?"
,,Bei Kravic."
,,Alles klar, ruf an, wenn du zu Hause bist. Ok Babe?"
,,Ok."
,,Bis später."
Ich legte auf, kam noch ein wenig zur Ruhe, bevor ich ins Wohnzimmer ging, um meine Sachen zu holen.
,,Wo ist Nicole?", fragte ich Stephan und Marvin, die mich ansahen als hätte ich gerade wen umgebracht.
,,Kurz bei ihrer Nachbarin. Was ist passiert?", fragte Stephan und sprang vom Sofa auf.
,,Ach, kurzer Breakdown. Ich werd' jetzt abgeholt, sagt ihr Nicole Bescheid?"
Marvin nickte. Ich nahm meine Sachen, doch Stephan ließ nicht locker und folgte mir in den Flur.
,,Ich hoffe das ist nicht, weil ich euren Anruf gestört hab. Gab's Stress?"
,,Quatsch nein!"
,,Ok, weil ich wusste das nicht. Du bist halt voll die Hübsche und ich dachte, du hast keinen Freund und so."
,,Alles gut Stephan, es ist wegen meiner Eltern. Ich will jetzt nach Hause!", sagte ich und öffnete die Haustür.
,,Aber wie kommst du nach Hause?"
,,Ich werde abgeholt."
,,Ok, sieht man sich mal wieder? Bestell Kasimir, schöne Grüße."
Bestimmt, mach' ich! Tschau." sagte ich im Laufen und ging ins Treppenhaus, wo der Fahrstuhl war. Ich fühlte mich elendig und war immer noch angetrunken oder wahrscheinlich auch schon betrunken. Kasimir, hatte mir eigentlich gesagt, ich sollte warten, bis sein Kumpel klingelt, doch ich wollte aus der Wohnung einfach nur noch raus. Ich setzte mich am Hauseingang auf die Treppenstufen und öffnete WhatsApp. Dann schickte ich Kasimir eine Nachricht.

❤️ Danke

Ich war froh das Kasimirs Kumpel mich während der Fahrt nicht vollblubberte. Ihm musste aufgefallen sein, dass es mir nicht so gut ging oder Kasimir hatte ihn vorab, über meine Lage informiert. Was auch immer der Grund war, ich war froh, dass er nur Musik laufen ließ.
Zu Hause angekommen, bedankt ich mich bei ihm für das nach Hause bringen und steuerte direkt auf die Haustür zu. Chicco kam von oben herunter, auf mich zugestürmt, nachdem ich das Haus betrat, weil er sich so freute, mich zu sehen. Wenigstens einer, dachte ich und kuschelte ihn erstmal ordentlich durch. Dann ging ich nach oben in mein Zimmer und legte mich aufs Bett, um wie versprochen Kasimir anzurufen. Doch diesmal ohne Video. Ich hatte im Spiegel vom Flur erstmal gesehen, wie fertig ich aussah und es musste ja nicht sein, dass er mich in diesem Zustand nochmal sah.
,,Bin zu Hause", fing ich das Gespräch an, als er abnahm.
,,Ja, hat er mir auch gerade geschrieben. Gehts wieder?"
,,Na ja."
Kurze Stille trat ein, bevor Kasimir, unser Gespräch fortsetzte.
,,Warum hast du mir nicht gesagt, was los ist?"
,,Keine Ahnung, ich wollte dich nicht stören."
,,Babe, im ernst? Und stattdessen betrinkst du dich lieber mit irgendwelchen Kerlen?"
,,Ich hab dir gesagt, wieso ich zu Nicole gefahren bin."
,,Das heißt nich, dass du da auch saufen musst, vor allem wenn du mit Auto bist."
,,Was soll jetzt das Verhör. Bist du mein Vater oder was ist hier los?", regte ich mich auf.
,,Was Vater! Find' s einfach scheiße, dass du nichts gesagt hast und dann sowas abziehst."
,,Erzählst du mir etwa sofort alles? Ich denke nicht! Ich hab doch keine Ahnung, wer du wirklich bist und was du den ganzen Tag wirklich treibst, seit du weg bist. Du erzählst mir was, heute so, morgen so! Weiß ich, ob das alles stimmt? Keine Ahnung. Ich find' das auch scheiße!"
Kasimir schwieg.
,,Siehst du! Du kannst mir nicht mal darauf antworten! Ich hör' ständig Sachen von anderen Leuten über dich und muss damit klarkommen und du erzählst einfach nichts von dir. Ich weiß nicht mal, was du eigentlich von mir willst!"
Kaum hatte ich das ausgesprochen, bereute ich es. So hatte ich eigentlich nicht vorgehabt den Satz zu formulieren, doch meine Wut in Kombination mit dem Alkohol, ließ sich nicht bremsen.
,,Werd erstmal nüchtern! Kein Bock, gerade auf so'n Scheiß", sagte er trotz allem, noch sehr gefasst und ein paar Sekunden später, ertönte das Tuten.


Ohne Dich/Kasimir Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt