Kapitel 12

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Ich lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und sah fern, als Kasimir völlig selbstverständlich durch die Tür spaziert kam. Er trug einen schwarzen Hoodie mit Kapuze, die er sich aufgesetzt hatte und eine dunkle Jeans. Am Handgelenk funkelte eine goldene Rolex mit rotem Ziffernblatt und am Hals die dicke Goldkette.
,,B, was geht?", er hob meine Beine an, setzte sich auf das Sofa und legte sie auf seinem Schoß wider ab. Dann nahm er die Kapuze herunter und zupfte seine zerzausten Haare zurecht. Während ich ihn, bei all dem beobachtete, dachte ich nur daran, wie unglaublich sexy ich ihn gerade fand, was mich unglaublich ärgerte. Denn ich musste auch ständig an das Interview denken und war eigentlich ziemlich genervt deswegen.
,,Redest du nich mehr mit mir?"
Er riss mich aus meiner Trance heraus, ,,Doch klar, hey. War nur in Gedanken."
,,Woran haste gedacht?"
,,Das geht dich gar nichts an."
,,Sag mal", er kniff mich leicht in den Oberschenkel. Was einen kurzen Schmerz hinterließ.
,,Aua! - Und nein!", ich zog meine Beine von ihm weg und setzte mich gerade hin.
,,Gehts dir eigentlich besser?"
,,Auf jeden Fall besser als heute Mittag."
,,Weißt du überhaupt, was du dir da gestern reingezogen hast?"
,,Soll ich ehrlich sein? - Ich habe keine Ahnung!"
,,Speed. Nicht ganz so heftig wie Koks, aber es ballert."
Erst jetzt fiel mir auf, dass er wirklich ziemlich viel mit Drogen zu tun hatte. Musik darüber machen, war ja die eine Sache, doch wenn ich daran denke, wie viel er in den letzten Tagen gekifft hatte, war das schon eine Menge. Dazu kam das Trinken und noch Nase ziehen. Ob er das wohl häufig machte?
,,Hm ok – Na ja, war ne nette Erfahrung", sagte ich gelassen und zuckte mit den Schultern.
Er schmunzelte, ,,Du bist echt einzigartig."
,,War das etwa gerade ein Kompliment?"
,,Vielleicht."
,,Ich fühle mich geehrt, oh großer Kasi", und verbeugte mich.
,,Ha ha, ok. Dilo, holt mich übrigens gegen acht ab."
,,Na dann."
,,Wow, was los? Du bist irgendwie so, kratzbürstig?"
,,Kratzbürstig?", wiederholte ich fassungslos.
,,Im Ernst. Hab ich irgendwas gemacht?"
,,Weiß nicht, vielleicht hast du mir ja verschwiegen, dass du eine andere am Start hast", platze es plötzlich aus mir heraus und im gleichen Moment, bereute ich es.
Sein Grinsen verschwand sofort.
,,Ich hab im Internet ein Interview gesehen, bei dem du gesagt hast, dass deine Traumfrau sich gemeldet hat. Kein Plan, ich bin einfach irgendwie verwirrt, was uns angeht."
,,Hm ok", er überlegte kurz, ,,Du meinst das Sputnik Interview, oder?"
Ich nickte. ,,Mir hat da halt eine bei Insta geschrieben, die heiß aussah. Wir kannten uns da doch auch noch gar nicht. Denkst du, ich wäre so zu dir, wenn ich eine Freundin oder sowas hätte?"
,,Keine Ahnung. Ich weiß nicht wie wärst, is ja nicht so, als hättest du irgendwas bei mir versucht."
Ich konnte meine Wut nicht zügeln, genauso wenig wie meine Zunge. Kasimir sah mich nun nicht mehr an, sondern lehnte sich nach vorne, die Arme auf seine Oberschenkel gestützt und blickte auf den Teppich, der in der Mitte vom Wohnzimmer lag.
,,B, das ist genau das, worüber wir vorhin geredet haben!", er stand auf. ,,Frag mich doch einfach, wenn du was wissen willst." Er wirkte leicht verärgert und ich konnte es nachvollziehen. Ich hatte ein wenig übertrieben und mir einfach etwas zusammengereimt, was ich im Internet gesehen hatte.
,,Sorry. Ich war mir einfach nicht sicher, was das zwischen uns zu bedeuten hat."
Er schüttelte spöttisch den Kopf.
,,Dein Ernst? - Bin kurz draußen telefonieren!" Er verließ das Wohnzimmer und ich saß da wie bestellt und nicht abgeholt.
Ich glaube, ich hatte unseren Abend und eventuell zukünftige soeben versaut. Er würde sich bei einer wie mir sicher nicht mehr melden.
,,Fuuuuuuck!", schrie ich in mein Kissen, während ich es in mein Gesicht drückte. Wieso war ich so doof. Es war doch alles gut gewesen. Wir hatten uns super verstanden, alles war entspannt und ich wollte doch auch genau das! Einen Typen, der nicht sofort zur Sache ging. Und Kasimir hatte nicht ein einziges Mal etwas getan, bei dem ich mich unwohl gefühlt hätte oder was ich nicht wollte. Im Gegenteil, ich war ja die, die sich gestern auf seinem Schoß niedergelassen hatte. Und nun warf ich ihm das vor, dass er so war?
,,Ahhhhhhhr,"ich drückte mir erneut das Kissen vors Gesicht. Dafür könnte ich mich selbst Ohrfeigen! Wenn ich die Sache noch irgendwie kitten konnte, dann war das meine letzte Chance! Ich musste das irgendwie wieder gerade biegen!
Schnell sprang ich auf und ging in den Garten. Kasimir stand am Pool und telefonierte, während er nebenbei einen rauchte. Ich ging zu ihm rüber.
Als er mich kommen sah, beendete er schnell das Gespräch, ,,Ok Digga, bis dann! Tschau."
,,Kasi, es tut mir wirklich leid. Ich hätte dir vertrauen sollen und einfach fragen müssen. Für mich ist das alles neu. Normalerweise ist das Internet nicht voll, von einem Typen, den du erst kennengelernt hast und ziemlich gerne magst."
Er sah mich an, ,,Passt schon B."
Passt schon? Das irritierte mich gerade. Hieß das so viel wie, interessiert mich jetzt auch nicht mehr, weil wir uns nie wieder sehen oder hatte er tatsächlich so schnell meine Entschuldigung angenommen?
,,Ähm, ok – es tut mir übrigens auch leid, dass ich gesagt hab, dass du nichts versucht hast. Das war einfach nur ne dumme Aussage. Vergiss es einfach wieder!"
,,Du warst nur ehrlich", sagte er ebenfalls gelassen und hielt mir den Joint hin. Ich griff danach und zog kräftig daran. Mit einem Husten, gab ich ihn, ihm zurück, ,,Was ist das?"
,,Sagen wir mal, eine etwas stärkere Mische," und er grinste.
,,Im Ernst, ich fühle mich echt mies. Du bist immer so nett zu mir und ich?"
,,B Chill! Alles gut."
,,Mh, ok."
,,Ich bin gerne mit dir zusammen", sagte er und lächelte. Hatte er gerade gesagt, er war gerne mit mir zusammen?
,,Du bist du selbst, gibst nicht vor jemand anderes zu sein und siehst eine Seite an mir, die manche andere nicht sehen. Ich schätze deine Ehrlichkeit, wirklich."
,,Danke", sagte ich verlegen. Ich war überglücklich, dass er mir verzieh und ich nun endlich wusste, wo ich bei ihm stand.
,,Übrigens kann man dich von hier draußen sehen," fügte er noch hinzu und zwinkerte. Ich lief rot an und sah zu dem riesigen Panorama Fenster vom Wohnzimmer, wodurch man ja einen super Blick auf alles hatte.
,,Joa", brachte ich nur heraus und grinste verschmitzt.
Na toll! Wenn ich eine Strichliste führen müsste, mit Peinlichkeiten in seiner Gegenwart, wäre diese definitiv damit vollständig.
Wir standen schweigend da. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt sagen sollte und blickte umher, während er seinen Joint weiter rauchte und mich beobachtete. Warum tut er das? Das machte mich nur noch nervöser! Ich fühlte mich gerade wie eine elfjährige, die vor ihrem Schwarm stand und kein Wort herausbekam, wie in einem dieser Teenie Filme. Als ich gerade zum Pool schaute, spürte ich plötzlich einen kräftigen Druck an meinem Rücken und mit einem lauten Platscher, landete ich drin.

Ohne Dich/Kasimir Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt