Langsam öffnete ich die Augen und starrte, schlecht gelaunt, an die Decke. Ich hatte mich die ganze Nacht unruhig hin und her gewälzt. Zum einen, weil mir mega übel war und zum anderen, weil mir einfach klar wurde, wie beschissen gerade alles lief. In einem Moment war in meinem Leben alles ok, oder besser gesagt, fast alles und im nächsten Moment, brach alles auseinander. Obwohl Kasimirs Handy aus oder im Flugmodus war, hatte ich ihm etliche Entschuldigungs-Nachrichten hinterlassen – von denen er natürlich keine einzige gelesen hatte. Nicole hatte mich in der Nacht auch noch mit Stephan zugetextet. Wie toll er mich fand, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und so weiter. Zu all dem kam, dass ich 'nen übelsten Kater hatte.
Ich werde nie wieder Alkohol trinken! Dachte ich und hievte mich mühsam aus dem Bett.,,Morgen", sagte ich monoton als ich in die Küche getrottet kam. Meine Ma war bereits wach und machte das Frühstück. Auch bei ihr musste ich mich für meinen Abgang entschuldigen. Mir waren gestern irgendwie, ziemlich viele Sicherungen, durchgebrannt.
,,Morgen mein Schatz", sagte sie und musterte mich besorgt, während sie das Rührei zubereitete. ,,Wo warst du letzte Nacht und wo ist dein Auto?"
,,Bei Nicole. Hab es stehen lassen und mich vom Kumpel nach Hause bringen lassen ... Mama, es tut mir leid, dass ich gestern abgehauen bin. Es war einfach alles zu viel, irgendwie."
,,Schon gut, ich kann dich ja auch verstehen", beruhigte sie mich, ,,Auch wenn ich den Abgang gestern nicht gutheiße und die Tatsache, das du dein Auto einfach irgendwo herumstehen lässt. Ich weiß, ich bin viel arbeiten. Das ist schwer für dich, doch das ist mein Job! Ich mache ihn gern und er hat uns auch das ermöglicht, was wir jetzt haben."
,,Ich weiß", seufzte ich, ,,Nur wird das alles nicht mehr lange da sein."
,,Na ja, vielleicht nicht all das, was du hier siehst, aber du bist für die Zukunft definitiv versorgt. Es ist doch auch einfach viel zu groß für uns beide. Fühlst du dich nicht auch verloren in diesem riesigen Haus?"
Wo sie recht hatte. Ich fühlte mich hier absolut verloren. Doch es war auch immer noch unser Zuhause.
,,Na ja, wie du ja gestern mitbekommen hast, hat mein Boss angerufen. Ich muss heute noch nach Köln, für ein Projekt. Das ist nicht ganz ...", ,,Köln?" unterbrach ich sie und riss die Augen auf.
,,Ja, wieso?"
,,Kann ich mit?"
Meine Mutter sah mich entgeistert an.
,,Ähm, ich bin aber am Arbeiten und ...", ,,Das ist egal! Bitte nimm mich mit."
Sie musterte mich skeptisch. ,,Naja also, ich müsste noch ein Zimmer dazu buchen. Ich weiß nicht, ob das noch möglich ist."
,,Biiiittttte Mama! Es ist wichtig!"
,,Gehts um den Sohn von Maria?"
Ich errötete und sah sie verwundert an. Woher wusste sie das?
,,Ja meine Liebe, Mütter unterhalten sich über ihre Kinder. Maria war vorhin hier und berichtete mir, dass ihr Sohn nur noch von dir erzählt hat und ihr wohl am Wochenende sehr viel Zeit zusammen verbracht habt."
Ich wollte im Erdboden versinken. Mütter reden über ihre Kinder, was auch sonst. Ich strich mir verlegen durchs Haar, ,,Nun ja – haben wir."
,,Also gut, ich schaue mal, was sich machen lässt", sagte sie mit einem Augenzwinkern.
,,Oh danke, danke, danke", sagte ich voller Freude und umarmte sie stürmisch.Am späten Nachmittag waren wir beide auch schon auf dem Weg nach Köln. Wir hatten unsere Sachen gepackt, vorher noch mein Auto von Nicole abgeholt und Chicco zu Maria gegeben. Damit er die Tage nicht allein war. Während der Fahrt, erzählte ich meiner Ma, wer Kasimir eigentlich war, dass er bei uns übernachtet hatte und wie das Wochenende gelaufen war. Das Detail, dass wir Sex hatten, ließ ich natürlich weg, wobei sie sich das wahrscheinlich eh denken konnte. Ich erzählte auch, dass ich es mir wahrscheinlich nach dem gestrigen Abend mit ihm, ordentlich versaut hatte, denn sein Handy war zwar mittlerweile wieder an, doch gehört hatte ich noch immer nichts von ihm.
,,Weißt du mein Schatz, mit den Männern ist es nicht immer so einfach. Vielen von ihnen fällt es sehr schwer, über ihre Gefühle zu reden. Ich kann mir außerdem gut vorstellen, dass man, gerade als bekannte Persönlichkeit, sehr vorsichtig sein muss, wem man vertraut und wem nicht."
,,Aber er kann mir doch vertrauen."
,,Bonnie, vertrauen muss sich erst aufbauen. Zeig ihm weiterhin wie du zu ihm stehst und das Ganze wird sich schon von allein regeln."
,,Hmm", diese Antwort stimmte mich nicht zufrieden, ,,Er weiß eigentlich wie ich zu ihm stehe. Dabei möchte ich doch von ihm wissen, wie er zu mir steht."
,,Wo wir wieder bei dem Thema Gefühle sind", sagte meine Mutter.
,,Das ist kompliziert."
,,Das ist nicht kompliziert. Wenn er weiß, dass er dir vertrauen kann, wird er dir auch sein Herz öffnen. Und das müssen nicht immer Worte sein. Auch seine Taten zeigen dir, wie er zu dir steht."
Den restlichen Weg dachte ich über die Worte meiner Mutter ausgiebig nach. Wenn er mir vertraut, wird er mir sein Herz öffnen. Wiederholte ich die Worte immer und immer wieder in meinem Kopf.Als wir im Hotel eingecheckt hatten, war es bereits kurz vor Mitternacht.
Ich wollte gerade unter die Dusche, als eine Nachricht von Kasimir auf meinem Display erschien.Hey, wie geht's dir?
Mein Herz machte Freudensprünge. Die Nachricht war zwar sehr verhalten, aber das war nach der Aktion gestern auch kein Wunder. Ich war froh, überhaupt von ihm zu hören. Ich entschloss mich, ihn einfach anzurufen.
Aufgeregt drückte ich auf seinen Namen in der Kontaktliste. Bitte geh ran, dachte ich nur und umklammerte fest das Telefon, als das Rufzeichen ertönte.
,,Na", sagte er und klang müde dabei.
,,Hey. Ich dachte mir, ich ruf' dich an."
,,Ok."
Kurze Stille trat ein. Ich war nervös. Doch ich durfte das jetzt nicht versauen. ,,Was machst du?", fragte ich unsicher.
,,Bin im Hotelzimmer. War heut den ganzen Tag im Studio, Songs aufnehmen und so. Morgen Videodreh. Viel zu tun."
,,Ach so – mhm, ich würde gern mit dir über gestern reden", brachte ich vorsichtig über die Lippen.
,,Ok."
,,Also..., zuerst wollte ich mich bei dir wegen gestern entschuldigen. Ich war richtig, dumm – und betrunken. Und die Sache mit meinen Eltern, gibt mir auch nicht das Recht, dich so zu behandeln, wie ich dich gestern behandelt habe. Es war einfach nur idiotisch...also...es tut mir leid."
,,Mhm."
,,Ich wollte dir auch nochmal Danke sagen, das du deinen Kumpel geschickt hast, das er mich abgeholt hat. Das war auch nicht selbstverständlich."
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Ohne Dich/Kasimir Fan Fiction
FanfictionBonnie ist eine einundzwanzig Jahre alte Studentin, die mit ihren Eltern und ihrem Hund Chicco, in einem ruhigen Dorf in der Nähe von Berlin wohnt. Sie ist oft allein, da ihre Eltern ständig auf Geschäftsreisen sind. Eines Tages zieht im Haus nebena...