Kapitel 31

187 4 0
                                    

Wir hatten beschlossen, erst zu seiner Ma zu gehen und danach zum See.
Maria war überglücklich, als wir zusammen vor ihrer Tür standen. Sie hatte Kasimir eine kleine Standpauke gehalten, weil er seinen Koffer erst so spät gebracht hatte und das absolute Chaos vorfand, als sie hineinsah.
Als wir später am Esstisch im Wohnzimmer saßen, servierte sie uns dann ihren selbstgemachten Apfelkuchen. Er war so unglaublich lecker gewesen, dass Kasimir und ich, je zwei große Stücke davon verdrückt hatten. Marias schmunzeln deswegen, war mir nicht entgangen und obwohl sie es nicht ansprach, wirkte es, als wenn sie sich darüber freute, wie es derzeit zwischen uns beiden lief. Kasimir hatte immer wieder mit einem verlegenen Lächeln zu mir rübergeschaut und ich hätte jedes Mal dahin schmelzen können. Mir ist durchaus bewusst, dass das mit uns keine Bilderbuchstory ist, doch das machte das ganze ja auch irgendwie interessant. So sehr ich mir auch immer und immer wieder den Kopf um ihn zerbrach, so sehr genoss ich auch jeden Moment, den wir zusammen waren.
Nach zwei schönen Stunden verabschiedeten wir uns. Maria stand mit Kasimir in der Küche, während ich mir im Flur meine Schuhe anzog. Plötzlich hörte ich, wie Marias heitere Stimme, in einen strengen polnischen Ton umschlug. Ich blickte zu den beiden rüber und sah, wie Kasimir an der Kücheninsel lehnte und ihr aufmerksam zuhörte. Dabei wirkte er sehr ernst und nachdenklich. Was auch immer sie sagte, es schien sehr wichtig zu sein. Ob ich ihn später mal darauf ansprechen sollte? Maria bemerkte meinen Blick und brach schlagartig ihren Monolog ab. Ihr strenger Gesichtsausdruck fiel zurück, in die alt bekannte Heiterkeit, mit der sie auf mich zukam. ,,Meine Liebe, es war so schön, dass du da warst, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", liebevoll nahm sie mich in den Arm.
,,Na klar!", gab ich zurück und erwiderte ihre Umarmung.
,, Pass bitte auf, dass der kein Blödsinn macht!", sagte sie etwas leiser und deutete mit einem kritischen Blick auf Kasimir, der noch in der Küche stand und sich nun, mit der Gabel, noch ein paar Stückchen vom Apfelkuchen stibitzte.
,,Keine Sorge, ich pass' auf ihn auf!" Sie streichelte mir sanft über den Oberarm und warf mir einen Blick zu, der, wie ich es deutete, heißen sollte: Ich vertraue dir!

Nachdem Kasimir und ich, bei mir gewesen waren, um Chicco zu holen, machten wir uns auf den Weg zum See. Ich hatte zwischendurch immer mal wieder auf mein Handy geschaut, um zu checken, ob Laura sich gemeldet hatte, doch von ihr war bisher noch nichts gekommen. Das konnte doch eigentlich nur bedeuten, dass sie auch nichts herausgefunden hatte! Und das war gut!
Kasimir waren meine Blicke, auf mein Handy natürlich nicht entgangen, doch er sprach mich nicht darauf an. Er selbst, hatte wie sonst auch, sein Handy nicht ein einziges Mal angerührt. Er musste jedoch Airons Nachricht gesehen haben, denn immerhin hatte er auch Marias Nachricht gelesen. Ich fragte mich, ob er sich darüber Gedanken machte oder darüber, was Maria zu ihm in der Küche gesagt hatte, denn er war, seit wir losgegangen waren, sehr schweigsam.
Da ich ja mittlerweile wusste, wenn er so drauf war, hatte er auch keine Lust zu reden, akzeptierte ich unseren stillschweigenden Spaziergang. Wenn er bereit war, würde er schon reden.
Am See angekommen, ließ ich Chicco, von der Leine, der sich sofort seine Abkühlung im Wasser holte. Heute war das Wetter tatsächlich sehr angenehm. Beim letzten Mal konnte man es selbst im Schatten kaum aushalten. Heute dagegen schien zwar auch die Sonne, doch die ein oder andere Wolke, schob sich dann doch ab und zu davor, sodass sie nicht permanent auf einen herunterballerte. Ein paar Familien hielten sich noch auf der anderen Seite am Ufer auf, machten jedoch Anstalten, bald aufzubrechen, da bereits später Nachmittag war. Wir setzten uns nebeneinander ins Gras und Kasimir fing an, einen Joint zu drehen. Ich schloss die Augen und lauschte den Geräuschen der Natur, Chiccos geplansche im Wasser, die Kinder, die spielend auf der anderen Seite durch die Gegend liefen, die Eltern, die sich laut lachend unterhielten und der leichte Wind, der ab und zu durch meine Haare wehte. Dann vernahm ich das Klicken von Kasimirs Feuerzeugs und der Geruch von Weed zog mir in die Nase.
Mit einem Schlag öffnete ich die Augen und sah zu ihm rüber.
Er sah ebenfalls zu mir und lächelte, wobei er mir den Joint hinhielt.
,,Nein danke."
Er wirkte kurz irritiert und zog dann seine Hand zurück.
,,Ich wollte dich was fragen", brachte ich plötzlich über meine Lippen und wusste nicht, woher ich gerade den Mut nahm.
,,Schieß los!"
,,Gibt es viele Dinge, die ich nicht über dich weiß?"
Er blickte nachdenklich auf den See und ich spürte, dass er mit vielem gerechnet hatte, jedoch nicht mit so einer Frage. Dann sah er zu mir, ,,Mh ... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll."
Ein peinlich berührtes Lächeln kam über seine Lippen, ,,Klar weißt du vieles nicht, aber ich weiß doch auch noch nicht so viel über dich. Wir kennen uns ja jetzt auch noch nich so lang."
,,Naja du weißt schon ziemlich viel von mir! Zumindest das wichtigste. Ich hab jedoch das Gefühl, dass es bei dir Sachen gibt, die du mir nicht erzählst und das ganz unabhängig von deiner Karriere. Versteh' halt nicht, wieso. Ich mag dich total so wie du bist und finde dich sympathisch, liebenswert, lustig und wahnsinnig attraktiv."
Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht und er wich meinem Blick aus.
,,Na ja, is halt nicht immer alles so toll an mir."
,,Denkst du denn, ich würde dich weniger mögen, wenn ich auch deine nicht so tollen Seiten kennenlerne? Oder vertraust du mir nicht?", ich griff nach seiner Hand. Er drehte sich zu mir und blickte mich ernst an.
,,Als ich das letzte Mal jemanden zu nah an mich herangelassen habe, wurde ich ziemlich verarscht!"
Das war also der Grund! Ich hatte nicht vor, alte Wunden aufzureißen, doch nun wusste ich immerhin Bescheid. Ich nahm ihm den Joint aus der Hand und zog kräftig daran. Kasimir beobachtete mich dabei. Ich kam ganz nah an sein Gesicht. Er öffnete den Mund, während ich den Rauch herausblies und er ihn einzog um ihn in den Himmel wieder hinaus zu pusten.
Wir mussten beide lächeln. Ich blickte ihm tief in die Augen und legte meine Hand an seine Wange. ,,Ich würde dich niemals verarschen, weil ich dich liebe!"

Ohne Dich/Kasimir Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt