Redebedarf- Teil 1

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Kapitel 7

Moonshine

Als sie Konstantin dabei zusah, wie er an der Seite dieser alten Wölfe im Wald verschwand, wurde auch Shiny bewusst, dass es Zeit war zu gehen. Sie konnte nicht hier herumstehen und sich weiter Sorgen um das Rudel machen. Sie brauchte ihre Kraft um in naher Zukunft eine Hilfe für die Gestaltwandler zu sein, die noch da waren und durfte kein deprimiertes, junges Mädchen sein, dass Trübsal bläst. Also drehte sie sich herum und versuchte auch Jason zu ignorieren, während sie sich daran machte, zu Fuß das Haus zu erreichen in dem sie und Magnolia gemeinsam lebten.

„Moonshine", erklang Jasons Stimme hinter ihr und ganz automatisch hielt sie an und drehte sich zu ihm herum. Alleine die Art und Weise wie er ihren Namen aussprach, ließ ihre Wölfin sehnsüchtig winseln und genau das machte sie wütend. Er sollte nicht diese Macht über sie haben, wenn er nicht dazu bereit war, weiterzugehen, als nur schweigend dazustehen und sie anzusehen.

Doch genau das tat er jetzt. Sie wusste das von ihm nicht mehr kommen würde, dass er sie nur ansehen würde, bis sie die Stille zwischen ihnen nicht mehr aushielt und begann sich um Kopf und kragen zu reden. Doch heute siegte die Niedergeschlagenheit wegen des Verlusts einiger Rudelmitglieder, sodass sie es schaffte, sich gleich wieder umzudrehen und weiterzugehen. Heute hatte sie keine Kraft mehr um sich mit ihm auseinander zu setzen. Sie wollte einfach nur weg von hier und vor allem: weg von ihm.

Und sie hatte auch erwartet, dass er sie gehen lassen würde. Deswegen erstaunte sie es umso mehr, als sie seine schweren Schritte hinter ihr hörte und sehr deutlich wahrnahm, wie er aufholte und seine Hand nach ihrer Schulter ausstreckte. Doch sie war schneller. Mit einer für einen Menschen fast unsichtbaren Bewegung, wich sie seiner Berührung aus und schlug seine Hand fort, bevor sie wieder Abstand von ihm gewinnen konnte.

Nun war Jasons Blick nicht mehr so unleserlich wie sonst, er sah offen entsetzt aus. Nicht weil sie sich so schnell bewegt hatte, er wusste genau, wie gelenkig und fast schon katzenartig sie sein konnte, wenn sie wollte. Es entsetzte ihn, dass sie den Körperkontakt zu ihm abwehrte, denn das war noch nie vorgekommen.

Ihre Wölfin und auch Shiny selbst hatten immer alles genommen, was sie von ihm an Berührungen hatte kriegen können, sie waren immer verzweifelt auf der Suche nach der Nähe zu ihren Gefährten gewesen, sodass sie sich stets darin gewunden hatte, als würde sie befürchten es könnte das letzte Mal sein. Und sie wollte das auch jetzt, aber die Wut auf ihn und darauf, dass er sie nicht wollte, war zum ersten Mal stärker. Sie war gerade so voller Emotionen, dass ihre Gefühle für Jason gerade nur wenig Macht über sie hatten.

„Was? Sag was du sagen willst und dann scher dich zum Teufel!", knurrte sie ihn an und immer noch sah er sie einfach an und sagte...nichts. Es war zum Verzweifeln mit ihm!

„Dachte ich mir. Wenn du glaubst, dass ich dich dieses Spiel weiter spielen lassen, muss ich dich enttäuschen. Dein Wolf zwingt dich dazu, meine Nähe zu suchen, aber entweder du kommst über Magnolia hinweg und fängst an, mich wie deine Luna zu behandeln oder du hältst dich fern von mir! Ich habe gestern Abend zum letzten Mal dagesessen und auf etwas gewartet, was nicht kommen wird!" sagte sie und drehte sich erneut herum und wollte gehen, doch Jason war nie ein Mann gewesen, der leicht nachgab.

Den Eindruck hatten einige Menschen zwar, weil er sich meistens so ruhig verhielt, aber das stimmte nicht. Jason war sogar ausnehmend stur und ziemlich durchsetzungsstark. Das musste er auch sein, weil er nicht nur der Beta des Rudels, sondern auch derjenige war, der die dominanten Wölfe trainierte und damit auch eine entscheidende Erziehungsarbeit leistete.

„Magnolia hat damit nichts zu tun", sagte er dann plötzlich und Shiny war so erstaunt, dass sie doch wieder stehen blieb, obwohl sie sich selbst ein wenig dafür hasste. Sie sollte wirklich einfach gehen, aber...es war Jason und wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass er sie wollen könnte, dass sie glücklich mit ihm werden könnte, würde sie ihren Stolz herunterschlucken und ihn sprechen lassen.

„Ich verstehe, dass du wütend bist und ich will dich auch nicht verletzen, aber du bist noch immer eine Schülerin und es ist wichtig, dass ich mich fernhalte. Erst einmal", sagte er und Shiny schnaufte.

„Tatsächlich? Wenn dich unser Altersunterschied stört, muss ich dir leider sagen, dass sich daran nie etwas ändern wird und wenn es um meine Rolle als Schülerin geht: Drauf geschissen, Jason! Ich weiß, dass ich reifer bin als der Rest der Kids dort, also kann es daran definitiv nicht liegen. Warum erklärst du mir nicht endlich einmal, wo dein eigentliches Problem liegt? Wenn es nicht an meiner Schwester liegt, woran dann?" fragte sie ihn ganz direkt und er ... verfiel wieder in ein langes Schweigen, was kurz dazu führte, dass sie glaubte aus der Haut zu fahren.

Mein Gott, dieser Wolf war dermaßen stur und eigenbrötlerisch, dass sie am liebsten etwas nach ihm geworfen hätte! Einen Stein oder einen Baumstamm, irgendetwas, damit er endlich zur Vernunft kam! Es war so unfassbar frustrierend!

Weil sie ihn aber natürlich nicht wirklich angreifen, sondern lediglich ihrer Frustration Luft machen wollte, beugte sie sich nach unten, nahm etwas von den immer noch nicht ganz verwitterten Blättern, die von letztem Herbst noch auf den Boden lagen, riss in ihrer Wut noch ein Grasbüschel mit heraus und warf das alles nach ihm. Natürlich erreichten die trockenen Blätter ihn nicht, aber der Grasbüschel traf mit einem befriedigenden dumpfen Ton gegen seinen Brustkorb und hinterließ dort auf seinem Shirt etwas Dreck. Was für eine Wohltat! Doch er blinzelte dabei nicht einmal. Verflucht!

Beta: noch nicht

Beta: noch nicht

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt