alles wird gut...

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Kapitel 53:

Jason

"Du bleibst hier, alter Mann und ich dulde da keine Diskussion!", entfuhr es Jason und starrte den alten Casper Blackwater an, der auflehnerisch den Blickkontakt seines Betas standhielt, bis er dann doch den Blick senkte. Genau so wie es sich für einen Wolf seines Ranges gehörte. Glück gehabt. Nur wenige Sekunden länger und Jason hätte das als Herausforderung auf seinen Posten betrachten müssen und das war nie auch nur ansatzweise Caspers Absicht gewesen. Alles, was der alte Mann wollte, war zu helfen.

Und er war es schlicht gewohnt, dass Konstantin, sein Enkel, ihn mit Samthandschuhen anfasste.

So war das eben, wenn Rudelhierachien mit Familienkonstellationen kollidierten. Aber Jason hatte diese Verbindung zu Casper nicht und das musste der alte Mann akzeptieren.

"Ich bin hilfreicher als er, einige dieser Halbstarken", argumentierte Casper weiter und neben ihm nickte Peter Williams überraschend zustimmend.

Der Mensch hatte eigentlich seine ganze eigene Last mit dem störrischen alten Mann zu tragen, der im Haushalt bei ihm und seiner Frau Margot lebte, aber bei diesem Argument schien er tatsächlich derselben Meinung zu sein wie Konstantins Großvater.

"Er ist fitter als er tut und wir können es uns nicht leisten, auf die wenigen Kampferfahrungen Wölfe zu verzichten. Für die Sicherheit hier können auch die nicht dominanten Jäger sorgen. Nur falls etwas passiert und die Welpen beschützt werden müssen", meinte Peter und deute dabei unter anderen auf Magnolia, die weder eine dominante Wölfin noch eine Mutter war und damit noch vor wenigen Jahrhunderten als Versorgerin und Jägerin gegolten hätte. Heute waren diese Wölfe eher dazu da den Familien unter die Arme zugreifen und allgemeine Aufgaben für das Rudel zu erledigen, bis sie selbst Welpen hatten.

Jason knurrte und nickte dann schließlich, während Casper sich kurz bedankte und dann zu den anderen dominanten jungen Wölfen aufschloss, die dabei waren sich kampfbereit zu machen.

Sie waren nicht viele: Konstantins Eltern, Jessi und Dean, Peter, Bill und noch fünf andere dominante Wölfe dieser Generation, ergänzt durch dominante Wölfe, für die es eigentlich viel zu früh war, ihr Leben in einer Schlacht zu riskieren: Louis, Lars und Eagel. Aber es musste reichen.

Wobei Eagel gerade einmal fünfzehn war und vor allem sein Einsatz in Jason etwas auslöste, was er nicht gebrauchen könnte. Wie lange war es her, dass er die Welpenwitterung verloren hatte? Ein Monat vielleicht? Das war der reinste Wahnsinn, aber Peter Williams hatte recht: Sie konnten auf niemanden verzichten.

Doch obwohl er sicher war, dieselben Zweifel auch im Rudel vernehmen zu können, wirkten als wild entschlossen. Dennoch zögerte Jason sie vom Gelände zu führen und einen Angriff zu starten.

Doch sie würden auch nicht ganz alleine bleiben.

"Sherriff Jonthan hat zwanzig voll bewaffnete Männer, die uns unterstützen. Sie sind weder auf Wölfe spezialisiert noch können sie uns auseinander halten, deswegen haben wir die hier", meinte Jason und hielt zwei Dosen Sprühfarbe hoch. Es war ein grelles Pink.

"Wir sprühen unser Fell damit ein, damit sie nicht aus Versehen uns beschießen", sagte er und Louis grinste.

"Und wir fallen damit auf wie Shiny, wenn sie in Menschenform versucht ein Reh zu jagen. Der Überraschungseffekt ist damit hinfällig."

Da war etwas dran und Jason nickte nur anerkennend. Louis sah zwar immer noch aus wie ein schmächtiger Junge, weil er in den letzten Jahren ganze zwanzig Zentimeter in die Höhe geschossen war, aber er hatte einen wachen Verstand und hatte eine extrem dominante Witterung. Man sollte sich von seinem äußeren und ehern erdigen Verhaltensweisen nicht täuschen lassen. Der Junge war tödlich. Konstantin hatte ihn ganz oben aus der Liste mit den Wölfen, die er definitiv eine führende Rolle auftragen wollte, sobald sie so weit waren.

„Sehr wahrscheinlich", stimmte Jason zu und musste selbst kurz lächeln, als er daran dachte, dass seine Luna tatsächlich und im wahrsten sinne des Wortes auffiel wie ein bunter Hund, wenn sie in Menschenform durch den Wald lief.

"Allerdings weiß ich nicht einmal, ob wir den überhaupt haben. Wir haben es mit wilden Wölfen zu tun, ich weiß nicht, inwiefern sie im Verbund angreifen oder auf einen eventuellen Gegenschlag vorbereitet sind. Aber wir nehmen es in Kauf, dass uns damit ein Vorteil flöten geht. Also lasst und loslegen", meinte Jason und sie machten sich daran, die Fahrzeuge zu besteigen, die sie bis an den Rand des Geländes bringen würden, bis die Wege unbefahrbar wurden.

An einer markanten Stelle zwei Kilometer außerhalb des Territoriums war der Treffpunkt, den sie mit Sheriff Jonthan aufgemacht haben.

Doch kaum fuhren sie einige Minuten, erreichte Jason ein Anruf von Konstantin, der mit Peeter unterwegs war.

"Ja?", nahm er den Anruf seines Alphers an und ignorierte die verunsicherten Blickte einiger zurückgelassener Rudelmitglieder, während die im Rückspiegel immer kleiner wurden. Einige würden ihre Lieben vielleicht nie wieder sehen. Doch daran durften sie jetzt nicht denken.

Das Überleben des Rudels war wichtiger als das einzelner Individuen.

"Sie sind in diesem Camp, Peeter ist sich sicher, dass er sie gerochen hat. Wir konnten nicht näher heran, weil einige wilde Wölfe durch die Wälder weit um das Camp herum streiften. Einen haben wir getötet. Doch es sah nicht so aus, als wäre das irgendwie organisiert. Den Wolf, den wir überrascht haben, hatte sich gerade an der angefaulten Leiche eines anderen Wolfes gütlich getan. Da ist kein Rudel-Zusammenhalt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob da noch irgendetwas Menschliches in einigen von ihnen ist", erklärte Konstantin knapp.

"In Ordnung, wir bleiben dennoch vorsichtig. Das könnte sie auch gefährlicher machen. Geht es Peeter gut?", fragte Jason weiter, denn er wusste, dass Peeter zwar als Aufspürer des Rudels die beste Nase hat, aber sonst wenig dominant war. Er sollte nicht in Kämpfe verstrickt werden.

"Ja, ich bringe ihn mit zum Treffpunkt, er besteht darauf", meinte Konstantin und obwohl Jason das nicht gefiel, konnte er das nur akzeptieren. Der Junge war Gold wert um Shiny und Laura zu finden, dennoch war sein Arm noch nicht ganz wieder ausgeteilt und sein Trainingsstand bestenfalls zufriedenstellend.

"In Ordnung wir treffen und da", meinte Jason nur und sah zu Dean, Konstantins Vater, der neben ihn einen der SUV steuerte und ehrlich erleichtert aussah. Ob Alpha oder nicht, Konstantin war immer noch sein Sohn.

"Es geht ihm gut", meinte Jason dennoch zu ihm und Dean nickte störrisch und sah durch den Rückspiegel zu seiner Frau, Konstantins Mutter.

"Alles wird gut werden, das weiß ich einfach", entgegnete diese und lächelte so sanft, wie es Jason von ihr gewohnt war. So sehr, dass er immer vergaß, wie stark diese Wölfin war, die es geschafft hatte, als nicht ganz so dominante Wölfin einen Alpha großzuziehen.

"Natürlich. Ich habe noch viele Urenkel vor mir!", warf Casper ein und tätschelte seiner Tochter den Arm.

"Alles wird gut werden", bestätigte der alte Mann und Jason beschloss Casper beim Wort zu nehmen. Alles würde gut werden.

Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt