Ein Duft im Wind - Teil 1

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Kapitel 9

Jason

Er stand noch zwischen den Bäumen und wartete darauf, dass im ersten Stock, des kleines Hauses das Licht anging und Moonshines Silhouette im Fenster zu erkennen war. Die Tatsache, dass Magnolias hohe Stimme noch immer durch das Haus schrillte und Shiny sich mit einer knallenden Tür, in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, sagte ihm mehr über den Zustand der Geschwisterbeziehung als es erträglich war. Und daran war er definitiv mitschuldig.

Sein Wolf kratzte über seine Haut und wollte ihn dazu antreiben die wenigen Meter zu Shinys Fenster zu erklimmen und wie ein Teenager in ihr Zimmer zu schleichen, um sie vor dem Stress zu bewahren, den sie mit ihrer älteren Schwester hatte. Doch er hielt sich zurück, vor allem weil seine Selbstbeherrschung sowieso bereits an einem seidenen Faden hing. Die Nähe von vorhin, der eher flüchtige Kuss, der Geruch ihrer Haut als ihre Erregung durch ihren Organismus gerauscht war, war so verdammt verführerisch gewesen, dass er sie am lieben gepackt und in die Nächste Höhle gezerrt hätte.

Und das schlimmste an der Sache war: Sie hatte es bemerkt. Jason hatte Shinys fragenden Blick gesehen, als seine Klauen sich in ihren Arm gebohrt hatten und wie er gezögert hatte, sie gehen zu lassen. Das war ihr nicht entgangen und er war sich sicher, dass sie ihn bei Gelegenheit dazu befragen würde, wusste aber nicht, ob er ihr darauf eine Antwort geben konnte.

Moonshine hatte genug eigene Probleme, da sollte er für sie ein ruhiger Pool sein und nicht der Grund, weiterer Sorgen. Nein, er würde ihr niemals sagen, wie nahe er dran war, die Kontrolle zu verlieren oder wie sehr sein Wolf unter der Entfernung zu ihr beschädigt worden war. Was sollte es auch bringen?

Es gab nichts was Moonshine dagegen tun konnte und so würde es sie lediglich belasten und das auch noch völlig unbegründet, denn wahrscheinlich würde sein Wolf heilen, sobald er Moonshine jede Nacht in seinen Armen halten konnte und sie so besitzen durfte, wie es die Natur von ihm verlangte. Es war ein Problem auf Zeit, das mit Magnolia allerdings nicht.

Moonshines Schwester würde nicht aufhören, sich zwischen ihm und Moonshine zu drängen und auch daran war er selbst schuld. Er war in Shiny verliebt gewesen – viel zu früh und gegen jede Vernunft. Und er hatte Magnolia als Trostpflaster benutzt, um sich von Moonshine nicht fern halten zu müssen und dafür gesorgt, dass Magnolia sich ernsthaft Hoffnungen gemacht hat. Das war seine Schuld und etwas was er immer noch nicht geschafft hatte, in Ordnung zu bringen.

Die Silhouette im Fenster zog sich das Shirt über den Kopf und drehte sich zur Seite, sodass Jason ohne Probleme die Hügel ihrer Brüste sehen konnte und er ein elendiges Ziehen in den Lenden spürte. Sein Wolf knurrte und Jason rammte seine Klauen in einen nahegelegten Baum, um nicht doch über die kurze offene Fläche vor dem Haus zu rasen und in Shinys Privatsphäre einzudringen. Warum musste sie auch so verdammt verführerisch sein?

Seit ihm klar geworden war, dass sie seine Luna war – und wenn er ehrlich war, schon Wochen zuvor – hatte er bemerkt welche Wirkung sie auf die Männer und Jungen in ihrer Umgebung hatte. Wäre sie keine dominante Wölfin gewesen und hätten die Jungs in ihrer Umgebung nicht damit rechnen müssen, dass sie ihnen ein Auge herauskratzte würde, wären Einige so mutig gewesen sich ihr zu nähern. Aber gerade Wölfe, die sich ihr untergeordnet fühlten, würden immer ihr den ersten Schritt überlassen.

Und es gab nun wirklich nicht viele Männer, die über ihr in der Hierarchie standen. Er tat es. Und auch wenn Magnolia immer versucht hatte, ihn dazu zu bringen sie, als Konkurrenz zu sehen, war sie das nicht. Moonshine und er würden das Beta-Paar sein und damit eine unumstürzliche Führungsebene zusammen mit dem Alpha-Paar bilden.

Als die Silhouette im Fenster innehielt und dann die Vorhänge zurückschlug, weil sie sich wahrscheinlich beobachtet fühlte, zog sich Jason weiter in den Schatten der Bäume zurück. Vielleicht konnte Shiny ihn nun nicht mehr sehen, aber definitiv weiterhin spüren. Sie wusste, dass er da war und Jason hätte wohl noch die gesamte Nacht hier gestanden und sie beobachtet, als ihm plötzlich ein Geruch um die Nase wehte, mit der er nicht gerechnet hatte, die ihn aber sofort in Alarmbereitschaft versetzte.

William Langfield.

Was absolut unmöglich war.

Seine Sinne schärften sich und sein Wolf, der eigentlich nur zu seiner Luna wollte, knurrte und fletschte die Szene, als er daran dachte, wieso er diesen Geruch so gut in Erinnerung behalten hatte. Carly hatte nach ihrer Entführung und fast Ermordung diesen Geruch an sich gehabt. Natürlich hatte William Langfield nichts mit ihrer Entführung zu tun gehabt, und der ehemalige Bürgermeister war letztendlich selbst ein Opfer dieser Intrige geworden, aber dennoch hatte sein Geruch an Carly geklebt.

Weil man sie da platziert hatte. Mithilfe von einigen Kleidungsstücken. Und vielleicht. Nur vielleicht, hatte derjenige der das getan hatte immer noch welche davon und hatte nun den Fehler gemacht, diesen unverkennbaren Geruch vom Wind weiter tragen zu lassen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, zog Jason sich sein Shirt über den Kopf und legte es an eine trockene Stelle hinter einem Baum, wo er auch die anderen Kleidungsstücke platzierte, bevor er begann sich zu verwandeln.

Es war so leicht wie einzuatmen und schwankte dennoch zwischen Schmerz und Euphorie, als der Wind durch sein Fell glitt und seine Tatzen den immer noch kalten Boden unter seinen Pfoten spürten. Seine Sinne liefen zur Höchstform auf und nahmen nun mehr wahr, als nur den Geruch von William Langfield. Das Rauschen der Blätter, das Nagen eines Eichhörnchens irgendwo in dem Fichtendach über ihm. Ein Fuchs der seinen Bauch weiter ausgrub.

Jason hatte bei weiten nicht so eine feine Nase wie Peeter, der bereits jetzt der unangefochtener Aufspürer des Rudels war, aber dennoch tausendmal empfindlicher als die von Menschen und so war es für ihn ein leichtes ,sich leise durch das Unterholz zu schlagen und diesem Geruch zu folgen, den er mit so viel Angst und Leid verbannt.

Ein Welpe war in Gefahr gebracht worden. Zwar war Carly keine Wölfin, genauso wie ihre Mutter keiner war. Aber dennoch hatten die wenigen Kinder des Rudels sie sofort als eine von ihnen akzeptiert, genauso wie man vor zehn Jahren einfach den Teil der Ureinwohner als Rudelmitglieder akzeptiert hatte, die das junge, verstörte Rudel damals aufgenommen hatte. Ein Gestaltwandlerrudel war immer mehr gewesen als Familienbande und Genetik. Es war vor allem Instinkt. Und auch wenn die Menschen es nicht glaubten: Auch sie hatten ihn. Im Rudel war man stark, im Rudel war man sicher und wenn man einen von ihnen Angriff, griff man alle an und so würde derjenige, der Carly fast umgebracht hatte, für seine Sünden bezahlen. Mit Blut nach den Gesetzen des Rudels.

 Mit Blut nach den Gesetzen des Rudels

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt