Nachspiel - Teil 2

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Kapitel 57

Shiny

Sie öffnete die Tür zur Wohnung ihrer Schwester, wo sie vorübergehend wieder eingezogen ist. Es war einfach unmöglich gewesen, Magnolia von ihrem Krankenbett fernzuhalten und da es jetzt bereits erheblichen Reibereien zwischen Jason und Magnolia gab, war dies die bessere Wahl gewesen. Die Einraumwohnung von Jason war nun wirklich nicht groß genug um auch noch Magnolia zu beherbergen und sie wegschicken konnte niemand.

So groß Shinys Problem mit ihrer Schwester auch manchmal waren, sie war dennoch das, was für Shiny einer Wolfsmutter am nächsten kam und eine Mutter konnte man nicht von ihren Welpen fernhalten. Nicht lange zumindest, dass hatten alle schnell einsehen müssen, inklusive Jason.

Nachdem Shiny schwer verletzt worden war, hatte diese Nachricht Magnolia fast durchdrehen lassen und etwas in ihr geweckt, dass scheinbar alle Bitterkeit mit einem Mal davon gespült hatte. So unfassbar wie es klang: Dass Shiny fast gestorben war, hatte ihre Beziehung zu ihrer Schwester gerettet. Von Magnolias einstiger Eifersucht war nichts mehr übrig geblieben. Ganz im Gegenteil. Ihre Schwester wurde es nicht müde Jason Vorwürfe zu machen, dass Shiny verletz worden war, obwohl dieser sowieso schon von einem schlechten Gewissen geplagt wurde.

Magnolia hatte alles beiseite gewischt und das nicht nur, weil ihr Shiny letztendlich doch sehr viel wichtiger gewesen war, als eine verflossene Liebe, sondern auch wegen des Mannes, der sie ebenfalls ständig im Krankenhaus besucht hatte.

John Lins, der Polizist, der auf Shiny geschossen hatte, weil er sie für den Feind gehalten hatte, litt ebenso an einem schlechten Gewissen, dass ihm niemand nehmen konnte.

Er hatte Shiny tausendmal um Verzeihung gebeten, aber niemand war ihm wirklich böse gewesen. Vielleicht machte dies seine Seelenqualen auch gerade deshalb so schlimm. Shiny wusste es nicht, aber mehr als Entschuldigungen anzunehmen und ihm zu sagen, dass er nichts dafür konnte, ging eben nicht.

Natürlich war er damit zwangsweise auch Magnolia über den Weg gelaufen und Shiny verkniff sich ein Lächeln als sie daran dachte, wie sich die beiden bei ihrer ersten Begegnung einfach nur angestarrt hatten.

Er war ein attraktiver Mann und Magnolia ganz objektiv eine schöne Frau. Sie sahen gut zusammen aus. Shiny war schlicht weg erleichtert und freute sich ehrlich für ihre Schwester, die sich ganz offensichtlich in John verguckt hatte.

"Wo warst du? Du sollst nicht aufstehen!", drang Magnolias Stimme aus der Küche, in der John stand und das Geschirr spülte. Er war angeblich gekommen, um Shiny zu besuchen, aber wem wollte er etwas vormachen? Nach einer freundlichen Begrüßung hatte er nur Augen für Magnolia.

"Ich soll sogar ab und an aufstehen. Es sind schon zwei Wochen, meine Muskeln müssen wieder in Bewegung kommen", widersprach sie, aber Magnolia schüttelte nur den Kopf und deutete auf die Couch im Wohnzimmer.

"Du hättest in Ohnmacht fallen und dich weiter verletzen können. Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen als ich gesehen hab, dass du weg bist!", meinte Magnolia ernst und reichte Shiny ein weiteres Kissen, eine Decke, einen Tee und eine Schüssel Brühe, als diese sich gesetzt hatte.

Die fürsorgliche Wolfsmutter war nicht zu stoppen. Und Shiny wollte es auch nicht aufhalten.

Erschöpft von dem Fußmarsch vom Platz mit den Scheiterhaufen bis zum Haus ihrer Schwester lehnte sie sich dankbar in der Couch zurück.

Es dauerte nicht lange da setzte sich Magnolia neben sie und drückte Shiny wie ein kleines Kind an ihre Brust.

Das war schön.

Sie hatte es vermisst, von Magnolia so gehalten zu werden. Sie hatte es vermisst, dass ihre große Schwester ihr mit einer Hand durch die Haare fuhr. Und auch zu erleben, wie Magnolia selbst unfassbar viel Freude aus diesem Moment zog. Es war ein Stück heile Welt.

Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt