Entführt

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Kapitel 46

Shiny

Lauras spitzer Schrei schrillte ihr in die Ohren und übertönte das metallische Knirschen des Bleches als die beiden Fahrzeuge aufeinander prallten.

Dann schrie auch sie. Die Kollision hatte sich zwar eher bei den hinteren Plätzen abgespielt, wo zum Glück niemand saß, aber Shiny spürte, wie sich Metall in ihre Seite bohrte und schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Sicherheitsgurt zu lösen, sonst wäre ihr Unterleib zerquetscht worden.

Instinktiv fuhr sie ihre Krallen aus und schlug diese in die Lederverkleidung des Wageninneren, um sich zu stabilisieren, als die zwei Reifen auf der linken Seite ihre Bodenhaftung verloren und der Wagen sich durch den Aufprall und dem kleinen Graben auf der rechten Straßenseite überschlug.

Doch trotz all ihrer wölfischen Kraft schaffte es Shiny nicht sich wirklich zu halten und schlug so heftig irgendwo mit dem Kopf an, dass sie Sternchen sah und sich zwingen musste bei Bewusstsein zu bleiben.

Als das Tosen endlich aufhörte und der Wagen von einem Baum abgebremst wurde, atmete Shiny einmal kräftig durch, bevor sie das Adrenalin in ihren Adern dazu benutzte ihre Sinne weiter zu schärfen und den Schmerz auszublenden.

Ein weiterer tiefer Atemzug spülte den metallischen Duft von Blut an sie heran und war erleichtert, dass es weder von ihr noch von Laura neben ihr zu kommen schien. Zumindest so weit sie das bis jetzt beurteilen konnte. Laura neben ihr zitterte so stark, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie überhaupt noch bei Bewusstsein war.

Verloren Menschen nicht bei großer Belastung das Bewusstsein? Oder hatte Shiny einfach zu viele Filme gesehen, in denen das vorkam.

Laura aber war wach, hing in einer sehr schmerzhaften Pose von der Decke und wartete darauf, dass die Airbags endlich vollständig ihre Luft verloren hatten. Shinys eigene hatten sich zu früh wieder aufgelöst, weil ihre Krallen sie eigentlich sofort zerstört hatten.

"Shiny?" fragte Laura mit bebender Stimme und Moonshine verstand sofort.

Lauras schwere Atemzüge verrieten ihr mehr als sie wissen musste. Alleine die Art und Weise, wie sich der Sicherheitsgurt in ihre Brust schnitt, verriet ihr, dass ihre Freundin kaum richtig atmen konnte.

"Moment", entkam es Shiny und sie spürte ihre Wölfin so nahe an der Oberfläche, dass sie kaum an sich halten konnte, sich zu verwandeln. Das war ein Instinkt, den alle Gestaltwandler hatten.

Immer wenn sie verletzt worden oder in einer Gefahrensituation gerieten, wollten sie sich instinktiv verwandeln, um der Bedrohung besser standzuhalten, aber es gab nun einmal Momente, in denen das nicht besonders clever war.

Bei einem Autounfall zum Beispiel, wo sie als Mensch kleiner und agiler war, um sich zu befreien. Shiny schnitt mit ihren Krallen Lauras Sicherheitsgurt los und stützte sie, als sie auf dem Wagendach aufkam.

"Meine Babys, Shiny!", entfuhr es Laura verzweifelt und schien den Tränen nahe als sie auf ihren Bauch fasste, doch Shiny konnte sie beruhigen.

"Ganz ruhig. Es sind doch erst ein paar Böhnchen, das werden sie schon aushalten. Bist du verletzt?" fragte Shiny sicherheitshalber, weil sie immer noch diesen Blutgeruch in der Nase hatte, den sie nicht zuordnen konnte.

"Ich glaube, ich hab mir was gequetscht, aber sonst nichts", meinte Laura. Shiny entschloss sich, hier nicht weiter herumzulungern und begann damit, die gesplitterte Frontscheibe des Wagens einzutreten, damit sie sich befreien konnten.

Doch kaum schaffte sie es sich hinauszuschieben, vernahm sie das Geräusch von bröckelnder, halb gefrorene Erde.

Da kam jemand den Graben hinunter auf sie zu und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass sie diesen Jemand um Hilfe bitten sollte, war ihr Wolf alarmiert.

"Lauf in den Wald!", meinte Shiny leise zu Laura und hörte, wie jemand fluchte, weil er wohl nicht so geschickt den Graben herunterkam wie gedacht. Ein Mensch. Eindeutig. Denn ein Wolf würde sich dabei nicht so dämlich anstellen.

"Was? Aber..." doch Shiny drückte Laura eine Hand auf den Mund und zog sie aus dem Fahrzeug, bevor sie Laura wieder mit einer Geste deutete, in den Wald zu rennen. In direkter Richtung zum Territorium.

Vielleicht war es eine alberne Reaktion, aber Shiny vertraute ihrem Bauchgefühl. Immer. Und das sagte ihr sehr deutlich, dass dies kein gewöhnlicher Unfall gewesen war. Jeder andere hätte doch längst gefragt, ob wer verletzt war, oder?

"Los!", entschied Shiny entschlossen, doch es war zu spät. Denn noch bevor sich Laura aufrichten konnte, wurde ihr bereits eine Waffe an den Kopf gehalten.

"Lockhart", entfuhr es Laura als sie den Anwalt ihres Vaters erkannte und auch dieser schien nicht erfreut zu sein, sie zu sehen.

"Das war nicht der Plan, aber du verstehst sicher, dass ich dich nicht einfach gehen lassen kann, oder?", fragte dieser und griff nach Lauras Oberarm, wobei sich die Luna des Alphas sofort anfing zu wehren und Shinys Wölfin auf den Plan rief.

Sie knurrte und wollte gerade angreifen, doch da traf sie irgendetwas am Rücken, das ihr einen Stromstoß versetzte und sie zu Boden gehen ließ.

Ein Taser. Jemand hatte sie getasert! Diese Bastarde!

Ein Wolf würde deswegen nicht gleich K. o. gehen, aber wie jeder andere auch zuckten ihre Muskeln wild und verkrampften so schmerzhaft, dass sie sich nicht bewegen konnte. Verschwommen nahm sie wahr, wie Laura selbst deswegen ausrastete und Lockhart so fest in die Weichteile trat, dass er zusammen klappte, doch kaum hatte sie diesen Angreifer ausgeschaltet, packten zwei Männer sie und zogen sie fort.

Laura kämpfte und schrie wie eine Furie und Shiny versuchte dieses paralysierende Gefühl abzustreifen, doch kaum schaffte sie es wieder einen Finger zu rühren hörte sie noch weitere Männer über sich.

"Verpass ihr lieber noch eine, diese Freaks verkraften eine ganze Menge!", schnauze einer und war damit definitiv der cleverste von ihnen.

Shiny schaffte es zu knurren, als ein zweiter, weitaus stärkerer Stromschlag ihr diesmal tatsächlich kurz alle Sinne ausknipste.

Shiny schaffte es zu knurren, als ein zweiter, weitaus stärkerer Stromschlag ihr diesmal tatsächlich kurz alle Sinne ausknipste

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt