wenn Pläne scheitern

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Kapitel 52

Shiny

Carlos hatte alles so gut geplant, aber was er nicht hatte wissen können, war, dass Shiny nicht irgendeine Wölfin war.

In ihr schlummerten die Fähigkeiten eines Alphas und er hatte nicht einmal eine Vorstellung davon, was das bedeutete. Sie war schneller als jeder andere Wolf, ihre Sinne schärfer und auch rein körperlich stärker. Shiny hatte keinen vollständigen Zugriff auf diese Kräfte, weil sie nicht der Alpha geworden war und es Unruhe ins Rudel bringen könnte. Aber sie war froh, dass sie sich zumindest in Gefahrensituationen zeigte, ... was sie wieder auf eine Idee brachte, die sie nicht zu Ende denken konnte.

"Sir, wir brauchen sie für das abtrünnige Rudel, sie ist Teil des Deals!", meinte Lockhardt aber Carlos, zuckte nur mit den Schultern.

"Mir sind diese Tiere egal, sie werden schon angreifen und wenn ich sie hin prügeln muss wie verdammte Hunde!", spuckte Carlos seinem Anwalt entgegen und weckte damit in Shiny ein neues Gefühl: Furcht.

Dieser Mistkerl hatte vor, dieses Rudel von unkontrollierbaren Wölfen angreifen zu lassen? Wem? Menschen? Ihrem Rudel? Bei dem Gedanken an all die Welpen auf ihrem Rudelgelände, die dabei zu Schaden kommen könnten, stellten sich ihr die Haare im Nacken auf und sie gab ein wütendes Knurren von sich.

Es hallte durch diese Höhle und warf sich von den Wänden immer wieder zurück, bis es ein finsteres Raunen in der Luft war, dass sogar Laura etwas Angst machte. Das roch Shiny deutlich.

"Lass mich zu meiner Tochter!" forderte Carlos und versuchte damit das Alpha Knurren zu ignorieren, dass Shiny entkam. Aber sie spürte seine Nervosität. Gestaltwandler waren nicht die einzigen, die gerne einmal ihren Instinkten erlangen.

Menschen taten das auch. Und gerade fraß sich der Fluchtinstinkt durch Lockhardt und Carlos Körper.

"Niemals!", knurrte Shiny und wieder richtete Carlos eine Waffe auf sie, doch dann versiegte ihr Knurren, als Laura ein Stück ihres Oberteils packte und sie wegzog und sich stattdessen vor Shiny stellte.

Was sollte das? War sie wahnsinnig geworden?

"Willst du mich erschießen, Vater?" fragte sie und alles in Shiny drängte sie dazu, Laura wieder hinter sich schieben zu wollen, aber das ließ Laura nicht zu und Gewalt anzuwenden kam nicht infrage. Laura war schwanger. Sie auch nur grob anzufassen, konnte Shiny nicht, da spielten ihre Instinkte nicht mir..

"Laura. Ich weiß, es wird schwer für dich, von ihnen loszukommen, aber du musst doch erkennen, dass es nur Tiere sind!", meinte Carlos Mils und stieß dabei auf absolutem Granit. Nichts würde Lauras Loyalität ins Wanken bringen. Niemals. Sie liebte Konstantin.

"Sie sind meine Familie. Ich hatte einmal gedacht, dir bedeutete dieses Wort etwas, aber ich weiß, dass es das nicht tut. Du verletzt Menschen und Wölfe gleichermaßen, weil du machtgierig und verbohrt bist!", warf Laura ihm vor und man konnte von Carlos halten, was man wollte, aber dieser Vorwurf traf ihn. Sehr sogar. Denn er liebte seine Tochter, das sah man ihm deutlich an.

"Du wirst schon zur Vernunft kommen", meinte Carlos, nahm dann die Waffe herunter und ging dann seiner Wege. Kurz verwirrt von diesem plötzlichen Rückzugs, torkelte Lockhardt hinterher, aber Shiny hörte noch Carlos Stimme in der Ferne, als er meinte, weit genug weg zu sein.

"Wir brauchen einen Plan, um Laura da herauszuholen und um diese Göre auszuschalten!'' Aber vorher müssen wir das Rudel dieses Bastards beschäftigen, das meiner Tochter diese Gehirnwäsche verpasst hat!", meinte er noch, aber was Lockhardt darauf antwortete, wenn er etwas antwortete, hörte Shiny nicht mehr.

Doch ihr war eines klar: Sie würden diesen Plan sicher bald haben und Shiny wusste nicht, ob sie diesen dann etwas entgegensetzen könnte. Sie mussten hier raus und das möglichst, bevor diese Abtrünnigen ihr Rudel oder sonst wen angriffen. Shiny musste sie alle warnen!

"Wir müssen hier raus", sprach Laura es an und Shiny nickte fieberhaft, während ihr eigener Plan ihr wieder in den Sinn kam und sie begann, diese Gitter auf Schwachstellen abzusuchen.

"Geht es dir gut, Shiny?", fragte Laura scheinbar besorgt und sie nickte ganz automatisch, ohne wirklich darüber nachzudenken.

"Deinen Vater zu sehen, muss schwer gewesen sein. Meinen zu sehen hat mich gerade vollkommen aufgewühlt", gestand Laura und legte ihre gefesselten Hände auf ihren Bauch.

"Das ist bei mir anders", erklärte Shiny und stellte erst fest, dass das eine Lüge war, als diese ihren Mund verließ.

"Ach ja?"

"Ja." hielt Shiny an ihrer Antwort fest und Laura schüttelte den Kopf.

"Ich spüre deine Unruhe und deine...Wut. Und diese Wut zielte nicht alleine auf meinen Vater und Lockhardt ab."

Sie hatte recht. Shiny war wütend, aber sie hatten keine Zeit dafür über ihre Gefühle zu reden. Sie mussten hier heraus und wollte sich mit diesen Gefühlswirrwarr in ihrem Inneren nicht auseinandersetzen, der so tief in ihr vergraben war, dass sie ihn kaum wahrnehmen konnte.

Doch sie war da. Die Wut auf ihren Vater, weil er ihre und auch Magnolias Zukunft geopfert hätte, um an seine Ansichten festhalten zu können. An seine Ideologie. Selbst als er festgestellt hatte, dass Magnolia Shiny mitgenommen hatte, hatte er nicht einmal den Versuch unternommen, sie zurückzuholen. So stur war er gewesen.

Dass seine älteste Tochter gegangen war, hatte ihn scheinbar nicht einmal interessiert. Beide nicht.

Ihre Mutter war verendet, weil sie ihre Welpen verloren hatte und nicht einmal das hatte ihn aufgerüttelt.

Und auch jetzt betrachtete er sie nur als Überlebensanker.

Ja, sie war wütend. Auf Lockhardt, Carlos und auch auf ihren eigenen verdammten Vater.

"Ich kümmere mich um meine Gefühlslage, wenn ich dafür Zeit habe und jetzt hilf mir lieber hier einen Weg herauszufinden. Ich brauche eine Schwachstelle, die ich ausnutzen kann. Diese Stäbe sind auf Wölfe ausgelegt, aber eventuell nicht auf Alphas und ich glaube, ich kann diese Alphakräfte mobilisieren", gestand Shiny und beendete damit das Gespräch über Familien, dass sie sowieso kaum ertragen konnte.

Laura aber nickte und kam dennoch auf Shiny zu und umarmte sie fest.

Kurz hielt Shiny inne, nahm sich diesen Moment und spürte die Wärme einer Familie, die sehr viel besser war als ihre richtige. Ihr Rudel. Man hielt zusammen und spendete gegenseitig Trost.

Es half. Sogar sehr.

Lauras Nähe, die Nähe einer Wolfsmutter, half ihr, diesen Zorn zu beruhigen und wieder rationaler zu werden. Vielleicht wusste Laura nicht einmal, wie sehr es half, aber mit diesen Welpen in ihrem Bauch bekam sie sicherlich den ein oder anderen wölfischen Instinkt ab.

Als Laura sie dann losließ, sah auch sie weniger aufgewühlt aus.

"Also, suchen wir diese Schwachstelle", meinte Laura optimistisch und Shiny ließ sich davon anstecken.

"Also, suchen wir diese Schwachstelle", meinte Laura optimistisch und Shiny ließ sich davon anstecken

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt