Nachspiel - Teil 1

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Kapitel 56

Jason

Jason spürte die Schmerzen in seinen Oberarmen, als er Schicht um Schicht das Holz herantrug und nicht vorhatte, damit aufzuhören, bis dieser Scheiterhaufen so groß war, dass es die beiden Rudelmitgliedern mit Leichtigkeit tragen würde, die sie verloren hatte.

Konstantin half ihm dabei, aber in den Augen des Alphas schwammen immer noch ungeweinte Tränen, die er sich nicht erlaubte zu vergießen.

Es war eine schwere Arbeit.

Nicht körperlich, sondern emotional und eine der schwersten Aufgaben, die die Rudelspitze zu erfüllen hatten. Jason aber weigerte sich, die Trauer wirklich zuzulassen, obwohl der Schmerz seinen Wolf zu dem Boden drückte und er mühe hatte, den Klos in seinem Hals herunterzuschlucken.

Nein.

Er würde stark bleiben, wo sein Alpha es nicht konnte. Er würde sich nicht in Trauer auflösen, denn irgendjemand musste jetzt stark bleiben. Und wenn Konstantin es nicht schaffte, weil er viel zu viel verloren hatte, dann war es seine Aufgabe als Beta es zu tun.

"Ich helfe euch", erklang eine schwache Stimme und sofort stellte Jasons Wolf die Ohren auf und spürte nur noch blanke Wut.

Was zum Teufel suchte Shiny hier? Sie hatte von Bill Bettruhe auferlegt bekommen!

"Zum Teufel! Was soll die scheiße?", fragte er außer stande auch nur etwas von seiner sonstigen Ruhe und Geduld aufzubringen, für die er normalerweise bekannt ist. Das konnte er nicht mehr, seit er hatte mit ansehen müssen, wie seine Luna fast getötet worden war. Wäre der Notarzt nicht so schnell da gewesen, hätte der Polizist, der in Panik auf sie geschossen hatte, nur einen Zentimeter weiter links getroffen.

Dann wäre Shiny jetzt tot und Jason hätte drei Scheiterhaufen herrichten müssen, vielleicht auch einen vierten, denn er ahnte, dass sein Wolf ihr gefolgt wäre.

Konstantin schichtete gerade eine weitere Etage fertig, als er seinen eigenen Schmerz herunterschluckte und dann Shiny ansah.

"Geh rein, Moonshine!", befahl der Alpha streng, aber Jasons Luna blieb stur, auch wenn Jason genau sah, dass sie immer noch Schmerzen haben müsste. Ein Mensch würde so kurz nach so einer schweren Verletzung sicher nicht hier draußen stehen und Streit suchen, aber Shiny war kein Mensch. Sie war eine sture Wölfin.

"Die gesamte Führungsebene muss das machen, das schließ mich mit ein!", kommentierte sie und deutete auf die Scheiterhaufen, auf denen die Leichname ihrer Rudelkammeraden ihr Ende finden würden. Alles, was sie sagte, war natürliche richtig, aber Jason sah, dass Konstantin die Kraft fehlte, mit ihr zu diskutieren. Shiny war verletzt eine körperlich so anstrengende Arbeit würde sie nicht die nächsten Wochen meiden müssen.

"Du machst den nächsten", versprach der Alpha düster und offenbarte damit, dass er sehr wohl damit rechnete, dass es nicht bei diesen beiden Opfern bleiben würde.

Konstantins Mutter war ihren Verletzungen erlegen und er ahnte wohl, dass sein Vater den Verlust seiner Gefährtin nicht lange überdauern wird.

Für einen Moment war es unfassbar still zwischen ihnen und Shiny schluckte schwer, bevor sie auf ihren Alpha zuging und ihn einfach umarmte.

Jason stand daneben, ohne sich zu rühren.

Während er dabei zusah, wie Konstantin beide Arme um Shiny legte und den Trost annahm, den sie ihm spenden wollte, fühlte er sich fehl am Platz. Aber es war gut so, irgendjemand musste Konstantin über seinen Verlust hinwegtrösten. Der Alpha war angeschlagen und das ganze Rudel spürte seinen Schmerz.

Für einen Moment stand Konstantin einfach nur da und ließ seinen Kopf auf Shinys Schulter sinken, solange bis Jasons Wolf sich eifersüchtig nach oben kämpfte und ein leises Knurren seine Kehle verließ, das er nicht beabsichtigt hatte.

Scheiße, das hatte er nicht gewollt.

Sofort hob Konstantin den Kopf und Jason wollte sich gerade für diesen Gefühlsausbruch entschuldigen, schließlich tat Shiny nichts, was nicht natürlich wäre. Doch Jasons Wolf war dennoch alarmiert, schlicht aus der Tatsache heraus das ein dominanterer Wolf seiner noch ungebundenen Luna so viel Zuwendung entgegenbrachte.

Jason wusste ehrlich nicht, was in ihm gefahren war, doch Konstantin wirkte nicht beleidigt, ließ von Shiny ab und ging wieder in den Wald um Holz zu holen. Für das Feuer seiner Mutter und seines Großvaters.

"Es ist eine grausame Tradition", meinte Shiny und ließ den Anflug von Eifersucht bei ihrem Gefährten ebenfalls kommentarlos durchgehen.

Shiny hatte recht mit ihren Worten.

Aber die Tradition hatte seine Gründe. Sie diente dazu, der Führungsebene eines Rudels stets vor Augen zu führen, was es bedeutete, Wölfe, die unter ihrem Schutz standen, in einen Kampf zu verwickeln.

"Eine notwendige. Es darf uns nicht leicht fallen, einen Scheiterhaufen zu errichten. Denn, dass Rudelmitglieder sterben bedeutet unser Versagen. Es ist eine Strafe", meinte Jason und Shiny nickte und zuckte dann zusammen, während sie ihre Hand auf ihre Seite drückte.

Die Schusswunde schmerzte sie und dennoch suchten ihre Augen die Stelle unter Jasons verschwitzten Shirt an, wo das Messer ihn selbst durchbohrt hatte. Sie war besorgter um ihn als um sich selbst.

Etwas wackelig kam Shiny auf ihn zu und hob den Saum seines Shirts an.

"Pass auf, dass die Narbe nicht aufreißt", meinte sie und fuhr mit den Fingern über die Mullbinden, als wäre er derjenige, der schwer verletzt gewesen war.

Gott wie sehr er sie dafür liebte, auch wenn ihm diese Eigenart mit sicher irgendwann in den Wahnsinn treiben würde. Sie sollte auf sich selbst achten, nicht auf andere! Aber wie könnte er ihr das jemals verübeln?

Jason griff nach ihrer Hand, zog sie an seine Lippen und küsste sie.

"Geh zurück zu Hütte, sonst trage ich dich rein, das schwöre ich!", meinte er und Shiny nickte stoisch. Wirkte aber dennoch wenig erfreut darüber, dass sie dieser schweren Arbeit Konstantin und Jason alleine überlassen musste. Noch.

Für den Moment war das Rudel voller Trauer. Auch wenn Carlos Mils wieder hinter Gittern saß und das Rudel eine Bedrohung weniger zu fürchten hatte, so waren es doch schwere Tage. Mehrere Verletzte, zwei Tote. Jason konnte nur hoffen, dass das alles irgendwann wirklich zu Ende sein würde.

 Jason konnte nur hoffen, dass das alles irgendwann wirklich zu Ende sein würde

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt