Gefangen

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Kapitel 47

Shiny

Der modrige Geruch von überbauten Boden und nassen Steinen drang ihr in die Nase, während ihr Verstand ganz langsam damit anfing sich wieder in ihr zu erheben und sie dazu drängte endlich aufzuwachen.

Der Unfall. Laura. Diese Drecksäcke mit dem Taser.

Das alles schlug wie eine Bombe mitten in ihrem Kopf ein und trieb sie zu Höchstleistungen an.

Ihre Wölfin erhob sich zähnefletschend und mehr als nur ein wenig angepisst. Bereit Knochen zu brechen und Fleisch zu zerfetzen. Aber bevor sie diesen Instinkt nachgehen konnte kontrollierte Shiny erst einmal ihre eigene gesundheitliche Verfassung bevor sie zuließ, dass sich die Wölfin dazu aufmachte, diesen Haufen in den Arsch zu treten.

An ihrem Rücken brannten die Stellen, wo sie von dem Teaser getroffen worden war wie die Hölle, aber sonst ging es ihr gut. Diese kleinen Wunden waren unangenehm, würden sie aber nicht behindern. Als dominante Wölfin waren ihr Narben sowieso absolut egal.

Auch das Dröhnen ihres Kopfes wegen des Unfalls war auszuhalten. Sie war eine Wölfin, man müsste ihr schon den Schädel einschlagen, damit sie ungefährlich wurde. Alles darunter wäre höchstens eine Komplikation.

"Moonshine!" hauchte eine leise Stimme ihr zu und sie spürte wie sie jemand mit einem Schuh am Bein berührte. Laura.

Laura!

Sofort riss Shiny die Augen auf und hob ihr Gesicht an und das erdige Gefühl von ihrer Wange wegzubekommen.

Laura war hier! Die Luna ihres Alphas! Die Schwangere Luna ihres Alphas.

Sofort war sowohl sie als auch ihre Wölfin noch etwas wütender und ihr Instinkt übernahm vollkommen die Kontrolle. Niemand schadete einem ihrer Rudelmitglieder, schon gar nicht eines, das schwanger war!

Ihr Beschützerinstinkt explodierte regelrecht und würde eher sterben, als zuzulassen, dass jemanden ihres Rudels etwas zu stieß. Vielleicht kam es den Menschen manchmal so vor als würden die dominanten Mitglieder den weniger dominanten herumkommandieren - und meistens taten sie das auch. Aber im Gegenzug waren es die Dominanten, die sich äußeren Feinden entgegenstellten und für den Rest kämpften. Bis zum Tod. Weglaufen war nie eine Option für einen dominanten Wolf.

Sie versuchte aufzustehen, doch ihre Muskeln streiken kurz und zuckten hier und da immer noch wild, bevor sie es endlich schaffte aufzustehen und feststellte, dass sie in einer Art Höhle festsaßen. Ein kreisrundes Ende einer Höher, das mit Metallstreben vom Rest abgetrennt war, die definitiv dick genug aussahen, um selbst eine Wölfin davon abzuhalten sie einfach aufzubiegen. Die Gestaltwandler gingen mit ihrer Kraft selten hausieren, aber normale Gefängnisstreben waren für sie meist kein Problem. Doch das mussten die Menschen nicht wissen.

Doch viel wichtiger war Shiny gerade etwas anderes.

"Geht es dir gut?", fragte Shiny und sie sah in Lauras Gesicht, das kleine rote Stressflecken aufwies, die auf ihrer blassen Haut besonders gut auffielen. Ihre langen, weißblonden Haare, die sie heute zu einem Zopf hochgebunden hatten, hatten sich zu dutzenden aus ihrem Gefängnis befreit und hingen wild an ihr herab.

Sie hatte gegen die Männer gekämpft, die sie hatten mitnehmen wollen und sah auch dementsprechend aus. Welchen Anblick Shiny selbst gerade bot, wollte sie gar nicht erst wissen.

Ihre Muskeln fühlten sich noch etwas steif an. Aber sie würde schneller wieder in Ordnung kommen als diese Männer sich in ihren Alpträumen befürchteten. Diese Arschlöscher waren sowas von tot!

Dann fiel Moonshines Blick auf Lauras Handgelenke. Sie hatten sie mit Handschellen gefesselt, während sie es bei Shiny nicht einmal versucht hatten. Gar nicht einmal so dumm. Shiny hätte sie schlicht einfach auseinander gezogen bis sie gebrochen wären, die Frage war aber, ob sie das auch bei Laura könnte, ohne sie zu verletzen.

"Ja. Es fühlt sich nichts gebrochen an, aber du bist ziemlich im Wagen herumgeschleudert worden!", meinte Laura besorgt, wahrscheinlich rein instinktiv, weil Shiny einige Jahre jünger war als Laura. Aber im Großen und Ganzen war das lächerlich. Sie war eine Wölfin, Laura nicht. Laura sollte sich eher um sich selbst und ihre Welpen sorgen. Also schüttelte Moonshine lediglich den Kopf. Um sie musste man sich kaum Sorgen machen, Laura war die Empfindliche hier.

"Alles in Ordnung. Diesen Bastarden werde ich die Kehle herausreißen!" schwor Shiny sich und Lauras Blick wurde plötzlich bedauernd, allerdings widersprach sie nicht. Dann wurde Shiny endlich wieder bewusst, dass es Lockhard gewesen war, der diesen Unfall verursacht hatte und dass das eindeutig bedeutete, dass Lauras Vater involviert zu sein schien. Lochart ging nicht mal auf Toilette ohne vorher Carlos Bescheid zugeben.

Trotz aller Indizien, die bereits auf Carlos Mils gedeutete hatten, musste es für Laura dennoch ein Schlag ins Gesicht sein.

"Tut mir leid", murmelte Shiny und hatte sich inzwischen so weit wieder gefangen, dass sie auf Laura zugehen konnte, um sich die Handstellen anzusehen.

Sie lagen eng um Lauras Handgelenke, so dass Shiny ihre Finger nicht dazwischen schieben konnte, um sie einfach auseinander zu stemmen.

"Scheiße. Ich könnte deine Hände umfassen und ziehen, aber das würde dir sicher eher das Gelenk brechen, als die Handschellen zu lösen. Diese Leute sind cleverer als gedacht."

"Mein Vater macht selten halbe Sachen. Ich mache mir Sorgen um meine Babies!", wimmerte Laura fast, bemühte sich aber ihre Tränen zurückzuhalten und nicht zu sehr zu jammern. Aber zumindest was das anging, konnte Shiny Abhilfe schaffen.

Sie lehnte sich zu Laura vor und roch an ihr.

Hauptsächlich roch Laura nach Konstantin und Schnee, wobei letzteres ihr eigener Duft war, doch direkt darunter war da etwas, was Shiny an einen frischen Sommerregen zwischen Nadelbäumen erinnerte. Für sie verkörperte dieser Geruch Freiheit und Leben.

"Sie sind noch da. Du bist immer noch sowas von Schwanger. Sie sind Gestaltwandler, so eine kleine Entführung bringt sie nicht aus der Ruhe!"

Shiny versuchte sich sogar in einem Lächeln, das Laura definitiv erleichtert erwiderte als ihre Wolfsohren Schritte in der Ferne wahrnehmen.

Sofort blickte Shiny in den Gang, der nur mit einigen Metern Abstand immer mal wieder von eher schummrigen Lampen beleuchtet worden war und erwartete schon in jedem Moment Carlos aus den Schatten treten zu sehen. So ein effektvoller Auftritt für den Bösewichten in diesem Spiel wäre mehr als passend.

Doch er war es nicht.

Es war nicht Lauras Vater.

Es war ihr eigener! Der Mann, an den sie sich selbst kaum erinnern konnte, aber den Geruch konnte sie sofort zuordnen. Es war ihr Vater. Der Wolf, der eigentlich tot sein sollte.

Was zum Teufel war hier los?

Was zum Teufel war hier los?

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt