Wild gewordene Wölfe

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Kapitel 55

Jason.

Sie waren wild gewordene Wölfe, die alles angriffen, was sich bewegte. Das machte sie einerseits zu schlechten Kämpfern und andererseits unfassbar gefährlich. Schlecht organisiert, aber brutal.

Konstantin warf sich mit seinem riesigen Wolfskörper gegen einen von ihnen und riss einen zweiten gleichzeitig seine Pranke direkt über die Schnauze während Eagel versuchte wieder auf die Beine zu kommen, denn der Angriff des ersten Wolfes hatte den Jungen so überrascht, dass er sich kurz hatte überwältigen lassen. Zum Glück ohne größere Verletzungen. Wäre Eagels Gegner nur etwas mehr bei Verstand gewesen, wäre der Junge jetzt tot und Jason hätte sich sein Leben lang Vorwürfe gemacht, ihn mitgenommen zu haben. Doch auf solche Gefühle konnte er momentan keine Rücksicht nehmen.

Hinter Jason donnerte ein Schuss und erledigte den Wolf, dessen Flanke Jason selbst gerade zwischen seinen Kiefern gehabt hatte.

Ein Jaul ertönte und der Wolf ging zu Boden, während der Mann von der Polizei für einen Moment so etwas wie Mitleid zu empfinden schien. Doch der Beamte riss sich wieder zusammen und zielte dann auf einen von Konstantins Gegner.

Gut so. Keine Gefühle. Trauer und Bedauern würden sie alle sich für einen Zeitpunkt aufheben müssen, der weniger Aufmerksamkeit erforderte.

Eagel schüttelte sich und sprang tapfer einen neuen Gegner an, der scheinbar tollwütig nach dem kleineren Wolf schnappte, aber so abgemagert war, dass Eagels Krallen einen makaberen Klang von sich gaben, als sie über die Rippen des abtrünnigen Wolfes glitten. Die Bauchdecke wurde ihm aufgeschlitzt und eine Schwall Gedärme viel dampfend in den Schnee.

Für eine weitere Sekunde war Eagel so erschrocken von dem, was er angerichtet hatte, dass er erstarrte und eine Weile brauchte, um zu verstehen, dass er die Qualen des Wolfes beenden musste.

Das verstand Jason und es war wie ein Messer in sein Herz zu wissen, dass es dem Jungen ab jetzt immer leichter fallen würde zu töten und dem Tod entgegenzublicken. Das veränderte einen.

Konstantin und Jason kämpften sich weiter vor und als sie endlich sahen, dass die ersten ihrer Rudelmitglieder bereits bis in das Herz des Camps eingedrungen waren und sich da nicht nur mit den feindlichen Wölfen, sondern auch mit einigen von Carlos Menschlichen Schergen herumplagen musste, setzte Jason zum Sprint an.

Bevor einer der Männer auf einem der Lieferwagen eine Schrotflinte herausziehen konnte, sprang Jason, alles andere ignorieren, über das Schlachtfeld, machte einen Satz auf die Ladefläche und versenkte seine Zähne in der Kehle des Mannes.

Menschen waren einfacher zu töten als Wölfe, aber sie hatten Waffen, die einen Wolf aus großer Entfernung töten konnten. Es galt, sie zuerst auszuschalten. Zumindest riet ihm genau das sein strategischer Verstand.

Knurren, Brüllen und Schreie zerfetzten die Luft immer mehr und Jason entdeckte bedauernd zwei Wölfe, die einen der Polizisten angegriffen und getötet hatten und sich nun tatsächlich daran machten ihn zu fressen. Unfassbar!

Diese Wesen waren tatsächlich nicht mehr als Tiere. Sie zu töten, war eine Gnade an die Welt.

Dann gab es ein schrilles Quietschen und Jason entdeckte weiter hinten einen Wolf mit einem pinken Farbklecks im Fell, der gerade schwer verletzt zusammenbrach. Doch bevor er zur Hilfe eilen konnte, war ein anderes Rudelmitglied zur Stelle, um ihm beizustehen. Er schüttelte sich.

Jason musste weitermachen, das war ihm klar, er konnte nicht hier stehen und eventuelle Verluste betrauern.

Er schlich um den Wagen und entdeckte noch ein paar Menschen, die Deckung hinter einer Kiste gefunden hatten und mit ihren Gewehren auf einen Wolf in der Nähe zielten. Der Schuss donnerte über das Feld und traf Louis, der sich davon nur kurz aufhalten ließ, seinen wölfischen Gegner dennoch zu Fall brachte und dann seinen Blick auf den Menschen warf, der es gewagt hatte, auf ihn zu feuern.

Doch Jason war schneller.

Der Beta biss dem Mann fast das Handgelenk ab, bevor er ein weiteres Mal abdrücken konnte und bemerkte zu spät das Messer in der Hand des Menschen.

Die Klinge trag Jasons Seite und er ließ ächzend von dem Mann ab, der die Gelegenheit nutzen wollte, um Jason das Messer ein zweites Mal in den Körper zu rammen, aber da sprang ihn ein Wolf von hinten an und schlug seine Fangzähne direkt in seine Kehle.

Sein Wolf brauchte keine Sekunde, um zu wissen, wer das war.

Shiny.

Sie war in Wolfsgestalt und das Blut ihres Gegners verschmutzte ihr Fell um ihr Maul herum, als sie ihn losließ und ihren Gefährten ansah, dennoch drückte Jason sofort seinen Kopf gegen ihren und sie schnupperte an seiner Wunde an der Seite.

Sie war übel, aber nicht lebensbedrohlich.

"Jason?", erklang dann Lauras leise Stimme, die sich hinter ein paar weiteren Boxen versteckt hatte und geradezu erleichtert aussah.

Wer auch immer die Frauen gefangen genommen hatte, Shiny und Laura hatten sich befreien können, nicht dass daran irgendein Zweifel bestanden hätte.

Jasons Wolf hatte immer darauf vertraut. Seine Luna war eine Kämpferin.

Laura aber nicht und er musste für ihre Sicherheit sorgen.

Doch ein Jaulen zerfetzt die Luft und der Klang des Alpharufes zwang Jason dazu, sich umzuwenden. Er sah, wie die feindlichen Wölfe sich langsam zerstreuten und Konstantin dabei war, einen Wagen zu umzingeln und die Menschen, die sich darin befanden, festzusetzen. Er und ziemlich viele Beamte, die ihm folgten.

In dem Auto saßen Carlos und dieser verfluchte Anwalt.

Sheriff Johnson schrie mit erhobener Schrotflinte den beiden Männern etwas zu, auf das sie aber erst gar nicht reagierten. Dann wiederholte der Sheriff seine Forderungen lauter und stimmgewaltiger.

"AUSSTEIGEN! CARLOS MILS! ES IST VORBEI, STEIGEN SIE AUS DEM WAGEN AUS!", meinte er und man sah Lauras Vater wild gestikulierend, während sein Anwalt eher so aussah, als würde er definitiv aufgeben wollen.

Mehr konnten sie auch nicht tun.

Die menschlichen Handlanger, die das alles überlebt hatten, lagen mit dem Gesicht auf dem Boden und ließen die Verhaftungen der anderen Polizisten über sich ergehen.

Carlos prügelte von frustriert auf das Fahrzeug ein und schrie Lockhardt an, der immer noch einfach auf dem Beifahrersitz saß, ohne zu wissen, was er machen sollte.

Scheinbar gingen der Ausbruch seines Bosses an ihm vorbei, doch selbst wenn nicht: Er konnte nichts mehr tun. Sie waren umstellt von Wölfe und Beamten, die nicht zögern würden zu töten, wenn er auch nur den verdammten Motor startete. Als die Türen des Wagens aufgerissen worden und sowohl Lockhardt als auch Carlos Mils unsanft aus den Wagen gezerrt wurden, wandte Jason seinen Blick ab und sah noch, wie erst Laura aus der Deckung kam um auf ihren Mann, zuzulaufen und dann Shiny.

Ein Fehler.

Ein großer Fehler.

Shinys Fell war nicht markiert.

Jason sah das Unglück kommen, noch bevor er es wirklich sah.

Einer der jungen Polizisten zog erschrocken über die hervorspringende Wölfin seine Waffe und drückte ab.

Shiny, die damit nicht gerechnet hatte, ging sofort zu Boden und blieb leblos liegen.

Der Schuss hatte sie direkt getroffen und als Jason verstand, dass es definitiv ein tödlicher Schuss gewesen sein könnte, ging seine Welt unter.

Der Schuss hatte sie direkt getroffen und als Jason verstand, dass es definitiv ein tödlicher Schuss gewesen sein könnte, ging seine Welt unter

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt