Gefahr

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Kapitel 33

Moonshine

Alleine die Tatsache, dass Jason und Konstantin darauf bestanden, in einem extra Raum zu besprechen, was sie vorgefunden hatten, sorgte dafür, dass Moonshine mit dem Schlimmsten rechnete. Sie nutzten das kleine Büro von Bill, sicher nicht, weil sie lediglich das Lager gefunden hatten. Das hatten sie auch vor Becca und Peeter besprechen können. Nein. Es war mehr.

Als Konstantin sicher war, dass Laura den einzigen Stuhl im Raum in Anspruch genommen hatte, lehnte er sich an den Tisch direkt neben ihr und ließ sie nicht aus den Augen. Dann deutete er Jason mit einer Handbewegung auf, zu sprechen.

"Wir haben ihr kleines Lager genau an der Stelle vorgefunden, die Shiny vermutet hatte und wir können definitiv ausschließen, dass sie ihr Tun alleine planten", begann Jason und Laura wurde seltsam still.

Natürlich hatte niemand ernsthaft geglaubt, es wäre ein Zufall, dass die herumlungernden, alten Wölfe aus dem Rudel sich genau dann zusammenscharrten, um Rache zu nehmen, als Lauras Vater mit seiner Scharade begann. Aber dennoch war es eine Möglichkeit gewesen. Bis jetzt. Und diese Erkenntnis musste hart für Laura sein, die noch immer Erinnerungen an einen liebevollen Dad in sich trug.

"Also wurden sie gegen das Black-Water-Rudel aufgehetzt?", fragte Laura Jason, um auch noch die letzte Hoffnung mit einer einzigartigen Anmut zu begraben. Shinys Gefährte wiederum nickte und obwohl Jason es sich nicht anmerken ließ, spürte sie, dass sein Wolf Mitleid für Laura empfand. Sich gegen einen Feind zu stellen, war eine Sache, gegen die Familie aber war es unendlich schwer.

"Ja. Sie werden versorgt. In dem Lager standen Kisten mit Vorräten und die haben sie sich definitiv nicht selbst besorgt. Zudem haben sie keinerlei Rudeldynamik. Peeter hat von Wolf Kadavern gesprochen, aber auch von halb verwandelten Leichen, die dort einfach herumliegen. Sie töten sich gegenseitig. Es ist sicher schwer, sie unter Kontrolle zu halten. Umso länger sie von einem richtigen Rudel mit Alpha getrennt sind, umso mehr Schaden nimmt ihr Verstand. Abtrünnige Wölfe sind extrem aggressiv. Und diese sind keine Ausnahme." Für einen Moment war alles ruhig in dem kleinen Raum und selbst Shiny musste bei dem Gedanken schlucken, dass in diesem Lager einfach Leichen von ehemaligen Mitgliedern herumlagen. Der Anblick musste Peeter einmal mehr komplett verstört haben, sowas steckte kein normaler Jugendlicher einfach weg. Aber Peeter hatte bereits davor bewiesen, dass er stärker war als viele glaubten.

"Mein Vater versorgt sie und benutzt sie für seine Machenschaften. Also steht es fest: Sie haben Carly damals entführt." Sicher konnten sie es nicht sagen, aber dass Jason gesehen hatte, dass ein Wolf, panisch verscharrte Kleidung wieder ausbuddelte und es zu diesem Lager brachte, war ein ziemlich deutlicher Hinweis. Als sie Carly entführt hatten, hatten sie ihr die Kleidung bis auf die Unterwäsche ausgezogen, um ihre Spuren zu vernichten und hatten Langfields Geruch auf ihr platziert.

Jason nickte sicher und Konstantin ging zu seiner Luna und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, aber Laura sah nicht so aus, als würde sie diese brauchen.

"Ich weiß, was mein Vater für ein Mensch ist, das überrascht mich nicht. Was mir Sorgen macht, ist, dass er sie weiterhin benutzen könnte. Wie auch immer er das hinbekommt."

"Einige werden sich noch verwandeln können. Der Instinkt zu überleben ist stark und wenn einige von ihnen, noch so viel Verstand in sich haben, um halbwegs rationale Entscheidungen zu treffen, lautet der Deal sicher: Versorgung, gegen den ein oder anderen Gefallen. Abtrünnige Wölfe überleben normalerweise nicht lange und werden mit der Zeit immer verzweifelter." erklärte Konstantin und für einen Moment brach seine Alpha Aura hervor als er deutlich verkündete:

"Sie sind eine Bedrohung. Eine tickende Zeitbombe. Dieses Lager muss beseitigt und die Wölfe darin entweder eliminiert oder vertrieben werden. Nicht auszumachen, was Carlos mit ihnen alles anstellen könnte. Wir sind kaum genug, um unser Territorium zu verteidigen, geschweige den, um ein aggressives Rudel abzuwehren. Er könnte sie auch einfach auf die Menschen in Blackwater hetzen und uns die Angriffe in die Schuhe schieben"

"Wenn er das vorhätte, hätte er es doch schon längst getan, oder?" fragte Shiny und es war Laura, die den Kopf schüttelte.

"Nein. Er ist nicht der Typ für einen direkten Schlag. Er macht seine Gegner eher mit Nadelstichen mürbe bevor er zuschlägt. Ein paar Lügen, ein wenig Misstrauen säen. Ein oder zwei Morde, die für etwas Unruhe sorgen und die Bevölkerung verunsichern. Seine Pläne sind immer leise und schleichend. Zudem würde es ihm auch nicht in die Hände spielen. Wenn er einen Wolfsangriff auch nur simuliert, ruft das die Regierung auf den Plan. Die Behörden würden hier jeden Stein umdrehen, schlichten, wo es etwas zu schlichten gibt. Sich dermaßen selbst in deren Fokus zu rücken kann unmöglich sein Plan sein." meinte sie und Konstantin sah zu ihr herab.

"Aber er würde es tun, oder?" fragte er und Lauras Blick wurde ernst.

"Wenn er das Gefühl hat, nichts mehr gewinnen zu können? Vielleicht. Wenn er merkt, dass er dabei ist zu verlieren, hinterlässt er verbrannte Erde. Aber bevor er Black-Water angreift, wird er sie eher auf uns hetzen". Bei dieser letzten Einschätzung nickte Shiny und Jason holte tief luft.

"So oder so. Dieses Lager muss beseitigt werden und das können wir nicht alleine. Wir brauchen den Sheriff."

Das ist wohl wahr. Der Gedanke, dass sie einen Angriff ausführen und damit selbst große Verluste riskierten, war alles andere als beruhigend, für Shiny. Das Black-Water-Rudel brauchten Unterstützung.

"Ich kann mit ihm reden, weiß aber nicht, ob er zu denselben Schluss kommen wird wie wir. Selbst wenn wir ihm einwandfrei nachweisen können, dass sie für Carlys Entführung verantwortlich sind, weiß ich nicht, ob er einen Konflikt mit einem Gestaltwandler riskieren würde. Einen Konflikt, der nur mit Waffen und Krallen zu lösen ist. Keiner von denen würde sich verhaften lassen. Der Gedanke alleine ist absurd und nach allem, was die menschliche Regierung in letzten Jahren dafür unternommen hat, um das Verhältnis zwischen Gestaltwandler und Menschen zu verbessern, bezweifle ich, dass er dafür grünes Licht bekommt", überlegte Konstantin. Wenn sie das Lager loswerden wollten, würde es zu einem Kampf kommen, der mit Blut enden würde. Diplomatie und ein Rechtssystem waren bei Abtrünnigen nicht anwendbar. Sie waren mehr Tier als Mensch. Der einzige Weg war es, sie zu vertreiben, oder sie sofort an Ort und Stelle umzubringen.

Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt