In Feindesland

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Kapitel 30

Jason

Jasons Wolf lief zusammen mit Peeter schnell durch das offene Feld, dass selbst so tief im Sommer immer noch von einer leichten Schneeschicht bedeckt war, die es fast unmöglich machte unentdeckt zu bleiben. Die Fußspuren würden sie definitiv verraten. Wegen genau diesem Umstand und der Tatsache, dass sie nur hier waren, um die Lage auszukundschaften, hatte sich Jason dazu entschlossen, alleine diese Ansammlung von wilden Gestaltwandlern suchen zu gehen. Nur Peeter hatte er aufgrund seiner feinen Nase mitgenommen.

Shinys Idee mit der theoretischen Abgrenzung eines möglichen Aufenthaltsortes sollte dafür sorgen, dass zwei Wölfe absolut ausreichten, um bis zum Morgengrauen alle ungewöhnlichen Aktivitäten in diesem Gebiet festzustellen. Dennoch spürte Jason, wie sein Wolf zunehmend nervös wurde.

Das hier war nicht sein gewohntes Territorium. Obwohl sich Jason zusammen mit Peeter vor ihrem Aufbruch die Satellitenbilder von diesem Gebiet genau eingeprägt hatten, war dieses Manöver nicht gerade unriskant. Sie konnten nicht sagen, inwieweit sich diese eigentlich abtrünnigen Wölfen organisierten und ob sie nicht irgendwo Spähposten hatten, um dieses Gebiet zu verteidigen. Sie könnten in einen Hinterhalt geraten, schlicht entdeckt und angegriffen werden oder sonst wie scheitern.

Aber egal was Jason und Peeter hier auch erwartete, es war auf jeden Fall besser es schnell und möglichst unauffällig zu tun. Möglichst im Schutz der Dunkelheit.

Für einen kurzen Moment sah Jason in den Nachthimmel empor und versuchte sich von dem zunehmenden Mond nicht in Bann ziehen zu lassen. Er musste sich konzentrieren. Jasons rabenschwarzer Wolf drückte sich an eine Kiefer heran und sah dabei zu, wie Peeter hinter ihm, geschickt, im wahrsten Sinne des Wortes, in seine Fußstapfen trat. So würde es den Anschein erwecken als wäre, wenn überhaupt, nur ein Wolf hier gewesen. Vielleicht konnten sie nicht ganz verhindern, dass sie Spuren hinterließen. Aber sie könnten zumindest dafür sorgen, dass diese Hinterlassenschaften zu falschen Schlussfolgerungen bei den abtrünnigen Wölfen sorgen würden.

Wie ein Tänzer glitt Peeters Wolf elegant durch den Schnee und schüttelte sich dennoch die Anspannung aus den Knochen, als er den Wald erreichte, in dem sie kaum noch Spuren hinterlassen würden. Wenn die Temperaturen in der Sommernacht doch noch ab und zu den Gefrierpunkt erreichten und etwas Schnee fiel, wurde er von den Bäumen zum Großteil abgefangen.

Jason wartete bis Peeter wieder seine unfassbar empfindliche Nase in den Wind hob und versuchte etwas auszumachen, was ihm verdächtig erschien. Erfolglos. Also übernahm Jason wieder die Führung und machte sich auf zum nächsten Waldabschnitt, denn der junge Wolf würde beschnuppern können. Doch dieser erstarrte plötzlich hinter Jason.

Peeter stieß ein leises Knurren aus und scharrte wie vorher ausgemacht zweimal mit seiner Pfote. Ein fremder Geruch. Gestaltwandler.

Sofort spannte Jason sich weiter an und ließ Peeter vorgehen während er selbst sich zurückfallen ließ, um seine Fährte weder zu stören und ihm dennoch Rückendeckung zu geben.

Peeter möchte ein hervorragender Aufspürer sein, aber sein Wolf war nicht besonders dominant, was ihm einen gewaltigen Kampf Nachteil einbrachte, wenn es zu einem kommen würde. Dominante Wölfe waren besonders aggressiv und instinktgesteuert, was unerlässlich bei einer ernsthaften Auseinandersetzung mit anderen Wölfen war. Ihre Reflexe waren besser, ihre Angriffe instinktiv tödlich. Das konnte auch Peeters intensives Training nicht ganz ausgleichen. Ganz davon zu schweigen davon, dass er jung war und noch nie einen ernsthaften Kampf bestritten hatte.

Dennoch schien alles ruhig zu verlaufen und in dem Moment, als die beiden so nahe an diesem Versteck heran angeschritten waren, dass selbst Jason den fremden Geruch wahrnehmen konnte, stieß er Peeter mit der Schnauze gegen seine Flanke, damit er sich zurückzog.

Schnell tauschten sein die Plätze und Jason konnte nur hoffen, dass der Junge so vernünftig sein würde, bei einer möglichen Eskalation dieses Spionageeinsatzes den Rückzug anzutreten und Verstärkung holte, anstatt Jason helfen zu wollen. Zum einen, weil Jason ein Beta war und gut mit ein paar abtrünnigen Alten zurechtkommen würde, zum anderen, weil Peeter kaum selbst helfen konnte.

Aber ob er sich daran halten würde, war fraglich. Es verstieß gegen alle wölfischen Instinkte. Es konnte gut sein, dass Peeter schlicht zu sehr von dem Sog der Gewalt mitgerissen wurde, anstatt so zu handeln, wie er es sollte. Das war gar nicht so unwahrscheinlich.

Jason folgte dem immer penetranten Geruch nach alten, fremden Wolf und kam in einem Waldstück an, das etwas lichter wurde. In der Ferne konnte er bereits Bewegungen im Dunkel ausmachen konnte. Gefunden.

Jason stellte eines seiner Ohren auf, während er selbst sich immer kleiner machte und stellte fest, dass der Wind günstig stand. Wenn die Abtrünnigen nicht selbst einen Aufspürer hatten, würden sie Jason wahrscheinlich nicht bemerken. Aber im Dunkeln konnte Jason genau ausmachen, dass noch ein anderes Risiko bestand. Der Ort, der eine Art Lager zu sein schien, war von dickem Unterholz versperrt.

Teilweise hingen die Äste so tief, dass Jasons Wolf, der selbst für Gestaltwandler Verhältnisse als ziemlich groß galt, Probleme haben würde sich dadurch zu quetschen. Zumindest, wenn er nicht ein Heiden Lärm verursachen wollte.

Gerade dachte Jason darüber nach, wie er das Problem lösen sollte, da stieg ihn neben den ganzen anderen Geruch noch einer in die Nase, der ihm ebenfalls Sorgen machte. Er roch den Tod. Ein feiner, süßlicher Duft von Zerfall und Verwesung.

Er warf kurz einen Blick zu Peeter, der schnell aufgeholt hatte und ebenso die Ohren aufgestellte. Er musste es auch wahrnehmen. Mist.

Was sollten sie jetzt machen?

Dies war die perfekte Gelegenheit mehr herauszubekommen, aber dann musste Jason sich von dieser Seite dem Lager nähern, sonst riskieren sie es gerochen zu werden. Leider war er zu groß für dieses Unterholz.

Gerade entschloss sich Jason dazu, sich mit der Positionsinformation zufriedenzugeben, als Peeter sich an ihm vorbeischlich.

Sein kleiner und noch etwas schlaksige Wolf schlängelte sich durch das Gebüsch, so grazil, dass nicht mal Jason direkt hinter ihm Peeter hören konnten. Er wollte gerade mit der Pranke nach ihm schlagen, um ihn aufzuhalten, aber er war zu schnell.

Dieser Junge war der geborene Kundschafter. Selbst Shiny, die noch einmal kleiner und leichter war, schien im Vergleich geradezu ein Trampel zu sein. Die Frage war, ob das genügen würde, um diesen Wölfen dort ein Schnippchen zu schlagen.

Obwohl alles in Jason schrie diesen Jungen dort nicht hineinzulassen, hatte er doch keine Wahl als zu hoffen, dass Peeter näher herankam als er selbst und sich nicht erwischen ließ.

Obwohl alles in Jason schrie diesen Jungen dort nicht hineinzulassen, hatte er doch keine Wahl als zu hoffen, dass Peeter näher herankam als er selbst und sich nicht erwischen ließ

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt