Auf dem Weg nach Hause

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Kapitel 45

Shiny

"Laura? Laura?" fragte Shiny zum wiederholte male und betrachtete ihre Freundin, die mitten auf ihren Weg zum Wagen einfach stehen geblieben war und zurück zum Gemeindegebäude starrte, als hätte sie etwas vergessen. Oder jemanden. Für einen Moment bereitete es Shiny Sorgen, weil dieses Verhalten für Laura so unfassbar untypisch war, dass sie ihre Freundin kaum wiedererkannte. Aber vielleicht lag das gar nicht an Laura selbst.

Die Gestaltwandler, Shiny war sich fast zu hundert Prozent sicher, dass es mehr als ein Kind sein würde, in Lauras Schoß waren vielleicht bloß wenige Zellen groß, aber sie waren dennoch Gestaltwandler. Wolfsgestaltwandler, die gerade in ihren ersten Lebenszyklus aus purem Instinkt handelten.

"Alles in Ordnung?" fragte Shiny und berührte vorsichtig Lauras Schulter, um sie nicht zu plötzlich aus ihren Gedanken zu reißen. Sie wollte Laura nicht erschrecken.

"Es fühlt sich seltsam an ihn zu verlassen", meinte diese dann lediglich und Shinys Lippen kräuselten sich.

"Ich schätze mal, dass du dank deines Nachwuchses die Luna-Verbindung spüren kannst. Das ist halt ziemlich heftig", mutmaßte Shiny und Laura legte nachdenklich den Kopf schräg. Sie dachte sichtlich intensiv über Moonshines Worte nach, bevor sie nickte und es dann endlich schaffte sich von dem Gebäude abzuwenden, in dem sich ihr Gefährte befand.

"Wie haltete ihr das aus? Du und Jason? Wenn das die Luna Verbindung ist, finde ich sie schon fast...zwanghaft, verstehst du was ich meine?" fragte Laura und bestieg das Fahrzeug, dass sie zurück zum Rudelgelände bringen sollte. Shiny lächelte und nickte weiter.

"Kann ich dir im Nachhinein nicht sagen, ich denke, man gewöhnt sich dran, obwohl es gerade Jason nicht gutgetan hat", gestand sie.

Laura rutschte auf ihrem Sitz zurecht und legte den Sicherheitsgurt an, während Shiny hinter das Steuer glitt.

"Was meinst du damit? Es hat ihm nicht gutgetan?"

"Sein Wolf ist irgendwie frustriert gewesen, er hatte den Eindruck, dass deswegen etwas 'kaputt' gegangen ist, aber es fühlt sich für mich nicht an, als wäre er durch die zwanghafte Entfernung zu seiner Luna tatsächlich psychisch oder physisch beschädigt worden. Es kommt mir eben eher vor wie Frustration. Ich denke alles andere würde meine Wölfin bemerkten. Mach dir keine Gedanken darum, das mit Jasons Wolf legt sich gerade in gewaltigen Schritten. Heute Morgen habe ich schon beim dritten Versuch aus dem Bett geschafft", lachte Shiny und Laura stimmte mit ein. Sie schien genau zu wissen, was Shiny meinte.

"Du glückliche, nach all den Monaten schaffe ich es nie vor dem fünften Anlauf", lachte Laura und Shiny prustete.

"Ich bin eine dominante Wölfin, wenn mir seine Attitüde zu sehr auf die Nerven geht, wetze ich meine Klauen an ihm", fuhr Shiny lächelnd fort und Laura verzog das Gesicht.

"Soll das heißen ich bin nicht dominant genug?"

"Für einen Menschen bist du ziemlich taff, aber sonst? Eher nein, tut mir leid, Laura. Wenn es hart auf hart kommt, wirst du evakuiert wie all die anderen Mütter und weniger dominanten Wölfe. Egal wie gut du mit einer Schrotflinte umgehen kannst!" darauf hingrinste Laura allerdings nur und lehnte sich entspannt im Sitz zurück.

Es war schön sich mit einer Freundin über Frauendinge unterhalten zu können und jemanden zu haben, der diese Verbindung zu dem Partner nachvollziehen konnte. Auch wenn Laura ein Mensch war, war sie furchtbar verliebt in Konstantin und fühlte sich nicht weniger zu ihm hingezogen.

Als Shiny den Wagen drehte und die Straße zurück nahm, bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie Laura wieder ihre Hand auf den Bauch presste. Vielleicht hatte sie noch vor einem Tag an ihre Schwangerschaft insgesamt gezweifelt und war erschrocken darüber gewesen zu erfahren, dass es mehrere sein würden, aber dennoch freute sie sich unheimlich.

Es war fast ansteckend.

So sehr, dass selbst Shinys Wölfin sich fragte, wann sie ihre Welpen bekommen würde. Moonshine war fast schockiert als dieser Gedanke sich ganz plötzlich in ihr auftat. Sie empfand sich immer noch als zu jung für Kinder, aber in ein paar Jahren konnte sie sich definitiv vorstellen eine ganze Schar von tollenden kleiner, nervenaufreibender Kinder zu haben, die nur Chaos hinterließen.

"Tut mir leid, ich hätte es Konstantin überlassen sollen dir zu sagen, dass es mehrere werden. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ihn nur etwas ärgern", gestand Shiny und Laura kicherte.

"Letzteres hast du definitiv erreicht. Mir geht es gut, ich freue mich auf meinen kleinen Nachwuchs. Ich hab mir immer eine Familie gewünscht und Konstantin wird ein toller Vater", meinte sie und Moonshine spürte wie sie ehrliche Erleichterung verspürte, während sie den Blinker setzte und endlich auf die Hauptstraße einbog, die in Richtung Rudelgelände führte und zu dem Haus, das Carly und ihre Mutter bewohnten.

Nachdem Lauras Mutter gestorben war, hatte Melissa das Haus bezogen, weil sie lange fahren musste, um zu ihren anderen Jobs zu kommen und sie Carly nicht mitten in der Stadt alleine lassen würde.

Die unmittelbare Nähe zum Black-Water Rudel ermöglichte es der achtjährigen sicher zu Fuß zu Laura und Konstantin zu gelangen und Jason hatte die Häuser aktiv in den Patrouillenwegen der Wölfe mit aufgenommen.

Carly durfte nie wieder etwas passieren!

Zudem schien ihre Mutter früher oder später wohl auch offizielle zum Rudel zu gehören, denn trotz seines ewigen Singles Daseins war Bill, der Rudelarzt dazu bereit wohl jetzt endlich sesshaft zu werden. Sie gingen jetzt bereits seit Wochen miteinander aus.

In Bills Alter hatte das definitiv was zu bedeuten. Er meinte es ernst und Carlys Mutter sicherlich auch. Sie war nicht der Typ für lockere Beziehungen, vor allem nicht wegen ihrer Tochter.

Gerade grinste Shiny deswegen vor sich hin, als sie für eine Sekunde wieder zu Laura sah. Ihr Instinkt drängte Shiny dazu. Ihre Wölfin wollte beschützen, doch der Instinkt schlug sofort in eine andere Richtung als sie das Quietschen ein paar Reifen hörte.

Ein anderes Fahrzeug? Hier draußen?

Vielleicht eines der anderen Anwohner, die die illegal errichteten Häuser am Rand des Geländers bewohnten?

Konstantin hatte mit den Menschen dort gesprochen und ihnen allen die Möglichkeit gegeben, dort wohnen zu bleiben. Die Gemeinde hatte für das Bebauen des Rudelteritoriums eine Entschädigung gezahlt. Die Menschen mussten sich nur damit abfinden, dass sie ab und an einen Wolf im Vorgarten hatten, weil diese dort Streife liefen.

Einige waren deswegen dennoch ausgezogen. Doch die frei gewordenen Häusern waren inzwischen wieder bewohnt, besonders von den menschlichen Rudelmitgliedern, die es ertrugen so nahe am Rand des Geländes zu leben.

Auch wenn es langfristig so sein würde, dass die Häuser eher als Wirtschaftsgebäude dienen würden. Es dauerte meist nur eine Generation und das menschliche Blut innerhalb eines Rudels würde Gestaltwandler Blut sein.

Louis hatte mal scherzhaft gemeint, dass die Gestaltwandler wie die Borg aus Star Treck seinen. Sie assimilierten Menschen innerhalb kürzester Zeit, weil Wolf Gene immer dominant vererbt wurden.

Doch als dieses quietschen näher kam, wurde Shiny wieder hellhörig und sie sah noch aus den Augenwinkeln, wie plötzlich ein extrem großer Van aus einer der unzähligen Waldwegen gedonnert kam und ungebremst in die Seite ihres Auto fuhr.

Der Aufschlag war so heftig, dass selbst Shiny die Orientierung verlor, während ihr Fahrzeug von der Straße gedrängt wurde, sich überschlug und dann gegen den nächsten Baum donnerte.

Der Aufschlag war so heftig, dass selbst Shiny die Orientierung verlor, während ihr Fahrzeug von der Straße gedrängt wurde, sich überschlug und dann gegen den nächsten Baum donnerte

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Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt