Redebedarf - Teil 2

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Kapitel 8

Moonshine

„Du bist unfassbar weißt du das eigentlich? Hast du eine Ahnung, wie das alles für mich klingt? Nach Ausreden! Als würdest du dich einfach nicht dazu durchringen können, mir einfach zu sagen, dass du nichts von mir willst und nur hier bist, weil die Natur das von dir verlangt. Es klingt, als wärst du ein Feigling! Deswegen frage ich dich jetzt ganz direkt zum ersten und letzten Mal: Willst du das ich deine Luna bin?" schrie sie ihn fast an und sah sie wie sich etwas in seiner Mimik veränderte. Was war das? Bedauern? Mitleid? Zögern? Zum Teufel mit ihm! Nichts davon brauchte sie! Und nichts davon wollte sie haben! Doch es war entsetzen.

„Natürlich will ich, dass du meine Luna bist. Ich schwöre dir, ich habe nie etwas mehr gewollt als das. Es tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe, wir sollten dennoch auf deinen Abschluss warten. Bitte", sprach er sanft und obwohl die Hälfte davon genau das ist, was sie immer hatte hören wollen, verweigerte er ihr eine Begründung. Wieso tat er das? Sie verstand es einfach nicht und war immer noch sauer, weil er es ihr nicht erklärte und dennoch war sie auch erleichtert. Er wollte sie.

Erst als sie es gehört hatte, war ihr bewusst gewesen, wie sehr sie an dieser Sache gezweifelt hatte und wie tief es sie getroffen hatte, sich auch nur vorzustellen er würde sie nicht wollen.

Sie hatte geglaubt, dass es zwar wehtun aber dennoch aushaltbar gewesen wäre, doch in dem Moment, wo ihr ein Stein, in Größe eines Berges, vom Herzen fiel, wusste sie es besser: Es hätte sie umgebracht. Diese unerwiderte Liebe hätte sie definitiv umgebracht. Dieses Wissen brach über sie hinein wie ein Sturm und festgeklemmt zwischen Glück und anhaltender Frustration entfloh ihr eine Träne und rollte über ihre Wange, bevor sie es aufhalten konnte.

Erschrocken wischte sie sich über das Gesicht und dann war Jason auch schon bei ihr.

Er schob eine Hand in ihren Nacken und schlang die andere um ihre Taille um sie an sich zu ziehen bis ihre feuchte Wange gegen den Dreckfleck drückte, für den sie verantwortlich war. Das sollte sie stören, tat es aber nicht. Er umarmte sie und Moonshine selbst krallte sich sofort an ihn fest, als würde er sie tatsächlich gleich wieder verlassen können.

Wann hatte er sie das letzte Mal so in den Armen gehalten? So getröstet?

Unter Rudermitgliedern ist eine solche Geste allgegenwärtig, aber Jason hatte sich ab den Zeitpunkt, als er sie als seine Luna wahrnahm immer von ihr ferngehalten. Als wäre sie giftig oder etwas Ähnliches. Ihre Wölfin hatte das ungemein frustriert.

„Ich hasse es, wenn du weinst", hauchte er in ihr Haar und dann erinnerte sie sich wieder an dieses letzte Mal, als sie ihm so nahe gewesen war.

Sie war acht oder neun gewesen und hatte sich als Welpe eine Pfote gebrochen und so jämmerlich gejault, dass Jason wie von der Tarantel gestochen zu ihr gekommen ist, um sie zu befreien und ihr zu helfen. Damals hatte er sie auch in den Arm genommen, sie getragen und getröstet.

Damals war sie aber in ihrer Wolfsgestalt gewesen und er nicht. Dennoch...damals hatte Moonshine bemerkt, dass es sich bei ihm immer am schönsten anfühlte. Und jetzt überkam sie dieses Gefühl erneut.

Von ihm gehalten zu werden, war das beste überhaupt und so schmiegte sie sich mit Freude an seine Brust und glaubte zum ersten Mal seit Monaten, dass nun doch alles gut werden würde.

Der Duft seines Körpers war so einnehmend, dass sie die Augen schloss, um ihn in seiner ganzen Fülle zu genießen und der kräftige Klang seines schlagenden Herzens ließ ihre Glieder schwer werden, bis sie das Gefühl hatte gleich zusammen zu sacken. Aber sie würde nicht fallen. Jason war da und würde sie halten, falls so etwas passierte, das wusste sie und plötzlich kam sie sich so dumm dabei vor, gedacht zu haben, er könnte sie tatsächlich ablehnen, sie nicht ... lieben.

Mit dem Wunsch, noch mehr von ihm zu fühlen, streckte sie ihren Kopf bis sie mit der Nasenspitze die Haut an seinem Hals berühren konnte.

Es sprach für ein unnatürlich hohes Vertrauen jemanden so nahe an seine Kehle zu lassen und war selbst innerhalb eines Rudels nicht wirklich üblich. Aber Jason zuckte nicht einmal, als sie sich höher schob. Lediglich die Hand in ihrem Nacken drückte etwas fester zu. Fast so als würde auch er sie nicht mehr loslassen wollen. Doch das musste er.

So schön es auch war: Er musste sie loslassen, denn wenn nicht, würden sie die ganze Nacht hier zusammen stehen und morgen vollkommen müde sein.

Dennoch... bevor sie ihn wieder gehen ließ, wollte sie ein Geburtstagsgeschenk von ihm. Etwas was nur er ihr geben konnte.

Sie küsste seinen Hals und das Knurren, dass seiner Kehle entkam und in seinen Lungen weiter bebte, sorgte dafür, dass sich ihre Brustspitzen zusammen zogen und sich ein leichtes Klopfen zwischen ihren Beinen meldete.

Er würde ihre Erregung ebenso wahrnehmen, wie sie seine angespannten Nerven, weil der Instinkt sie zu verschlingen so stark in ihm war. Und obwohl ihr das peinlich sein sollte, war es das nicht. Das war die Natur der Sache. Sie wollte ihn und er wollte sie.

Als sie noch einen Kuss auf seinen Hals hauchte aber, zog er sich zurück und diesmal war sie deswegen nicht sauer auf ihn, denn er schob sie von seiner Brust, umfasste ihr Gesicht wollte ...

„Es ist spät! Sie muss morgen zur Schule!" schrie Magnolias Stimme plötzlich und klang dabei so schrill, dass sich ihre Wölfin die Ohren zuhalten wollte und es natürlich nicht konnte.

Jason erstarrte kurz, knurrte wieder und diesmal war es eindeutig kein erregtes Knurren, sondern eine Warnung, die definitiv Moonshine galt, aber nicht laut genug war, um von ihr wahrgenommen zu werden und ihr tatsächlich ihre Grenzen aufzuzeigen. Ganz so als wäre es ihm unbewusst entkommen.

Aber als Beta konnte er nicht einfach ein Rudermitglied auf diese Weise anknurren. Schon gar nicht eine so wenig dominante wie Magnolia, denn es würde ihr vermitteln, dass sie etwas ernsthaftes falsch gemacht hatte und obwohl Moonshine wusste, das die Worte ihrer Schwester nur den Sinn gehabt hatte, sie und Jason zu unterbrechen: So hatte sie doch recht. Sie musste morgen tatsächlich zur Schule, aber wenn sie Jason jetzt küsste...könnte das ausarten-Verfluchter Mist, aber auch!

Doch so leicht würde sich Moonshine von ihrer Schwester in den Karren fahren lassen!

Moonshine umfasste ihrerseits sein Gesicht, stellte sich auf die Zehnspitzen und hauchte ihn einen festen Kuss auf die Lippen, sodass er erstarrte und sein silberner Blick sich auf sie legte. Sie sah bereits jetzt, den Wolf darin und war kurz verwirrt, diesen so nahe an er Oberfläche ausmachen zu können. Auch sie hatte nicht gestört werden wollen und ihre Wölfin war definitiv auch unruhig, aber nicht so nahe an der Oberfläche, dass sie drohte, die Kontrolle zu verlieren. Wie merkwürdig. Jason hatte sonst nie Probleme mit seiner Selbstbeherrschung, er war geradezu ein Meister darin.

„Moonshine!", kreischte es wieder hinter ih und sie verdrehte die Augen.

„Ich komme schon", sagte sie zu ihrer Schwester lächelte dann Jason an und haute ihm noch etwas zu, bevor sie sich von ihm löste.

„Gute Nacht", sagte sie glücklich und wollte gehen. Doch das konnte sie nicht. Schmerzhaft spürte sie seine Hand an ihren Oberarm, die sie zurückhielt. Und zwar alles andere als sanft, denn Moonshine spürte deutlich Klauen, die sich durch ihr Oberteil in ihre Haut bohrten. Zu seinem Glück war sie alles andere als empfindlich und so sah sie ihn nur fragend an, worauf sich seine Hand sofort löste und Jason sie gehen ließ.

Seine Augen waren jetzt vollkommen Silber und an der Art und weise wie er die Kiefer aufeinander presste wusste sie auch, dass er wohl mit seinen Fangzähnen zu kämpfen hatte. Er...der Meister der Selbstbeherrschung. Das irritierte sie enorm. Dennoch sagte ihr etwas, das sie dringend gehen sollte, um schlimmeres zu verhindern und diesem Instinkt folgte sie.

Sie blickte immer wieder zurück, während sie auf ihre Schwester zuging und sah wie Jason sich mit jeden ihrer Schritte angespannte. Seine Muskeln traten an seinen Hals hervor und ein deutlich sichtbaren Wolf, kurz unter seiner Haut, verfolgte jeden ihrer Schritte, als wäre sie Beute. Aber das war sie nicht. Sie war seine Luna und eine dominante Wölfin, dass er Beute in ihr sah...war alles andere als gut.

Beta: Noch nicht

Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt