unangenehmes Treffen

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Kapitel 29

Moonshine

„Du bist wütend", erkannte Laura als sie am Abend zusammen mit Shiny auf den Weg zum Haus eines der Rudelmitglieder waren, indem eine kleine Versammlung von Müttern stattfand. Shiny konnte sich definitiv schöneres vorstellen als sich mit diesen Tratschtanten zutreffen, viel lieber wäre sie bei Jason um ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen. Doch dieser war sehr deutlich dabei gewesen, ihr klarzumachen, dass er sie diesem Risiko nicht aussetzen wollte. Der Wölfin gefiel diese Bevormundung gar nicht, aber Shiny vertraute darauf, dass Jason sie nur nicht dabei haben wollte, weil er der Meinung war es selbst erledigen zu können und nicht weil sein Beschützerinstinkt mit ihm durchging.

Sie hatte heute ihren eigenen Kampf auszutragen und musste der Luna des Alphas beistehen, dessen Job heute alles andere als unwichtig war. Die Mütterversammlung würde zweifelsfrei Rudelangelegenheiten besprechen, die den inneren Kreis betrafen. Dort würden sie auch Carol Jal antreffen, Peeters Mutter, die Laura und Shiny davon überzeugen mussten, auf Konstantins Urteil was Peeter anging zu vertrauen.

Er war kein dominanter Wolf, seine Fähigkeiten waren aber von unschätzbarem Wert für die äußere Verteidigung. Es wurde Zeit, dass diese Frau verstand, dass den Willen ihres Sohnes, der sich geehrt gefühlt hatte von Konstantin in die äußere Verteidigung eingebunden zu werden, respektierte.

In letzter Zeit waren sie alle, so sehr damit beschäftigt gewesen, dass sie dieses und andere kleinen Probleme innerhalb des Rudels schlicht vernachlässigt hatten. Das sollte nicht passieren, war aber letztendlich unvermeidlich. Deswegen verließ sich Konstantin darauf, dass Carola und ihre Mütterversammlung sich an ihn wandten, wenn etwas zu sehr im Argen lag und sie nicht hinterrücks kleinere Intrigen spannen.

Normalerweise war das aktuelle Hauptproblem der Rudelmitglieder der immer noch herrschende Wohnungsmangel. Während die menschlichen Mitglieder des Rudels es in den ehemaligen Wirtschaftshäusern im Herzen des Territoriums eigentlich ganz gemütlich fanden, brauchten die Wölfe und insbesondere die Heranwachsenden, mehr Platz für sich. Leider waren die meisten der ehemaligen Wolfs Wohnungen quasi abbruchreif. Doch die Neubauten ließen auf sich warten. Das sorgte für Spannungen, die man irgendwie auffangen musste.

„Ein wenig. Ich bin eine dominante Wölfin, das hier ist nicht gerade meine Aufgabe", meinte sie und Laura nickte verstehend, während Shiny sich innerlich bei dem Gedanken windete, bei diesen Klatschweibern vorstellig zu werden, als wäre sie wieder zehn.

„Wenn es dir hilft: Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir beistehst." versuchte Laura sie aufzumuntern und Shiny betrachtete die Laura eingehend.

Mit ihren eisblauen Augen und ihrem platinblonden Haar sah Laura immer aus wie der Winter selbst. Und wie Väterchen Frost üblicherweise eine warme weiße Decke über alles Leben legte, war auch Lauras Charakter, der einer warmen Umarmung. Shiny mochte sie sehr und hatte manchmal das Gefühl Laura wäre die große Schwester, die sie eigentlich manchmal gebraucht hatte.

Das sollte eigentlich kein beruhigender Gedanke sein, schließlich hatte sie eine Schwester. Aber viel zu lange war Magnolia eher eine Mutterfigur gewesen, bevor sie direkt unfreiwillig den Posten der Frau übernommen hatte, die sich zwischen Shiny und ihren Gefährten gestellt hatte. Doch das würde sich jetzt wieder beruhigen, oder?

„Ich freue mich dir beistehen zu können, aber da drinnen kann dich niemand retten", grinste Shiny als sie an der Haustür ankamen. Lauras Mundwinkel zuckten, als würde sie Shinys Worte für einen Witz halten, doch als Moonshine selbst ebenfalls die Lippen zu einem eher schadenfrohen Lächeln erhob, schien Laura zu realisieren, dass es Shiny ernst war.

„Es wird schlimm?" fragte Laura entsetzt und Moonshine lachte kurz auf.

„Schlimm ist gar kein Ausdruck."

Laura wollte noch etwas sagen, aber da wurde auch schon die Tür aufgerissen und eine sehr, sehr überschwängliche Dame mittleren Alters sah zwischen den beiden Frauen hin und her.

„Oh mein Gott. Welpen!" kreischte sie fast und brachte Laura damit dazu zusammen zu zucken, während Shinys Wölfin fast schon ängstlich die Ohren anlegte und sich weiter in ihrem Geist zurückzog. Es war nicht so, als würde sie wirklich Angst vor diesen Frauen haben, aber sie konnten schon furchteinflößend sein. Allerdings nicht auf die Art, wie man es vielleicht vermutete.

„Und Moonshine! Wir hörten von dir und Jason, das Rudel ist ganz aufgeregt, aber...oh...kommt schnell herein! Keine Angst, Laura, wir richten dir sofort einen der bequemsten Plätze her. Ach dieser Geruch, lässt mich ganz überschwänglich werden, schwangere Frauen riechen doch am besten, nicht wahr?" fragte diese und zog Laura schon mit sich herein, während sie von Shiny wohl eine Antwort erwartete. Diese nickte gehorsam und versuchte sich dann wieder daran zu erinnern, dass diese Frauen einen nicht wirklichen fressen würden - zumindest nicht wortwörtlich.

„Schaut mal, meine Damen, wer uns heute Besuchen kommt! Ist das nicht erstaunlich?" fragte sie in die Runde hinein und Shiny ließ ihren Blick über die Frauen rund um den kleinen Teetisch wandern. Neben den Cousins Josephine und Myra waren auch einige Menschen und natürlich auch Mrs Jal, anwesend, Peeters Mutter. Herein gezerrt wurden sie von Zintia, die kurz vor der Spaltung von einem anderen Rudel hierhergekommen war. Der Liebe wegen. Ein üblichen vorgehen. Viele junge Wölfe reisten durch das ganze Land in der Hoffnung seine Luna oder einfach jemanden zu finden, mit dem man sesshaft werden konnte.

„Oh. Rieche ich da etwa eine Schwangerschaft? Laura! Herzlichen Glückwunsch! Bist du hier, weil du dir Sorgen machst? Keine Angst, meine Liebe. Ich kann dir alles darüber erzählen, komm, setz dich am besten neben mich!" brachte Peeters Mutter überschwänglich hervor und sah dann zu Josephine Louis Schwester, die selbst gerade ein Kind erwartete.

„Josephin, kennst du ja schon. Ich habe ihr auch alles gesagt, als sie mit ihrem ersten Welpen schwanger war, das ist eine herrlich Zeit. Du kennst ja den kleinen Benjamin", redete sie weiter, ohne Laura auch nur zu Wort kommen zu lassen. Oder sich darüber bewusst zu sein, dass Laura selbst viel Erfahrung mit Kindern hatte. Sie war schließlich Erzieherin.

„Und du Shiny? Sollen wir dir auch etwas erklären? Du bist noch so furchtbar jung, aber Jason erwartet sicher bald ein paar Welpen und da unser Rudel so klein ist, solltest du dir überlegen früh..."

„Okay. Das reicht. Ich bin weder hier um mich über Babys, Schwangerschaften noch etwas anderen zu unterhalten, sondern weil Konstantin uns bat etwas mit euch zu besprechen." begann sie schnell bevor ihre Wölfin bei den Gedanken an eigene Welpen in Panik geraten konnte.

Mein Gott, konnten diese Mütter einen Druck machen.

Natürlich wollte Shiny irgendwann eigene Kinder und die Situation des Rudels, die Jahreszeit und die simple Tatsache, dass sie ihren Gefährten hatte, rüttelten gewaltig an ihrem Instinkt, schon sehr bald welche zu bekommen. Aber diese Frauen schafften es glatt, es ihr wieder auszutreiben. Sie meinten es nur gut, das wusste Shiny natürlich, aber das bedeute nicht, dass ihrer dominanten Wölfin diese Einmischung gefiel.

"So? Was hat Konstantin uns denn zu sagen, was er uns nicht persönlich entgegenbringen kann?" fragte Carol sofort und der beleidigte Unterton in ihrer Stimme machte deutlich, wie notwendig dieses Gespräch hier war. Diese Frauen waren einflussreich und maßgeblich für den inneren Frieden im Rudel zuständig. Und diese Ruhe brauchten Konstantin und anderen dominanten Wölfe gerade dringend. Egal, wie das hier also ausging: Das Ergebnis war wichtig.

Die Stille des Wolfes - Alaska Werewolves Bd. 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt