(Update jeden Mittwoch) Nach den blutigen Morden in Black-Water sind die Menschen den Gestaltwandlern noch misstrauischer eingestimmt als sonst. Um sich nicht weiter ins Schussfeld zu begehen verlangt der Alpha des Black-Water-Rudels, deshalb von se...
Sie puhlte mit dem spitzen Stück Gestein in der Schweißnaht herum und versuchte, genug Druck auszuüben, damit dieser sich genau dort verkeilte, wo Laura den Rost entdeckt hatte. Dieses Gefängnis war vielleicht für Gestaltwandler ausgelegt, aber es war auch alt und dieses Alter gepaart mit der Alpha Kraft, die in Shiny wohnte und etwas Physik könnte sie und Laura hier herausholen.
"Soll ich noch einen Stein holen? Dann können wir die Kraft auf das Scharnier vergrößern", brachte Laura ein und Shiny nickte, bevor sie sich an einer der Stangen herauf zog, Schwung holte, sich von Boden abstieß, um mit ihrer Fußsohle den Stein weiter in das angefressene Metall zu schieben.
Er steckte fest, aber als Keil, der das angerostete Scharnier brechen sollte, genügte er nicht.
Laura brachte ihr ein weiteres Stück Gestein, den sie irgendwo aus dem lockeren Geröll an den Ecken kratzte.
"Wenn du ihn da noch mit reinbekommst und wieder diesen Tarzan-Move machst, könnte es klappen", meinte ihre Freundin und brachte Shiny damit zum Lächeln.
"Tarzan-move?", fragte Shiny zweifelnd und Laura war ihr einen Blick zu als müsste Moonshine ganz genau wissen, was sie damit meinte, aber das tat sie nicht.
"Soll ich etwa sagen, wie ein Affe, der an seinem Käfig rüttelt? Ich dachte, Wölfe hassen es zu klettern", meinte Laura und Shiny nickte nur, ohne auf diesen Affenvergleich einzugehen. In ihrer Welt waren die Menschen die 'Affen'.
"Ich bin nicht geklettert, hab mich nur aufgezogen und mich gegen das Tor schwingen lassen. Ich weiß aber nicht, ob das reicht", sagte sie und schaffte es mit purer Kraft den zweiten Stein in diesen Spalt zu drücken. Dann wiederholte sie den 'Tarzan-Move' und hörte deutlich das Ächzen des Scharniers.
Ein kurzer Blick zu Laura bestätigte, dass auch sie es gehört hatte und Shiny musste ihre Gestaltwandler Sehfähigkeit nicht einsetzen, um den Riss an der angerosteten Schweißnaht zu sehen.
"Und jetzt den", meinte Laura und reichte Shiny einen Stein, der so groß war, dass Laura mühe, hatte ihn zu halten, aber für Shinys Zwecke war er perfekt.
Sie hielt den Brocken in ihrer Faust, trat ein paar Schritte zurück und konzentrierte sich auf diese Alphakraft, die sie vorhin noch gespürt hatte, als auf sie geschossen wurde.
Dann rannte sie mit Anlauf aus die Tür zu und schlug mit aller Kraft im Sprung auf das Scharnier.
Der Stein traf auf das Metall und ließ den Stein auseinanderbrechen, aber auch die angerostete Schweißnaht, mit dem das Scharnier an der Tür befestigt, war gab nach. Es brach mit einer Gewalt, die die beiden eingekeilten Steine in zwei Richtungen springen ließ und dafür sorgte, dass Laura sich erschrocken wegdrehte.
Das es so laut sein würde, hatte Shiny eigentlich nicht gedacht.
"Bist du getroffen worden?" fragte sie, aber Laura schüttelte den Kopf und ging dennoch etwa zurück, als Shiny eine Hand an das Gitter legte und die andere an eines der Stangen an der Tür und begann zu ziehen.
Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte und so fest, dass ihr Gesicht rot wurde und sie spürte, wie ihre Muskeln schier selbst zerreißen wollten, versuchte sie die Tür an der Ecke so weit zu verbiegen, dass sie sich durchquetschen könnte. Jetzt wo das obere Scharnier fehlte, hing die Tür eh schon etwas schräg.
Es gelang ihr, aber als sie nach ein paar tiefen Atemzügen den Spalt ansah, wusste sie, dass er dennoch zu klein für sie selbst sein würde. Laura allerdings.
"Du bist schmaler als ich, schaffst du es da durch?", fragte Shiny und Laura nickte nur, sichtlich dankbar, etwas mehr machen zu können, als nur Steine zu suchen. Sie zögerte auch nicht.
Laura kletterte an den Querstreben hoch und überlegte kurz, wie sie da am besten durch kam. Mit gefesselten Händen war das echt ein Problem.
"Kriegst du es oben noch etwas auseinander?" fragte sie und Shiny holte tief Luft, ignorierte das Brennen in ihren Muskeln, packte das verborgene Metall und zog erneut daran. Es brach in einem lauten Knall, weil es sich nicht weiter verbiegen lassen wollte.
"Oder so, mit der Nummer solltest du zum Zirkus", scherzte Laura munter weiter und Shiny stützte den Rücken ihrer Freundin während die Luna ihres Alphas mit den Beinen voran durch das Loch stieg. Immer darauf bedacht, dass diese nicht mit dem abgebrochenen Ende der Stäbe Berührung kam. Das würde hässliche Verletzungen geben.
"Würde ich ja, aber dein Kindergarten nimmt keine Bewerbungen mehr an", gab Shiny schlagfertig zurück und Laura ächzte, als ihre Jacke doch hängen blieb und Shiny sie befreien musste. Dann landete ihre schwangere Rudelkameradin unsanft auf der anderen Seite des Käfigs.
Shinys Wölfin jubelte innerlich und auch Laura grinste breit, während sie sich schleunigst aufrappelte, zu dem Schlüsselbrett lief und den ältesten Schlüsselbund griff. Von der Optik her hätte auch Shiny auf den Schlüssel getippt, den Laura als Erstes in das Schlüsselloch steckte.
Mit einem Knacken ging das Schloß auf und Laura machte eine Geste, als würde sie Shiny in aller Höflichkeit in ihr Haus treten lassen. Shiny stieg über die nun sehr ramponierte Tür.
"Darf ich bitten, meine Dame?" meinte sie, doch ihr Gesicht wurde sofort wieder ernst, als ein hohes wildes Jaulen die Umgebung erzittern ließ und Laura sichtlich kurz in Panik versetzte.
Aber nicht Shiny. Alles, was sie tat, war sich die Jacke und das Oberteil über den Kopf zu ziehen, ihre Stiefel anzustreichen und Laura anzugrinsen während diese sich kurz schamhaft abwandte.
Dabei hatte Shiny nichts, was nicht auch sie hatte.
"Das war Konstantin, Laura. Wie es aussieht, kommt der große böse Wolf, um sein Rotkäppchen zurückzufordern", war das Letzte, was Shiny zu ihrer Freundin sagte, bevor sie begann sich zu verwandeln und dann auf ihre vier Pfoten zum Stehen kam.
Ihre Wölfin schüttelte sich rachsüchtig und bleckte die Zähne, als ein weiteres Heulen erklang und sie den Ruf ihres Alphas nicht mehr widerstehen konnte, der zum Angriff ausholte.
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