Sicht des Erzählers
Nur langsam und unter großen Schmerzen wachte Lillian auf. Sie wusste nicht genau, wo sie war, noch wie sie hier her gekommen war, doch an die Ereignisse vor Ihrer Bewusstlosigkeit konnte sie sich klar und deutlich erinnern. Jake hatte sie auf Grund ihres Verhaltens aus dem Keller geholt, so viel stand fest, doch sie war sich nicht sicher, wie lang der vermeintliche Frieden anhalten würde. Vorsichtig öffnete sie die Augen und starrte in vollkommene Dunkelheit, es musste spät sein. Sie konzentrierte sich darauf, die Geräusche Ihrer Umgebung wahrzunehmen und vernahm sanftes, ruhiges Atmen neben ihr. Sie war also nicht allein in diesem Zimmer. Vorsichtig, ihre körperlichen Limits testend, setzte sie sich auf und unterdrückte ein schmerzvolles Stöhnen. Zum einen spürte sie die Torturen der vergangenen Zeit im Keller und zum Anderen die nun heftig einsetzenden Kopfschmerzen. Sie atmete angestrengt ein und aus, versuchte Ruhe zu bewahren um den Mann neben ihr nicht zu wecken und zu verärgern, doch sie konnte die Stille nicht aufrecht erhalten, als eine weitere Schmerzenswelle ihren geschundenen Körper durchfuhr. Sie überkam die Übelkeit und sie spürte, wie der Mann neben ihr sich bewegte. "Du sollst schlafen Lillian.", raunte Jake ihr müde zu, noch bevor er realisierte, dass sie aufgewacht war. Zeitgleich, als die Erkenntnis einsetzte saß er kerzengerade im Bett und hatte das Licht auf seinem Nachttisch angeschaltet. Er sah sie verschlafen an, sie war bleich und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Außerdem fiel ihm auf, dass sie ein Bein auf den Fußboden abgestellt hatte, gerade so, als würde sie aufstehen wollen. "Hinlegen. Sofort.", gab er kalt von sich und sah wie Lillian sich anspannte, bevor sie leise antwortete, "Ich kann nicht.". Er musterte sie skeptisch, bevor er nach ihrem Arm griff und sie näher zu sich zog, so dass sie ihn ansehen musste. Sie war überrascht von der plötzlichen Bewegung und musste sich an seiner Brust abstützen um nicht vorn über in seinen Schoß zu fallen. "Ich sagte, du sollst dich hinlegen, oder soll ich dich wieder in den Keller schaffen?", drohte er und sie begann zu zittern, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht wieder hinlegen, ihr war speiübel und sie war sich sicher, dass sie sich innerhalb der nächsten Minuten übergeben müsste. Sie sah unsicher zu ihm auf, "Jake...", begann sie und wurde von einem kurzen Würgen unterbrochen. Jake realisierte in welcher Verfassung sie sich befand und reagierte gerade noch rechtzeitig indem er sie in das angrenzende Badezimmer trug und sie vor der Toilette platzierte, ihr fast schon zärtlich die Haare zurückhielt. Vielleicht waren seine Strafen doch ein wenig zu hart gewesen, dachte er. Sie beruhigte sich etwas, ihr Magen war nun noch leerer als ohnehin schon und sie spürte, dass da nichts mehr kommen würde. Völlig erschöpft ließ sie ihren Kopf hängen und spürte, wie Jake sie an der Hüfte nach oben zog, bevor er die Spülung betätigte. Er brachte sie zum Waschbecken und half ihr, sich den Mund auszuspülen und sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Er war angespannt und sie konnte es klar und deutlich fühlen. Erst, als sie wieder im Bett lag, wagte sie es ihn anzusehen und bemerkte, dass er sie musterte. Sie begann zu zittern und wisperte ein kratziges, "Es tut mir leid.", aus Angst, dass er sauer auf sie sein würde. Doch entgegen ihrer Erwartungen, blieb er still, das Einzige, was sie hören konnte, war wie er durch das Zimmer ging, das Öffnen einer Tür und das Schließen der selbigen und danch war es still. Sie konnte ihre Augen nicht länger offen halten, ihr Körper und ihr Geist waren zu erschöpft und so glitt sie zurück in eine traumlose, stille Schwärze, die sie ihre Schmerzen vergessen ließ.
Jake war unterdessen aus dem Zimmer gegangen um einen alten Freund anzurufen, er war Arzt und Jake wollte dass er kam und sich Lillians Zustand ansah. Sein Freund würde morgen vorbei kommen. Er wusste, was Jake in seiner Fabrik trieb, er war Teil des Rings gewesen, Teil von Jakes Machenschaften und somit auch Profitierender seiner Arbeit. Ihre Freundschaft reichte weit zurück, bis in alte Kindertage und nichts hatte es bisher geschafft, die beiden zu trennen, auch wenn die beiden nicht immer einer Meinung waren und Ace mittlerweile lieber sauberes Geld verdiente. Er hatte Jakes Weg nie verurteilt, auch wenn er nicht sein größter Fan war, gab es Probleme, war er immer einer der Ersten, der zur Hilfe kam. Und auch diesmal würde es nicht anders sein, dennoch hätte er nie mit dem gerechnet, was ihn am nächsten Tag bei Jake erwarten würde. Umso geschockter war er, als er das Mädchen da in Jakes Bett liegen sah. Sie war bei weitem älter als seine eigene Tochter, doch gerade das machte ihm so zu schaffen. Sie trug nicht mehr als einen BH und einen Slip und schon von Weitem hatte er Ihre frischen Wunden als auch die alten bereits vernarbten sehen können. Er drehte sich mit hochgezogener Braue zu seinem Freund um und gab ihm einen wertenden Blick. "Hilf mir einfach okey?", gab Jake bissig von sich und verdrehte die Augen. "Und was genau muss ein Mädchen tun, um so von dir zugerichtet zu werden Jake?", fragte Ace ihn skeptisch während er sich dem Mädchen näherte um mit der Untersuchung zu beginnen. "Sie hat meine Regeln nicht beachtet und einen meiner Männer so sehr um den Finger gewickelt, dass sie mir fast entkommen wäre. Sie hat mich einfach zu sehr gereizt.", gab er schulterzuckend zurück und Ace betrachtete das Mädchen genauer, sie hatte Ähnlichkeiten mit jemandem, den er mal gesehen hatte. "Jake ist das etwa die Tochter von der Frau die..." "Darüber werden wir jetzt nicht sprechen." "Also hast du deine Drohung von damals wahr gemacht?", fragte Ace nicht sonderlich davon überrascht, dass Jake seine Versprechungen hielt, vorallem wenn es um Rache ging. "Wie lange ist sie jetzt schon bei dir?", diese Frage kam ihm in den Sinn, da einige Ihrer Narben schon älter und blasser wirkten als andere. "Gute neun Jahre.", gab er stumpf zurück, ein wenig zurück versetzt in Erinnerungen an ihre Anfänge.
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At the End of Fall
Mystery / ThrillerJedem Ende folgt ein Anfang, jedem Anfang, folgt ein Ende. Niemandes Leben ist davon ausgeschlossen, so auch nicht Lillians. Ihr bisheriges Leben endet auf tragische Weise und ihr neuer Anfang verbirgt Gefangenschaft und Leid. Wird sie es schaffen...