Anders

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Sicht des Erzählers

Lillian wusste sich nicht so recht zu helfen, doch sie wollte das auf keinen Fall ruinieren, auch wenn sie nicht mit ihm schlafen wollte. Sie ließ ihn gewähren, gab ihm wonach er verlangte und er war im Gegenzug sanft zu ihr, gab ihr Zeit sich nach seinem Eindringen an ihn zu gewöhnen, nahm sich Zeit um ihr zu zeigen, dass es nicht unweigerlich mit Schmerzen für sie enden musste. Sein Vorhaben war nicht, sie mit einem Orgasmus in die Selbstzweifel zu treiben, er wollte ihr nur ein Mal zeigen, wie es sein könnte. Sie kam auch nicht, das war nicht Sinn der Sache gewesen, da er wusste, dass sie sich danach schlechter fühlen würde, er wollte, dass sie sah, was sie haben könnte. Aber er wusste auch, dass es so nicht kommen würde, er kannte Lillian und noch besser kannte er sich und er wusste, dass er so nicht auf Dauer mit ihr umgehen konnte, da er immer im Hinterkopf hatte, warum er sie geholt hatte. Sie musste büßen, aber nur ein Mal wollte er, dass sie sich nicht in den Schlaf weinte oder Angst vor ihm hatte und an diesem Punkt hatte er sie gerade. Er spürte zunehmend, dass ihre Angst schwand, sie sich nicht mehr so sehr verkrampfte. Sie genoss es nicht, das war ihm klar, aber der Moment in dem sie realisierte, dass er nicht nur böse war, war ihm wichtig, somit hatte er sein Ziel erreicht. Sie spürte, dass er kam und war zugleich erleichtert, dass es vorbei war, aber auch ein wenig enttäuscht, da sie wusste, dass das nächste Mal vermutlich nicht so harmlos sein würde. Sie war ihm tatsächlich dankbar dafür, dass er sich an sein Wort gehalten hatte, ihr nicht weh getan hatte, oder zumindest versucht hatte, ihr nicht weh zu tun. Sie hatte nach wie vor Schmerzen, was nicht zuletzt an der vorherigen Tortur seinerseits lag. Er löste sich schweratmend von ihr, auch sie brauchte einen Moment um sich zu fangen, sie konnte noch nicht ganz verarbeiten, was da geschehen war. Aber in diesem Moment des Luftholens verspürte sie den Drang, ihm zu danken, sie wusste selbst nicht genau, wofür aber es war ihr ein Bedürfnis, als drehte sie sich langsam zu ihm um. Er lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen, gleichmäßig atmend. Sie wusste nicht ob er schlief, dennoch sagte sie, was sie sagen wollte. "Danke...", es war nur ein gebrochenes Wispern, doch er hatte es gehört und ein kurzes kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch er erwiderte nichts.

Lillians Sicht

Es wurde still und ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte, Jake schien zu schlafen, doch daran war bei mir nicht zu denken. Ich drehte mich ebenfalls auf den Rücken und dachte über das gerade Geschehene nach. Ich wusste, dass es nie wieder so sein würde, Jake war die Stimmungsschwankung in Person, vermutlich war dieser vermeintliche Frieden auch nur eine Phase und er würde enden, sobald er aufwachte. Ich wusste, dass es so ähnlich laufen könnte, wenn ich einfach nur nachgeben würde. Schließlich hatte ich nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Dexter, meine Hoffnung, durfte ich nicht sehen und so langsam zweifelte ich daran, ob das was er mir gesagt hatte, wirklich der Wahrheit entsprach oder ob es nur dazu diente, mich in Sicherheit zu wiegen, damit Jake einen Grund mehr hatte, mich zu bestrafen. Ich seufzte innerlich, hob dann meinen Kopf und sah auf die Uhr, es war erst 18.18 Uhr, mein Magen knurrte und ich war mir nicht sicher, was ich jetzt machen sollte. Ich setzte mich auf und zog mir meine Sachen wieder an, auch wenn Jake mich schon oft nackt gesehen hatte, war es mir nach wie vor unangenehm, gerade jetzt, wo ich nicht so recht wusste, wie ich mit der neuen Situation umgehen sollte. Ich vernahm ein leises vibrieren, welches aus der Richtung von Jakes Bettseite kam, er selber schien es nicht mitzubekommen, also stand ich auf, ging auf seine Seite und zog ein Smartphone aus der Hosentasche seiner auf dem Boden liegenden Jogginghose. Auf dem Display war Dexters Name zu sehen und ich sah einige Sekunden stumm auf das Display bevor mich Jakes räuspern aus meiner Trance riss und ich ihm widerstandslos sein Handy gab. Mein Blick glitt über seinen Körper und mir fiel erst jetzt auf, dass er immer noch komplett nackt war, weswegen ich beschämt meinen Blick von ihm wandte, während er mit einem süffisanten Grinsen Dexters Anruf annahm. "Was gibts?...Bin gleich da.", damit legte er auf und stand auf um sich anzuziehen, während ich immer noch unschlüssig im Raum stand. Es herrschte eine komische Stimmung zwischen uns und ich war mir nicht sicher, woher das kam. Er war fertig angezogen und kam auf mich zu, zog mich in seine Arme. "Das sollten wir wiederholen Süße, aber wehe du gehst noch mal an meine Sachen.", meinte er und ich sah ihn eingeschüchtert an, schluckte schwer. "Ich wollte...du hast geschlafen und ich war mir nicht sicher, ob du es hörst, ich wollte nicht ran gehen...", auf den ersten Teil ging ich nicht ein, zumindest vorerst nicht. "Ich habe nicht geschlafen und selbst wenn, gibt es dir nicht das Recht an meine Sachen zu gehen, ist das klar?", und schon klang er wieder streng und die Angst war zurück. "Ja...", flüsterte ich leise ohne ihn dabei anzusehen. "Ich habe dich gefragt, ob das klar ist, sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.", zischte er mich an und ich hatte das Gefühl, dass er wieder ganz der Alte war. Ich hob meinen Blick, unterdrückte die Tränen und antwortete ihm erneut mit einem leisen zittrigen 'Ja'. "Na geht doch.", raunte er, bevor er mich erneut intensiv küsste. Ich war perplex und nicht fähig sofort zu reagieren, was ihm nicht sonderlich zu gefallen schien. "Müssen wir wirklich wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren?", fragte er ernst und ich sah ihn entschuldigend an, "Es tut mir..." "Ach halt die Klappe, ich will es nicht hören, ich dachte wirklich, wir könnten das hinter uns lassen, jetzt wo du gesehen und gespürt hast, was für dich dabei rausspringt, wenn du dich benimmst, aber anscheinend willst du das gar nicht.", damit stieß er mich von sich und war im Begriff zu gehen, doch ich griff nach seinem Arm und hielt ihn fest.

At the End of FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt