Missverständnis

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Lillians Sicht

Der Wagen kam zum Stehen und mein Magen zog sich beklemmend zusammen, ich wollte nicht aussteigen, hatte jedoch gar keine andere Wahl, denn ich wurde gepackt und mit nach draußen gezogen. Erst jetzt bemerkte ich den Regen. Ich wurde unsanft in Richtung Eingang geschubst und verlor mein Gleichgewicht, was zur Folge hatte, dass ich unsanft auf dem Boden landete. Der Schmerz überkam mich und für einen Moment, konnte ich mich nicht mehr bewegen. "Steh auf, oder soll ich dich gleich hier bestrafen?", hörte ich Jake finster raunen, doch ich konnte mich nicht bewegen, ich versuchte es aber mein Körper war zu schwach, ich war zu schwach und ich hatte unglaubliche Angst. Ich hörte das Klicken einer Waffe und im nächsten Moment einen Schuss. Mein Herz raste und meine Atmung ging so schnell, dass ich glaubte, zu kollabieren. "Der nächste trifft dich, wenn du dich nicht augenblicklich bewegst.", seine Stimme war so kalt wie Eis. Mein Kleid war nun vollkommen durchtränkt vom Regen und mit dem letzten bisschen Kraft, dass ich meinem Körper entlocken konnte, stand ich mit wackligen Beinen auf. "Und jetzt vorwärts, du kennst den Weg ja schon.", ich wusste, welchen Weg er meinte, den Weg zum Keller, in meine Zelle. Ich ging ohne Widerrede meinem Schicksal und seiner Strafe entgegen, ich glaubte schon gar nicht mehr daran, dass er sich meine Seite der Geschichte anhören würde, wobei ich mir immer noch nicht schlüssig war, weswegen genau er so sauer war. War es wegen der Geschichte, die ich May erzählt hatte, oder war es, weil ich nicht in Fitch's Bett geschlafen hatte? Ich wusste es nicht und diese Unwissenheit zerfraß mich von innen. Ich betrat meine Zelle und wurde augenblicklich zu Boden geworfen. Ich blieb regungslos liegen und wartete. Ich hörte, wie die Tür verschlossen wurde und er sich mir näherte. Ich wurde unsanft am Hals gepackt, hoch gezogen und gegen die Wand gepresst, Luft war Mangelware trotzdessen ich versuchte, sie ununterbrochen einzuatmen. "Wieso zum Teufel kannst du dich nicht ein mal an unsere Abmachungen halten?! Ich habe dir gesagt du sollst dich nicht wehren, mein beschissener Ruf und meine Firma hängen an dem Deal mit Fitch! Und du...du kleine miese Schlampe kannst dich nicht mal einen verfickten Abend zusammenreißen! Was erlaubst du dir eigentlich?!", schrie er mich an, während er mir immer noch die Luft abschnitt und ich langsam glaubte zu ersticken. "Ich...hab nicht...", war das Einzige was ich unter meiner Atemnot hervorbringen konnte. Er ließ mich los und ich fiel keuchend und hustend auf meine Knie. "Hör auf, mir jedes mal erzählen zu wollen, dass du irgendwas nicht gemacht hast. Wie wäre es, wenn du mir in die Augen schaust und mir die Wahrheit sagst?!", zischte er mich an, bevor er mich erneut auf die Beine zog, mich dieses Mal an den Schultern gegen die Wand presste und mich fest ansah. Ich sah ihn ebenso an und flüsterte, "Ich habe mich nicht gewehrt.". Er suchte vergebens in meinen Augen um einen Funken einer Lüge zu erkennen, doch er fand nichts, denn ich sagte die Wahrheit. "Ich hätte mich auch gar nicht wehren können, ohne von dir umgebracht zu werden...", fügte ich bei und sah wie bei ihm langsam die Erkenntnis einsetzte. Er hätte mich beinahe für etwas umgebracht, was ich nicht mal getan hatte, er war drauf und dran gewesen mich so hart zu bestrafen, dass ich es vermutlich nicht überlebt hätte. "Es tut mir leid, dass ich nicht bei ihm geschlafen habe, aber ich konnte einfach nicht.", murmelte ich und spielte nervös mit meinen Händen. Mein Hals schmerzte bei jedem Schlucken und jedem Wort, doch ich musste es ihm erklären. "Im Deal war nicht festgelegt wo du schläfst, es ging nur um den Akt.", gab er trocken zurück, was mich nur noch schmutziger fühlen ließ, als ich mich ohnehin seit letzter Nacht fühlte. Ich war nur ein Objekt, dass man beliebig weiter reichte und mit Anderen teilte um seine Fantasien auszuleben, das hatte ich begriffen, aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Es verletzte mich. "Du hast trotzdem gegen meine Regeln gehandelt. Du hast mit May gesprochen, ohne Dexters Erlaubnis, was hast du dazu zu sagen?", fragte er scharf nach und sein Griff um meine Schultern wurde wieder stärker. Ich sah ihm in die Augen, obwohl es mich viel Kraft kostete ihn anzusehen. "Sie hat die blauen Flecke gesehen...ich hatte keine andere Wahl...", flüsterte ich ängstlich. "Was hast du zu ihr gesagt?", sein Ton war immer noch streng und es wunderte mich, dass Dexter ihm das noch nicht gesagt hatte. "Dass Dexter auf sowas steht...", dabei sah ich nach unten auf meine Arme. Die Blutergüsse hatten sich erneut gefärbt und traten nun noch stärker hervor, man konnte durch das Kleid nicht viel erkennen, aber sie waren ersichtlich. "Und hat sie es geglaubt?" "Ja..." "Gut. Du kannst also doch brav sein, wenn du willst.", raunte er. Ich hatte kein gutes Gefühl, was seine Tonlage anging und ich sollte recht behalten. Er lehnte sich näher an mich und seine Lippen fanden den Weg zu meinem Ohr, an welchem er inne hielt. "Leider, ändert es nichts daran, dass du die Abmachung gebrochen hast, dafür werde ich dich leider hier unten lassen müssen, damit du über deinen Fehler nachdenken kannst. Bestrafen werde ich dich natürlich auch, aber alles zu gegebener Zeit.", flüsterte er, ließ von mir ab und verließ meine Zelle. Erschöpft und überfordert ließ ich mich an der Wand hinunter gleiten. Die Tränen und das Schluchzen waren nicht mehr zu stoppen. Immer mehr bemerkte ich, wie mich diese Gefangenschaft und ihre Konsequenzen in den geistigen Ruin trieben. Ich musste hier weg um wenigstens noch ein bisschen meiner geistigen Verfassung zu retten.

At the End of FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt