Nur ein wenig länger

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Sicht des Erzählers

Sie sah auf ihr Handgelenk hinab und sah zum Glück weder Blut noch einen Knochen, es schmerzte einfach nur unglaublich, doch die Schmerzen waren im Vergleich zu Jakes vorherigen Schlägen erträglich, wobei sie sich hier nicht sicher war, ob seine gezielten Tritte in den Brustkorb nicht auch innerliche Verletzungen zur Folge hatten. Jake war in Rage und ein wenig bereute sie, dass sie ihn so gereizt hatte, doch es gab kein zurück mehr. Er stürmte durch den Raum, suchte und kramte und stand letztlich wieder vor ihr, ohne erkennbare Gegenstände in den Händen. "Ich werde keine Werkzeuge brauchen um dich zu quälen Süße, ich allein reiche vollkommen aus, nicht wahr?", Lillian zuckte bei der Kälte seiner Stimme zusammen, was hatte sie getan? Er hockte sich über sie, drehte sie auf den Rücken und nahm letztlich auf ihr Platz, er griff nach ihren Handgelenken, drückte beide mit Nachdruck auf den Boden. Lillian schrie vor Schmerz auf, doch der Schmerz ging größtenteils nur vom rechten Handgelenk aus und erneut wurde ihr schlecht und sie sah schwarze Punkte vor ihren Augen tanzen. Er zog sie an den Handgelenken nach oben, so dass ihr Oberkörper vom Boden gelöst wurde und drückte sie kurz darauf mit viel Schwung zurück, sodass ihr Körper sehr unsanft mit dem Boden kollidierte. Langsam wanderten seine Hände ihre Arme hinauf, bis sie Platz an ihrem Hals fanden und sich langsam schlossen. Lillian war schon kurz vor dem Knockout, was nicht zuletzt an seiner vorherigen Tortur lag. Das Aufschlagen auf dem Boden hatte ihrem Kopf ganz und gar nicht gut getan. Die tanzenden Punkte wurden immer mehr und drohten ihr gesamtes Blickfeld zu übernehmen. Immer weniger Luft drang durch ihre zunehmend verengte Luftröhre und sie hörte wie er mit ihr sprach, doch sie verstand es nicht mehr, es war viel zu leise und klang so weit entfernt. Ihre Kraft drohte nicht mehr lang zu reichen und so sprach sie ihren letzten Gedanken laut aus, "Bring es einfach zu ende...", dabei lächelte sie schwach. Jake zog dieser Satz aus seiner blinden Wut und er ließ sie los, sie begann zu husten und zu keuchen, da sich ihre Lungen wieder mit Sauerstoff füllten. Er sah sie wütend an, fast hatte sie ihn so weit gehabt, dass er sie freiwillig umgebracht hätte. "Heute nicht.", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hörte sie schluchzen. Sie hätte einfach die Klappe halten sollen, jetzt war es zu spät, Jake war zur Besinnung gekommen und sie würde ihn zumindest heute nicht noch ein mal so weit kriegen. "Lass mich einfach gehen...", winselte sie verzweifelt und er hockte sich erneut neben sie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, "Niemals Lillian.". Damit erhob er sich, wobei er sie vom Boden aufhob und mit sich nahm, in sein Zimmer. Er legte sie ins Bett, sie sah verhältnismäßig schlimm aus, die Abdrücke seiner Hände um ihren Hals waren jetzt schon deutlich zu erkennen und auch das blaue Auge bahnte sich an, ganz abgesehen von den restlichen Schwellungen und Blutergüssen. Er wurde auf ihr Handgelenk aufmerksam, es war dicker als das andere, angeschwollen und leicht blau verfärbt, es hatte bei ihrem Sturz geschehen sein müssen, Ace würde sich das ansehen müssen. Aber erst, wenn er mit ihr fertig war, er würde ihr zeigen, wie gut er im Bett sein konnte.

Lillian wachte mühsam auf, ihr Körper fühlte sich an, als hätte eine Müllpresse ihn zusammengefaltet, wieder aufgezogen und nochmals zusammengefaltet. Sie drehte sich stöhnend auf den Rücken und öffnete die Augen, wobei ihr recht schnell auffiel, dass sie mit dem Linken nicht viel erkennen konnte. Wie ironisch, dass sie diese Tatsache hatte kommen sehen. Sie richtete sich auf, achtete nicht auf ihr Umfeld, zu sehr war sie mit ihrem schmerzenden Körper beschäftigt. Ihr fiel noch nicht auf, dass Jake sie beobachtete. Sie schluckte schwer und jeder Atemzug war die reinste Qual. Sie legte die linke Hand vorsichtig an ihren Hals und konnte die leichten Schwellungen spüren. Ihre Augen wurden feucht bei dem Gedanken daran, was er letzte Nacht mit ihr angestellt hatte, dass sie noch sitzen konnte, war ein Wunder. Sie wollte mit der rechten Hand nach der Decke greifen um sie von sich zu ziehen, merkte aber recht schnell, dass ihre Hand der Bewegung kaum Folge leisten konnte und sich stattdessen der altbekannte Schmerz breit machte. Sie sah auf ihr Gelenk hinab, drehte ihren Arm hin und her, verglich ihn mit dem linken. "Vermutlich gebrochen, das kommt davon, wenn du mich reizt Hübsche.", hörte Sie Jake zynisch von rechts und sie drehte den Kopf um ihn anzusehen. Auch er sah nun zum ersten Mal die Auswirkungen seiner Schläge, er wusste, dass die Schwellung um ihr Auge noch deutlich schlimmer werden würde, wenn es nicht gekühlt würde. Sie sah ihn einfach nur stumm an, sie hatte Angst und wollte auf keinen Fall etwas falsches sagen, zwar war er jetzt wieder nüchtern und berechenbarer aber die bezogene Prügel und ihr beinahes Ableben, welches er nicht zulassen wollte, verringerten ihren Gesprächsbedarf mit ihm um einiges. "Steh auf, es gibt gleich Frühstück und ich werde dich ganz sicher nicht mehr aus den Augen lassen, wer weiß mit wem du dich rumtreibst, wenn ich nicht da bin.", er klang abermals sauer und sie war sich nicht sicher, ob es ihre Schuld war oder er einfach nur einen schlechten Morgen hatte. Sie wollte etwas erwidern, doch ihre Stimmbänder waren scheinbar nicht in der Lage, sie sprechen zu lassen, also stand sie, wenn auch mühsam, auf und folgte ihm. Er bestand darauf, dass sie ab seiner Zimmertür in Ketten gelegt wurde. Man machte ihr das altbekannte Halsband um und befestigte eine Kette daran, so dass es aussah wie eine Leine. Er brachte sie in den Konferenzraum, welcher offensichtlich auch als Frühstücksraum diente. "Na alle ausgeschlafen?", fragte Jake belustigt in die Runde, als er die müden Gesichter von Ace, Noah und Dexter sah. Sie hatten fast die ganze Nacht kein Auge zugetan, sie hatten Lillian, trotz der dicken Wände und dem Abstand zu Jakes Zimmer und dem Keller, deutlich hören können, zumindest am Anfang. Sie hatten sie noch nicht gesehen, denn sie stand hinter Jake, aber nicht mehr lange, denn dieser zog an ihrer Kette, fester als nötig und Lillian stöhnte bei der ruckartigen Bewegung qualvoll auf, da das Halsband sich fest an ihren Nacken presste und der Ruck von Jakes Bewegung ihren schmerzenden Körper in Bewegung setzte. Sie sah konstant nach unten, doch sie hatte das Stocken des Atems der restlichen Anwesenden gehört.

At the End of FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt