Kunstwerk

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Sicht des Erzählers

"Was zum Teufel...", entfuhr es Ace, als er die Ausmaße von Jakes Wutausbruch sah. Wobei er hier noch nicht alle Verletzungen sehen konnte, er ging davon aus, dass sich unter ihrem Shirt noch weitaus mehr Verletzungen auftun würden. "Guck nicht so, sie hat es nicht anders verdient. Nicht wahr?", dabei zog er erneut an ihrer Kette, um sie näher zu sich zu bringen und hob ihr Kinn an, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. Erst jetzt konnten die anderen Jakes Fingerabdrücke um ihren Hals sehen. Lillian antwortete nicht, sie konnte nicht, sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen an. "Ich hab dich was gefragt.", sein Ton wurde drohend und Lillian schluckte, soweit ihr das möglich war, schwer und nickte. Er schloss genervt die Augen, atmete langsam und schwer aus und sah sie anschließend auffordernd an. Sie wusste, dass er wollte, dass sie mit ihm sprach, doch sie konnte nicht, sie bekam keinen Ton heraus. "Sprich gefälligst.", schnauzte er sie an und sie zuckte zusammen. Die Angst die sie verspürte war so groß, dass sie den ganzen Raum füllte und alle Anwesenden Teil davon wurden. Bevor Jake die Hand gegen sie erheben konnte, ergriff Ace das Wort, "Wenn ich mir ihren Hals so ansehe, bezweifle ich, dass sie dir heute verbal antworten kann, morgen vielleicht. Wenn sie überhaupt noch mit dir sprechen will...", zischte er Jake an, welcher ihn daraufhin sauer und mit hochgezogener Braue musterte, doch er erwiderte nichts, denn er wusste auch, dass Ace hier der Experte war. "Sieh sie dir später an, die letzte Nacht war heftig und ich will nicht, dass sie stirbt. Noch nicht...", gab er mit einem schnellen strengen Seitenblick zu ihr von sich und Ace erwiederte nur ein 'Mhm'. Danach schob er Lillian in Richtung Esstisch und setzte sich neben sie, sie sah stumm auf ihren leeren Teller hinab, sie hatte nicht das Bedürfnis danach, etwas zu essen, sie würde es sowieso nicht runter bekommen. Dexter musterte sie immer dann, wenn Jake gerade nicht hinsah. Wie hatte sie ihn nur dazu gebracht, so dermaßen auszurasten? Er wollte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde, aber die Karten sahen im Moment nicht gut aus. Ihre Einzige Hoffnung war, dass Ace ihm sagen würde, dass sie zur Untersuchung mit in seine Praxis kommen müsste und Jake dürfte sie nicht begleiten. Aber wahrscheinlich war das Wunschdenken, er würde sie vermutlich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Sie sah gebrochen aus, ihre Augen waren leer, abgesehen von den stummen Tränen, die Schwellungen sahen mehr als nur schmerzhaft aus. Jake reichte ihr ein Glas Orangensaft und sah sie auffordernd an. Sie nahm es entgegen, trank aber nicht, so als würde sie wissen, dass die Fruchtsäure des Getränks ihrem Hals noch mehr Schmerz zufügen würde. Er räusperte sich und man sah sie zusammenzucken, bevor er sich zu ihrem Ohr hinüber beugte, etwas flüsterte und sie erstarrte, bevor sie das Glas letztlich ansetzte und einen kleinen Schluck nach dem anderen nahm. Man sah ihr die Qualen an, doch keiner traute sich, etwas zu sagen, nicht ein mal Ace. Mit einem Mal, begann Lillian zu husten, sie hatte sich verschluckt. Sie hielt sich die rechte Hand, so weit es ging vor den Mund, da sie mit links immer noch das Glas festhielt und nun fiel den anderen der Unterschied zwischen beiden auf. "Hast du ihr das Handgelenk gebrochen?", fragte Dexter ungläubig und Jake schnaufte, "Sie ist gestürzt.". Dexter sah ihn ungläubig an und wollte etwas erwiedern, doch ein Blick zu Lillian ließ ihn verstummen. Sie hatte aufgehört zu husten und sah nun schockiert auf ihre Handfläche hinab, an ihrer Lippe waren mehrere kleine Blutspritzer und er war sofort alarmiert. "Lillian?", fragte er und Jake drehte sich zu ihr um, Dexter konnte schwören, dass er ihn noch nie schockiert gesehen hatte. Aber jetzt, in diesem Moment, zwischen Kaffee und Brötchen, da hatte ihn der Schock erwischt, als er Lillians blutige Hand sah, dann in ihr Gesicht sah und erkannte, woher das Blut auf ihrer Hand kam. "Jake, das sieht alles andere als gut aus, lass sie mich in die Praxis bringen, wenn sie innere Verletzungen hat, kann ich hier nichts für sie tun.", gab Ace aufgebracht von sich, während Jake in aller Ruhe seinen Kaffee trank, sein Schock war nur von kurzer Dauer, zumindest sah es so aus. "Mhh...ich weiß nicht ob sie eine Sonderbehandlung verdient hat. Hunde die verletzt sind und keine Herrchen haben werden auch zum Sterben zurückgelassen. Sie wünscht sich doch nichts sehnlicher als zu sterben, also lass sie ruhig an ihrem eigenen Blut ersticken.", gab er eiskalt zurück und Ace gefror das Blut in den Adern, als er Jake so reden hörte. "Können wir uns kurz unterhalten?", fragte ihn Dexter, denn er ahnte, was der Grund für Jakes Handeln war. "Raus mit euch, Ace du bleibst in Lillians nähe, bring sie zurück in ihr Zimmer, sie kennt den Weg.", kommandierte er und sah Dexter erwartend an. "Als Lillian gestern den Gemeinschaftraum verlassen hat, bist du ihr gefolgt, was hattet ihr vor? Und sag bloß die Wahrheit.", keiffte er Dexter an, welcher sich perplex wieder hinsetzte und langsam immer deutlicher begriff, warum er so wütend war. Er glaubte, dass Lillian ihn erneut hinterging. "Mein Vater hat mich angerufen, ich war nicht mal in ihrer Nähe.", er zückte sein Handy und zeigte Jake seinen Anrufverlauf. Zu eben der Zeit, als Dex den Anruf erhielt, hatte Lillian den Raum verlassen. Sie hatte also nicht vor, zu Dexter zu gehen, das leuchtete Jake nun auch langsam ein. "Was hat sie getan, damit du so dermaßen die Kontrolle verlierst?", hakte Dex nach und Jake seufzte, "Nenn mich eifersüchtig, aber sie wollte mir weiß machen, dass sie lieber mit dir ins Bett geht und es sich noch lieber selbst macht. Ich war betrunken, gereizt und hab ihr jedes Wort geglaubt, dabei wissen wir beide, jetzt mal nüchtern betrachtet, dass jedes Wort gelogen war, wir wissen beide, dass sie sich nicht selbst anfässt und sie mit niemandem hier schlafen möchte. Aber dennoch, das hat mein Ego ganz schön angekratzt... Zudem hab ich gestern erfahren, dass meine Mutter nicht mehr aus dem Koma aufwachen wird, es wird Zeit die Maschinen abzustellen...Also ja, bringt sie zu Ace in die Klinik, aber nur, wenn sich ihr Zustand bis morgen nicht verbessert, dann werde ich in der Zeit meine Mutter besuchen, bevor sie die Maschinen abstellen...", es war das erste mal, dass Jake so offen mit ihm sprach, es tat ihm irgendwie leid, dass er jetzt auch seine Mutter noch verlieren würde aber er war erleichtert, dass er Lillian in die Klinik ließ, zumindest sofern es ihr schlechter ging, aber das ließ sich bestimmt einrichten, ohne ihr wirklich noch mehr schaden zu müssen. "Tut mir leid, das mit deiner Mutter, vielleicht tun dir aber auch ein paar Tage Abstand von Lillian mal ganz gut. Wir werden sehen, was Ace sagt und wie es ihr morgen geht. Du hast richtig entschieden Jake, egal wie, sie wird wieder auf die Beine kommen, nur tu euch beiden den gefallen und halte dich noch ein wenig von ihr fern...", dabei hob Jake fragend den Blick, "Sie muss sich etwas beruhigen, damit Ace sie untersuchen kann, ich bezweifle, dass sie im Moment irgendjemanden an sich ran lassen möchte, vermutlich nicht mal mich.".

At the End of FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt