Dexters Sicht
Nackt und stumm lag sie auf dem Bett, regte sich keinen Millimeter. Wenn man die Bewegungen ihres Brustkorbes nicht hätte sehen können, hätte man sie für tot halten können. Innerlich war sie das vermutlich schon. Ihr kindliches Selbst hatte sie lange Zeit schon verloren und ihr erwachsenes Selbst würde sich nie richtig entwickeln, das war mir klar. Ich war ebenso Schuld an diesem Dilemma, doch irgendetwas in mir wollte sie. Nicht auf die Art und Weise, wie Jake sie wollte, sondern auf eine mir Unerklärliche. Ich fühlte mich zunehmend stärker zu ihr hingezogen, bemerkte zunehmend den Drang, sie für mich zu haben, sie zu schützen. Doch das durfte nicht sein, das konnte nicht sein. Ich ließ mich langsam neben ihr auf dem Bett nieder, betrachtete sie und erkannte, dass sie nervös wurde. "Ich bin nicht hier, um mit dir zu schlafen, sondern um darauf aufzupassen, dass du nicht gleich wieder versuchst zu fliehen.", raunte ich leise, doch an Entspannung war bei ihr offenbar nicht zu denken. Sanft legte ich meine Hand auf ihre Wange und spürte, wie sie zusammenzuckte. Mein Blick schwiff über ihren geschundenen Körper, man konnte jetzt schon klar erkennen, wo sie überall Blutergüsse haben würde und dabei sollte sie morgen ebenfalls mit zu Fitch kommen. Jake war eindeutig zu weit gegangen, er hätte mit ihrer Bestrafung warten müssen. Ich war mir nicht sicher, ob Fitch sie in diesem Zustand akzeptieren würde. Ich wusste, was Jake geplant hatte aber ich konnte ihm nicht sagen, dass ich dagegen war, es würde meiner Tarnung schaden. Mir graute es vor der morgigen Nacht und ich wollte nicht wissen, wie es ihr gehen würde, wenn sie es morgen erfahren würde. Meine Hand ruhte immer noch auf ihrer Wange und ich strich ihr sanft mit dem Daumen darüber. "Schlaf jetzt.", gab ich leise von mir und stand auf, um mich auf den Sessel an ihrem Fenster zu setzen. Ich wusste, dass sie nicht einschlafen würde, wenn ich mich jetzt zu ihr legen würde, es würde ihre Angst nur verstärken. Sie beobachtete meine Schritte und Bewegungen und wurde etwas ruhiger, als ich mich final auf dem Sessel niedergelassen hatte und mein Handy aus der Hosentasche zog, um mich damit zu beschäftigen, bis sie eingeschlafen wäre. Es dauerte nicht lange, bis ihre Augen vor Erschöpfung zu fielen und ihre Atmung regelmäßige Züge annahm. Erst dann entschied ich, mich ebenfalls hinzulegen und sie in meine Arme zu ziehen. "Es tut mir leid, Lil.", flüsterte ich ihr zu bevor auch ich einschlief.
Lillians Sicht
Als ich am Morgen erwachte, spürte ich als allererstes sämtliche Schmerzen der gestrigen Prügel und krümmte mich im Bett. Erst da bemerkte ich die starken Arme, welche mich festhielten. Ich war mit einem Schlag hellwach und sah mich nach hinten um, nur um in Dexters Gesicht zu blicken. Ich versuchte mich ergebnislos aus seinem Griff zu befreien und blieb letztlich einfach liegen. "Kann ich dich denn los lassen, ohne dass du versuchst, zu entkommen?", hörte ich seine raue Stimme und zuckte kurz zusammen, er war also doch wach. "Ich weiß nicht...", gab ich ehrlich und leise zurück, denn momentan war meine Angst vor den Jungs größer als je zuvor. Ich konnte nicht wirklich sagen, ob ich sofort versuchen würde zu fliehen, wenn ich die Chance hätte, denn ich wusste, welche Konsequenzen folgen würden und ich war mir nicht sicher, ob ich solch eine Prozedur wie die gestrige noch einmal überleben würde. "Warum versuchen wir es nicht einfach?", raunte Dexter und lockerte seinen Griff so weit, dass ich problemlos hätte entfliehen können, doch ich tat es nicht. Ich war gelähmt von der Angst, die ich empfand. "Scheint zu funktionieren...Wir sollten aufstehen und dann solltest du duschen gehen.", flüsterte Dexter mir ins Ohr und war mir dabei noch näher als ohnehin schon. Ich nickte nur, spürte wie er mich vollständig los ließ und aufstand. Langsam tat ich es ihm gleich, mit dem Unterschied, dass ich Schmerzen bei der kleinsten Bewegung empfand. Ich keuchte vor Schmerz, als ich endlich auf meinen Beinen stand. Jake hatte mich härter erwischt als zuvor erwartet. Mit langsamen Schritten ging ich auf das Bad zu und in richtung Dusche, Dexters Anwesenheit ignorierte ich komplett. Mir war bewusst, dass ich nach wie vor nackt war, doch was hätte Kleidung denn groß geändert? Er hatte mich, genau wie die anderen, schon so oft nackt gesehen, auf das eine Mal mehr kam es nun nicht mehr an. In der Dusche angekommen stellte ich das warme Wasser an und spürte, wie meine Muskeln sich etwas entspannten und der Schmerz ein wenig nach ließ. Ich hatte die Arme vor der Brust und umarmte mich praktisch selbst, ließ das Wasser einfach nur über meinen Körper laufen. Je mehr mein Körper entspannte, desto näher kam ich dem endgültigem Zusammenbruch. Die Ereignisse der letzten Tage strömten auf mich ein und ich ging schluchzend zu Boden. Es war zu viel. Das verlorene Spiel gegen Jake, sein vollkommener Besitz von mir, die Flucht und die darauf folgende Bestrafung. Und vor allem seine Macht über meinen Körper. Ich war gebrochen und allmählich verlor ich meinen Kampfgeist, ich konnte es klar und deutlich spüren. Völlig in Trance spürte ich Dexters Eintreten in die Dusche nicht, es wurde mir erst bewusst, als er seine Arme um mich schlang und versuchte mich zu beruhigen. "Es wird alles gut werden Lil. Hab vertrauen, ich hol dich hier raus, versprochen, du darfst nur nicht aufgeben.", flüsterte er mir ins Ohr und ich öffnete langsam die Augen. "Wann?", fragte ich verzweifelt, da mir langsam sämtliche Kraft ausging, um mich gegen Jake zu wehren. "Es dauert nicht mehr lange, halt einfach noch etwas länger durch.", er beendete seinen Satz mit einem sanften Kuss auf meine Wange. Ich konnte diese Situation nicht richtig einordnen, ich war zu verwirrt, doch seine Worte gaben mir Hoffnung und mit dieser Hoffnung kam ein Stück meiner Kraft zurück. Dexter half mir beim Aufstehen, nachdem ich mich beruhigt hatte. Er ließ es sich nicht nehmen, mich zu waschen, doch um ehrlich zu sein, hatte ich damit kein Problem, denn ich konnte mich nicht wirklich gut bewegen und er beließ es dabei, was mich ein wenig beruhigte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was mich an diesem Tag noch erwarten würde und hätte ich es gewusst, hätte ich alles unternommen um mich davor zu bewahren. Doch ich hatte es nicht kommen sehen.
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At the End of Fall
Mystery / ThrillerJedem Ende folgt ein Anfang, jedem Anfang, folgt ein Ende. Niemandes Leben ist davon ausgeschlossen, so auch nicht Lillians. Ihr bisheriges Leben endet auf tragische Weise und ihr neuer Anfang verbirgt Gefangenschaft und Leid. Wird sie es schaffen...