Sicht des Erzählers
Es verging einige Zeit, bis Lillian die Kraft und den Mut aufbrachte, um aufzustehen. Ihr Becken tat von allen anderen Teilen ihres Körpers am meisten weh. Sie konnte die Tränen nicht stoppen und sie schmeckte das Salz, als sie sich über die Lippen leckte. So stand sie da, mit tränenüberströmten Gesicht, geschundenem Körper und ohne Ausweg. Jake war gegangen, doch sie wusste, dass es nicht lange dauerte, bis er wieder kommen würde. Sie wandte ihren Blick zu seinem Nachttisch und sah stumm auf den Wecker. Nur unterbewusst nahm sie die Zeit wahr, viel mehr stach ihr das Datum des heutigen Tages ins Auge. Es war der 23.10., ihr Geburtstag und mal wieder verbrachte sie diesen in Jakes Gewalt, verletzt und trauernd. Sie wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster, es dämmerte bereits und der Herbst hatte sein Bestes getan, ihr Umfeld noch trister aussehen zu lassen. Die Blätter waren mittlerweile fast alle gefallen, der Himmel bedeckt mit Wolken, kein Sonnenstrahl drang hindurch, es fühlte sich an, wie ein Vorbote ihres weiteren Lebens. Warum war ausgerechnet ihr kein Glück in diesem Leben vergönnt, wofür bestrafte das Schicksal sie? Sie ging auf das Fenster zu und legte in schwacher Geste den Kopf gegen das kühle Glas. Was blieb ihr groß vom Leben, wenn doch alle Hoffnung verloren schien? Sie schloss die Augen und ging schluchzend zu Boden. Wenn es doch nur einen Ausweg geben würde, ein Licht am Ende des Tunnels. Wofür kämpfen, wenn sie doch immer wieder am selben Punkt zu landen schien. Ihr Geist war schon lange gebrochen und nur langsam war sie in der Lage, sich diese Tatsache einzugestehen. Dexter war ihre Hoffnung gewesen, doch ihr Kontaktverbot hatte ihr auch diese Hoffnung genommen. Sie wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich dem hinzugeben, was in den Hallen dieser Fabrik auf sie wartete, doch diese Erkenntnis betrübte sie nur noch mehr. Sie hörte das Öffnen der Tür und schluckte schwer, er war wieder da und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr an diesem Abend noch weitaus Schlimmeres bevorstand, als das, was er zuvor getan hatte. "Steh auf.", wies er sie kalt an und sie atmete tief ein, bevor sie sich erhob und sich mit wackligen Beinen nach ihm umdrehte. Er hatte die Arme verschränkt und musterte sie. Sie sah schwach zu ihm auf und er konnte die Angst in ihrem Blick deutlich erkennen, er wusste, dass er sie da hatte, wo er sie haben wollte. Er ging langsam auf sie zu, als wäre sie seine Beute und zu seiner Überraschung, blieb sie genau da stehen, wo sie war, ohne den Anstand zu machen, zurück zu weichen. Er erreichte sie und legte beide Hände auf ihre Schultern und schob sie zurück, sodass sie mit dem Rücken an das kalte Glas gepresst wurde. Immer wieder liefen ihr einzelne Tränen über die Wangen und er strich ihr beinahe sanft eine davon mit dem Daumen weg. Er näherte sich ihren Lippen berührte diese kurz und wandte sich dann ihrem Hals zu. Sie hielt still, nicht wagend sich einen Fehler zu erlauben, starr vor Angst. Er küsste sich hinab bis zu ihrer Schulter, wo er auf den Saum ihres Shirts traf und hob erneut den Kopf um sie anzusehen. Mit der einen Hand hielt er weiterhin ihre Schulter fest, während er mit der anderen unter ihr Shirt fuhr und ihre Brust umfasste, er ließ sich Zeit, ging es diesmal langsamer und behutsamer an, er wollte jeden Moment davon genießen, gerade jetzt, wo sie sich mal nicht wehrte. Er massierte ihre Brust während er sich mit seinen Lippen wieder ihrem Hals widmete, er konnte spüren wie ihr Herz vor Angst raste. Er spürte und hörte sie flach atmen, doch er unternahm nichts, um sie zu beruhigen. Das hätte er auch nicht gekonnt, denn er im Ganzen war der Grund für ihre Angst, nicht nur seine Taten. "Entspann dich Süße...", raunte er ihr zu, "Ich werde dir nicht weh tun, zumindest heute nicht mehr, schließlich hast du doch Geburtstag.". Bei seinen Worten entfuhr ihr ein leises Schluchzen, was ihn dazu veranlasste, sie erneut zu betrachten, sie eingehend zu betrachten. Er sah den Schmerz in ihren Augen aber auch den Hass, den sie für ihn empfand. Sie hatte keines Falls gewollt, dass er sie so sieht, denn eigentlich war sie erleichtert, dass er gerade mal nicht wütend auf sie war und sie hatte bedenken, dass sich das jetzt ändern würde, wo er gesehen hatte, welche Emotionen sie gerade empfand. Er atmete tief ein und aus, schloss dabei die Augen, um sich zu beruhigen, wenn sie jetzt einen Fehler machen würde, wäre es vorbei mit seiner Ruhe und dann würde er ihr weh tun. Sie konnte spüren, dass er angespannter wurde, was ihre Angst und ihre Unruhe nur noch stärker werden ließ. Sie spürte, wie sein Griff um ihre Brust sich verstärkte und erhob das Wort, "J-Jake...", doch er unterbrach sie. "Wag es nicht mich darum bitten, jetzt aufzuhören Lil...", sie hörte die Anspannung in seiner Stimme und wusste nicht, wie sich sich jetzt verhalten sollte. "Ich...", und wieder unterbrach er sie, "Lillian ich hab gesagt es reicht, noch bin ich ruhig aber wenn du so weiter machst, kann ich für nichts garantieren. Bitte tu einmal das was ich dir sage, ich will dir nicht weh tun müssen.", es war das erste Mal, dass er sie darum bat, sich nicht zu wehren. Ihr stockte kurz der Atem und sie sah ihn überrascht an, bevor sie stumm nickte. Ihre Angst war kein bisschen weniger geworden, aber sie wusste, wie ernst er es meinte. Er zog sie an sich, drehte sich mit ihr um und schob sie zum Bett. Sanft drückte er ihren Körper auf die Matratze, positionierte sie und war kurz darauf über ihr. "Lass mich dir nur ein mal zeigen, dass ich auch anders sein kann...", flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie erneut küsste aber nicht auf die stürmische, beherrschende Art wie sonst, sondern sanft und fast schon liebevoll.
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At the End of Fall
Mystery / ThrillerJedem Ende folgt ein Anfang, jedem Anfang, folgt ein Ende. Niemandes Leben ist davon ausgeschlossen, so auch nicht Lillians. Ihr bisheriges Leben endet auf tragische Weise und ihr neuer Anfang verbirgt Gefangenschaft und Leid. Wird sie es schaffen...