Lillians Sicht
Als ich wieder aufwachte merkte ich, dass Alistair nicht mehr im Zimmer war. Allerdings, war ich gleichermaßen ans Bett gefesselt worden, was angesichts meiner Verletzungen überflüssig war, denn mit meinem Bein konnte ich nicht rennen und die restlichen Wunden von Alistairs Tortur schränkten mich zusätzlich in meinen Bewegungen ein. Mir blieb also nichts anderes übrig als im Bett liegen zu bleiben und auf Al's Rückkehr zu warten.
"Jake bitte, ich weiß dass du mich hören kannst, lass mich raus...", winselte ich. Ich saß mit dem Kopf an die Tür gelehnt in meiner Zelle und wartete seit wahrscheinlich mehreren Tagen darauf, dass einer der Jungs mich aus dem Keller holte. Ich hatte keinen von ihnen zu Gesicht bekommen, sie reichten mir in unterschiedlichen Zeitabständen immer mal wieder etwas Brot oder Wasser durch einen dafür vorgesehen Spalt in der Tür aber mehr passierte nicht. Es war konstant dunkel, das kleine Fenster am oberen Rand der Mauer hatten sie von außen so abgedichtet, dass kein Licht herein drang und so hatte ich nach kurzer Zeit nicht mehr einschätzen können, wie lange ich nun schon hier unten war. Es fühlte sich an wie mehrere Wochen, doch das konnte nicht sein, Jake hielt es nicht länger als eine Woche aus, ohne mit mir zu schlafen, das war im Moment meine einzige Konstante. Ich hörte Schritte und entfernte mich von der Tür, stand mit schwächelnden Beinen auf und verschaffte mir somit mehr Abstand von der Tür. Entgegen aller meiner Erwartungen wurde die Tür aufgeschlossen und das Licht in meiner Zelle eingeschaltet, es blendete mich und so konnte ich im ersten Moment nicht erkennen, wer herein gekommen war. Es wurde mit erst bewusst, als ich seine Stimme hörte. "Na Kleine, bekommt dir die Einsamkeit nicht, oder warum bettelst du mich seit Stunden an, dich hier raus zu lassen?". Er klang amüsiert. "Ich hab aus meinem Fehler gelernt Jake, ich versprechs...", meine Stimme war brüchig, da ich in letzter Zeit kaum gesprochen hatte. "Bist du dir sicher? Ich habe nämlich keine Lust darauf, dir wiedermal hinterrennen zu müssen.", gab er genervt von sich. Ich wusste, dass er auf meinen Ausbruchsversuch anspielte, der mich hier her gebracht hatte. Es war so dumm gewesen, ich war dumm gewesen. Immerhin hatte er mich vorerst nur eingesperrt und nicht wieder mit mir geschlafen, wie er es sonst tat, wenn ich mich seiner Meinung nach falsch benommen hatte. "Okey, dann beiweis es mir.", raunte er und kam mir gefährlich nah. Ich begann zu zittern, wusste was er wollte und dass ich das nicht wollte. "Jake, bitte...", setzte ich an, doch er unterbrach mich, "Gut dann weiß ich, wer noch ein paar Tage mehr hier unten verbringen wird, wenn ich mit dir fertig bin.". Er war sauer und ich hatte mir meine Chance, hier raus zu kommen und endlich wieder Tageslicht zu sehen vorläufig verspielt.
Ich war kurz vorm erneuten Einschlafen, als Alistair die Tür aufriss, wortlos auf mich zu kam, meine Hand befreite und hinter sich her zog. Er blieb zwei Türen weiter stehen und klopfte. Ich wusste wohin mich meine Reise nun führte. Dimetri öffnete genervt die Tür, wirkte aber sofort entspannter als er mich hinter Alistair stehen sah. "Viel Spaß mit ihr, leider hat sie mehr Kampfgeist an den Tag gelegt, als erwartet.", Alistair klang irgendwie ein wenig deprimiert, was mich zugegebenermaßen erfreute. Er schob mich in Dims Richtung welcher mich am Handgelenk packte und in sein Zimmer zog, er verschloss sorgfältig die Tür und stellte sich dann vor mich. Er scannte meinen Körper von oben bis unten, sein Blick war mir unangenehm und ich sah beschämt nach unten. "Alistair hat ganze Arbeit geleistet, ein Wunder, dass du bei dem Ausmaß nicht eingeknickt bist.", meinte er etwas spöttisch und aus einem mir unbekannten Grund machte mich das sauer. Alle der Jungs wussten, dass ich meinen Kampfgeist seit nunmehr fast neun Jahren nie aufgegeben habe. "Was willst du Dim?", fragte ich etwas zu gereizt und sah, wie er mir näher kam. "Was ich will?", fragte er mit hochgezogener Braue und stand jetzt ganz dicht an mir, er legte seine Lippen an mein Ohr und flüsterte, "Ich will, dass du mit mir schläfst und zwar ohne dein Gezeter, dass du sonst an den Tag legst meine Süße.". Ich schluckte schwer. Um ehrlich zu sein, machte mir das mehr Probleme, als die Narben, die von Alistair zurück bleiben würden, denn Narben hatte ich ohnehin schon. Aber mit Dimetri freiwillig ins Bett zu steigen widerstrebte einfach jedem meiner Prinzipien. Aber ich wollte das hier gewinnen, ich hatte so viele Vortsellungen von dem was ich mir hätte wünschen können. Ich war so in meine Gedanken vertrieft, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass Dimetri mich ins Bett gelegt hatte, über mir kniete und dabei war, mir mein Shirt auszuziehen. Ich kehrte erst in die Realität zurück als er sich meinen Oberkörper hinab küsste und dabei die immer noch frischen Wunden striff und mich der Schmerz überkam. Ich spürte Panik in mir aufwallen. Ich wollte das nicht, wie hatte es nur so weit kommen können? Schlimm genug, dass ich Dexter so nah an mich ran gelassen hatte aber jetzt auch noch Dimetri? Und wofür? Damit ich mir wünschen konnte, dass sie mich nie wieder anfassen würden und sich am Ende eh nicht dran halten würden? Mir entfuhr ein leises "Hör auf.", woraufhin Dim seinen Kopf hob und mich fragend ansah, "Wie war das?". Ich begann zu zittern und presste meine Hände gegen seine Brust, mein Verstand setzte aus und ich schrie ihn panisch an, "Lass mich in Ruhe, ich will das nicht! Geh runter von mir!". Er griff sich meine Hände und hielt sie mir neben dem Kopf fest, grinste mich triumphierend an. "Herzlichen Glückwunsch, dein erstes Veto hast du soeben vertan. Schön, dass du uns so entgegen kommst.", damit ließ er mich los und stand auf, schnappte sich sein Handy und tippte darauf herum. Ich lag paralysiert da und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich spürte die warmen Tränen, was hatte ich mir bloß dabei gedacht?
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At the End of Fall
Mystery / ThrillerJedem Ende folgt ein Anfang, jedem Anfang, folgt ein Ende. Niemandes Leben ist davon ausgeschlossen, so auch nicht Lillians. Ihr bisheriges Leben endet auf tragische Weise und ihr neuer Anfang verbirgt Gefangenschaft und Leid. Wird sie es schaffen...