Rückkehr

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Lillian P.O.V.

Ich spürte, wie mir etwas kräftiger als nötig in den Rücken getreten wurde und ich daraufhin wieder vollends auf dem Boden landete. Die Tränen und mein Schluchzen waren nicht mehr zu stoppen, ich wusste, was mich jetzt erwarten würde. „Hab ich dich, mein Schatz.", hörte ich ihn lachen und nahm wahr, wie er mir näher kam. Ich konnte noch nicht ausmachen, welcher der Jungs mich zu Boden getreten hatte, doch er war es nicht gewesen. „Nein...", wimmerte ich kraftlos und versuchte von ihm wegzurobben, doch es dauerte nicht lange, bis ich grob an den Armen gepackt wurde und nach oben gezogen wurde. Mir entfuhr dabei ein schmerzhaftes Zischen und ich richtete meinen Blick blitzschnell auf ihn, sah wie er grinsend auf mich zukam. „Oh doch meine Hübsche. Das hat Spaß gemacht und noch viel spaßiger wird es für mich sein, dich dafür zu bestrafen, also lass uns nach Hause fahren.", flüsterte er mir zu, nachdem er mir viel näher gekommen war, als nötig und sein Körper fast schon meinen berührte. Er entfernte sich von mir, sah mich lächelnd an und sagte dann so laut, dass es alle hören konnten, „Abfahrt Männer.". Ich wurde von dem, der mich festhielt entgegen jeder meiner Bemühungen nach vorn geschoben und musste mich meinem Schicksal stellen und ihm folgen. Es dauerte nicht lange, bis wir an einem kleinen Waldweg ankamen, auf welchem ihre Autos geparkt waren. Er hatte anscheinend mehr Männer mitgenommen, als nötig gewesen wären, um mich wieder einzufangen. Ich sah insgesamt drei schwarze Autos, darunter der Van, mit dem er mich damals von Zuhause weggebracht hatte, in mein neues ‚Zuhause'. Ich war mir sicher, dass der Rest seiner eigens gewählten Crew nicht weit weg war und ich sollte recht behalten. Nachdem man mich zum einsteigen gezwungen hatte erkannte ich, dass ich mit meinen schlimmsten Feinden ein Auto teilen musste. Links neben mir saß Dimetri, mittlerweile 29 Jahre alt, fast schwarze Augen passend zu seinen schwarzen Haaren und vermutlich seiner Seele. Rechts von mir saß Alistair, 28 Jahre, dunkelblaue Augen und blonde Haare, der einzige, dem ich anfangs noch soetwas wie Menschlichkeit zugesprochen hatte. Beide hielten meine Arme in festem Griff, darauf bedacht, mich unter gar keinen Umständen frei zu lassen. Mir gegenüber saß, zu meiner linken, Dexter, ebenfalls 28. Mit seinen giftgrünen Augen musterte er mich eindringlich, sein Blick blieb an meinem Hals haften und bekam etwas Belustigtes. Sein schwarzes Haar war fachmännisch nach hinten gestylt, alles in allem war er ein Bild von einem Mann, Jemand, dem jede Frau in seinem Alter nachlaufen würde, doch er beschäftigte sich lieber mit mir, zu meinem Missfallen häufiger, als es überhaupt erlaubt war. Und dann saß da zu meiner Rechten Jake, mein größter Albtraum, der Mörder meiner Mutter. Ich musterte ihn mit hasserfülltem Blick. Seine eiskalten blauen Augen spiegelten seine Lust mich zu bestrafen, ebenso sein dreckiges Grinsen. Er hatte einen Plan und das sah man ihm an. Ich schauerte. Mit seinen 30 Jahren war er der Älteste, der Anführer der Gruppe, der Plänemacher. Aber vorallem war er es, der mir die meiste Angst machte, er war nicht zu durchschauen, seine Worte passten oft nicht zu seinen Taten und seine Art und Weise mit mir umzugehen, machte mich kaputt. Vermutlich hatte ich in meinem jungen Leben schon mehr Sex gehabt, als manch Erwachsener in seinem ganzen Leben. Was für den einen sehr banal klingen mag, war für mich pure Realität.

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Die Ganze Fahrt über hatte niemand auch nur ein Wort gesagt, das war auch gar nicht nötig, denn mein Urteil war schon geschrieben, als ich mein Gefängnis verlassen hatte. Mein Gefängnis war eine kleine zweistöckige Fabrikhalle mit zusätzlichem Kellergeschoss. Jake hatte das Unternehmen seiner Eltern geerbt und war so recht zeitig an ein monumentales Vermögen gelangt, dass ihm Türen öffnete, legale als auch illegale. Dieses Gelände gehörte ihm und war einst Produktionsstätte, doch er hatte seine Firma expandiert und vergrößert, wodurch er dieses Gelände frei nach seinen Vorstellungen nutzen konnte, ohne, dass es Jemandem komisch vorgekommen wäre. Die Verbindung von Jake zu den anderen 3 war mir jedoch noch nicht so ganz klar geworden und ich tat mein Bestes nicht zu viel über Jakes illegale Geschäfte zu erfahren, da ich wusste, dass, wenn ich irgendwann einmal fliehen könnte, erfolgreich fliehen könnte, und wüsste was er noch so trieb, dass ich dann nicht mehr lange auf dieser Erde wandeln würde, immer wieder hatte er es mir gesagt, um mich zu verängstigen und es hatte seine Wirkung gezeigt. Der Wagen wurde langsamer und ich sah vorsichtig aus der linken Scheibe heraus, sofort erkannte ich das mir allzu vertraute Gebäude und begann, flacher und panischer zu atmen. Ich wusste, dass, wenn ich aus diesem Wagen ausstieg, ich mich meiner Bestrafung stellen musste und das ohne wenn und aber. Ich zitterte am ganzen Leib als der Wagen vor dem Eingang zum Stehen kam und Jake und sein Gefolge samt mir im Schlepptau ausstieg. Ich war kaum fähig mich noch auf den Beinen zu halten, so stark war meine Angst vor den kommenden Geschehnissen. Jake stellte sich vor mich und sah mich grinsend an, "Willkommen zurück Kleines.", schmunzelte er und war drauf und dran mich zu küssen, doch ich drehte meinen Kopf von ihm weg, ich wollte das nicht. Ich hörte ihn schnauben und wurde kurzerhand gepackt und von ihm hinein gezogen. Mir schlug der bekannte Geruch nach Sterilität entgegen und es warf Erinnerungen in mir auf.

"Keine Angst mein Kleines, ich bringe dich jetzt in dein neues Zuhause.", raunte Jake mir zu, doch ich war noch zu schockiert um seine Worte auffassen zu können, immer wieder zog das Bild meiner toten Mutter an meinem inneren Auge vorbei. Ich merkte nicht, dass ich immer noch stumm weinte, erst als Jake mir die Tränen von den Wangen strich kam ich langsam wieder zu mir. "Du hast sie einfach umgebracht...", flüsterte ich paralysiert und sah zu ihm auf, "Du hast sie umgebracht...", murmelte ich erneut und sah wie Jake sein Grinsen verging. "Es war zu deinem Besten, du wirst es noch verstehen.", gab er kalt zurück und führte mich dann zu einer Treppe, die nach oben führte. Er ging mit mir hinauf und öffnete am Ende eines langen Flures eine blaue Tür. Dahinter lag ein Kinderschlafzimmer. "Hier wirst du schlafen, mal allein, mal mit einem von uns.", wie wörtlich er dieses 'mit einem von uns' meinte, würde ich erst später erfahren.


At the End of FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt