"Lillian, komm gefälligst her.", rief er durch den Korridor der Fabrik, die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Nur einmal sollte sie sich zusammenreißen und gehorsam sein und dennoch stand er wieder genau da, wo er vor ein paar Wochen schon stand. Er lief ihr hinterher, schnappte sie und trug sie zurück in ihr Zimmer, sie zappelte und versuchte ihn zu treten, doch es half nichts, er war viel stärker, als sie es jemals werden konnte. "So und jetzt hinsetzen und aufpassen, ich mach das hier nicht zum Spaß mit dir.", grummelte er vor sich hin und wandte sich dem Buch zu, welches vor ihr auf dem Tisch lag. "Also nochmal von vorn, ab der ersten Zeile.", wies er sie an und sie begann, laut vorzulesen. Nur an guten Tagen, hatte er die Geduld sich mit ihr auf diese Art und Weise zu beschäftigen. Er wollte, dass sie trotzdem fähig war die Grundlagen des Lebens zu meistern, wie etwa lesen, schreiben und rechnen. So hatte sie etwas Beschäftigung, wenn er keine Zeit hatte, sich mit ihr zu 'beschäftigen'. Sie machte den selben Fehler, an der selben Stelle wie vor ein paar Minuten und seine Geduld war final am Ende. "Lillian, so schwer ist das nicht! Reiß dich zusammen oder du weißt was passiert.", fauchte er sie drohend an und Lillian verstummte, sah ihn panisch an und gab sich größte Mühe, die Passage dieses Mal richtig zu lesen, doch sie scheiterte erneut, das Wort was sie lesen sollte, war einfach zu schwer für sie, es war das Wort Courage und für Ihr Leben mit ihm, brauchte sie eine Menge davon, doch sie wusste mit dem Wort noch nichts anzufangen und auch nicht, wie wichtig diese Eigenschaft war. Er sah sie wütend an, riss sie von ihrem Stuhl und legte sie sich über den Schoß bevor er anfing, ihr wie ein Besessener auf den Hintern zu schlagen. Lillian weinte und bettelte, doch er ließ nicht von ihr ab, nicht bevor Alistair das Zimmer betrat und ihn aufhielt.
"Neun Jahre? Das ist ne verdammt lange Zeit...Sag mir bitte, dass die Schläge das Einzige sind, was sie von dir bekommt, wenn sie dich zu sehr reizt.", gab er zweifelnd zurück, doch schon beim Anblick ihres Körpers wurde ihm bewusst, dass es nicht nur das war. Er war um das Bett herum gegangen und betrachtete das schlafende Mädchen nun von ihrer Vorderseite. Die dunklen Blutergüsse auf ihren Brüsten wurden nur zum Teil von dem BH verdeckt den sie trug und auch die fingerförmigen Abdrücke um ihren Hals und auf ihren Oberschenkeln zeugten davon, dass Jake sie nicht nur schlug. "Jake...", entwich es ihm geschockt als er seinem Freund ins Gesicht sah, welcher nicht eine Sekunde der letzten Jahre zu bereuen schien. "Du bist nicht hier um zu urteilen Ace. Du sollst mir einfach nur dabei helfen, sie wieder gesund zu bekommen.", entgegnete Jake fast unberührt, obwohl ihn der Ausdruck im Gesicht seines Freundes ein wenig verletzte. "Okey, ich werd dir helfen, dafür wirst du mich dann aber auch einweihen, wie lange das hier schon läuft.", dabei deutete er zwischen Jake und Lillian hin und her, "Du weißt ich hab ne Tochter zuhause sitzen, ich will mir gar nicht vorstellen, was für Qualen dieses Mädchen durchmacht.", zischte er ihn sauer an, bevor er sich Handschuhe anzog und Jake Lillian weckte.
Lillians Sicht
Ich wurde aus meinem Schlaf gerissen als jemand an meiner Schulter rüttelte. Als ich wach genug war um zu erkennen, um wen es sich handelte, wich ich automatisch ein Stück zurück und sah ihn panisch an, da mir die Ereignisse der letzten Nacht wieder durch den Kopf gingen. War er sauer auf mich? Oh gott bitte lass ihn nicht wieder sauer auf mich sein. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich begann zu zittern. Jake sah mich ausdruckslos an, während ich versuchte, die richtigen Worte zu finden. "J-Jake es...es tut mir leid...ich wollte dich nicht wecken...", flüsterte ich panisch und sah ihn entschuldigend an, erst jetzt bemerkte ich den mir fremden Mann, welcher hinter Jake stand und mich besorgt musterte. Ich setzte mich auf und wich ein Stück zurück, als Jake sich auf das Bett setzte und mich auffordernd ansah. Ich wusste, dass dieser Blick bedeutete, dass ich mich zu ihm setzen sollte, also tat ich es, ich hatte ihn letzte Nacht vermutlich schon genug verärgert und ich wollte nicht wieder in den Keller. "Lil, das ist Ace, ein alter Freund, er wird dich untersuchen damit wir feststellen können, ob deine Wunden deinen momentanen Zustand verursachen.", er klang ruhig und ich für meinen Teil, war ein wenig überfordert damit, dass er extra jemandem kommen ließ, um nach mir zu sehen. "Lillian, du wirst aufstehen müssen, damit ich dich untersuchen kann. Fühlst du dich in der Lage dazu?", fragte Ace mich auffallend freundlich und ich spürte, dass mir allein die Kraft dazu fehlte, aufzustehen, schon allein das hinsetzen hatte mich mehr Kraft gekostet, als ich eigentlich hatte. Ich schüttelte den Kopf und sah flüchtig zu Jake um zu sehen, wie er reagieren würde, doch er hatte den selben ausdruckslosen Ausdruck im Gesicht, den er zuvor schon hatte. "Okey...was hälst du davon, du stellst dich hier an den schreibtisch und hälst dich fest, das dürfte doch klappen oder?", ich war mir unsicher aber trotz allem, versuchte ich aufzustehen, mein Körper protestierte, ich konnte es ganz deutlich fühlen, doch ich wollte jetzt keine Schwäche zeigen, vorallem nicht mit Jake im Raum. Doch ich merkte auf halbem Weg, wie schwarze Punkte vor meinen Augen anfingen zu tanzen und wie mir langsam die Kraft ausging. Mein Körper fühlte sich so warm und schwach an, dass ich glaubte ich würde jeden Moment verbrennen. Ich spürte, wie ein Paar kalter Hände mich an der Hüfte packte und mir Halt gab. Es war ohne Zweifel Jake, seine Art mich fest zu halten, würde ich überall wieder erkennen ohne ihn sehen zu müssen. Er ließ meine Hüfte nicht los, selbst dann nicht, als ich mich am Tisch abstützen konnte, aber so fühlte ich mich tatsächlich sicherer, denn ich wusste nicht genau, wie lange ich mich alleine hätte auf den Beinen halten können.
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At the End of Fall
Mystery / ThrillerJedem Ende folgt ein Anfang, jedem Anfang, folgt ein Ende. Niemandes Leben ist davon ausgeschlossen, so auch nicht Lillians. Ihr bisheriges Leben endet auf tragische Weise und ihr neuer Anfang verbirgt Gefangenschaft und Leid. Wird sie es schaffen...