~ One Secret ~

Kapitel 6

Kapitel 6:

Christian POV:

Das Essen verlief zunächst schweigend. Anfangs pickte sie nur in ihrem Frühstück herum, was nicht nur ein wenig an meinen Nerven zerrte. Aber ab und zu aß sie zumindest etwas. Möglicherweise war ihr noch übel. Unabhängig davon musste ich mich zügeln, sie nicht sofort wieder anzuschnauzen, dass sie endlich ordentlich essen sollte. Würde ich es tun, würde sie wie eben sofort auf Abwehr gehen und ich würde mein Ziel nie erreichen.

Ich war auch so schon überfordert genug. Was verdammt nochmal hatte ich mir bei dem allem nur gedacht? Nie hatte ich eine Frau einfach so gevögelt, nie in meinem Bett und ganz bestimmt hatte ich auch kein Blümchensex.

Blümchensex ist es vielleicht nicht gerade gewesen. Dafür, dass sie eine Jungfrau war, könnte es vermutlich zu hart gewesen sein. EINE JUNGFRAU. Eine verdammte Jungfrau! Nun war es endgültig besiegelt, ich würde in die Hölle kommen. Wie konnte ich sowas mit einer Jungfrau tun? Hatte ich nicht schon genug Scheiße in meinem Leben abgezogen? Musste auch das noch dazu kommen? Fuck! Ich fühlte mich so beschissen und hatte so grauenhafte Schuldgefühle.

Aber woher hätte ich es wissen sollen? Sie hatte nichts gesagt und verflucht nochmal, ich hatte es gestern Nacht nicht einmal bemerkt. Was war nur mit dir los, Grey?!

Einerseits hätte ich gerne ein paar Minuten Zeit gehabt, um mich in meinem Arbeitszimmer zu beruhigen, meine Schuldgefühle in den Griff zu bekommen. MICH wieder in den Griff zu bekommen. Aber dafür brauchte ich dringend etwas Kontrolle zurück. Kontrolle über Anastasia Steele. So weit wollte ich es letzte Nacht nie kommen lassen und musste den Verlust meiner Selbstbeherrschung irgendwie kompensieren. Andererseits hatte ich die Befürchtung Miss Steele würde verschwunden sein, wenn ich wiederkam. Also hatte ich mich beeilt und war komplett ausgeflippt. Dass sie vorhin tatsächlich hatte abhauen wollen, traf mich schockierender Weise. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Seit wann gab ich mir solche Mühe? Und dann wollte sie ohne ein Wort gehen. Die Ironie der ganzen Angelegenheit entging mir nicht. Ganz davon zu schweigen, dass sie auch noch geweint hatte. Sie bereute es eindeutig und was Frauen unter diesen Umständen taten... ich wusste es nicht. Ich konnte diese scheiß Situation nicht einschätzen.

Ich versuchte all meinen Ärger auf mich selbst und meine Ungewissheit herunterzuschlucken. Wenn sie unterschrieben hätte, würde alles wieder in geregelten Bahnen verlaufen. Aber was tat sie?! Sie erhob auch noch die Stimme und lehnte es ohne eine Begründung ab!

Was sollte ich machen, wenn sie die Verschwiegenheitsvereinbarung nicht unterschrieb? Da hatte ich mich echt total in die Scheiße geritten. So oft hatten mir Elena und auch meine Anwältin eingetrichtert wie wichtig es war genau diese Situation zu vermeiden. Nur dadurch konnte man sich wirklich sicher sein, denn jeder war nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Reden musste Konsequenzen haben. Aber jetzt? Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Könnte zur Presse gehen und all meine Seriosität wegen einer verfluchten Nacht zerstören. Wer würde das nicht tun? Wollte sie deswegen so schnell wie möglich abhauen?

Allerdings kam ich bei ihr mit Wut nicht weiter. Wie schnell hatte sie mich durchschaut, wie schnell hatte sie erkannt, dass ich ein Kontrollfreak war? Und wieso war ich so überrascht und musste auch noch grinsen, als sie - ausgerechnet sie - mir die Stirn bot? Ich verstand mich nicht mehr. Aber verdammt, sie hatte etwas an sich! Nur wusste ich noch nicht, ob es mir gefiel oder nicht.

Neuer Versuch. Bleib bloß ruhig! Ich musste das unbedingt in Ordnung bringen.

Ich unterbrach die Stille.

„Also, die wohl wichtigste Frage zuerst. Bist du in einer Beziehung?"

Einen Ring hatte sie zumindest nicht am Finger und ich schätzte sie auch zu jung ein, um verheiratet zu sein.