Kapitel 32:
Ana POV:
Als ich meine Augen öffnete, war es bereits dunkel oder noch dunkel? Ich war total orientierungslos und mein Zeitgefühl war ebenfalls im Eimer. War es später Abend oder früher Morgen?
Oh man, was für ein Tag. Ich wollte mir meine Haare aus dem Gesicht streichen, konnte aber meine Hand nicht bewegen. Ich blinzelte ein paar Mal und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen und sah dann Christian, der in einer unbequemen Haltung auf dem Besucherstuhl saß. Sein Kopf lag auf meiner Matratze und er hielt meine Hand fest umklammert.
Er schaute so jung aus, wenn er schlief. Ich beobachtete ihn so gern, auch aus dem Grund, dass ich meist nicht die Gelegenheit dazu bekam, ihn so zu sehen. Für gewöhnlich war er vor mir wach und manchmal sogar schon aufgestanden. Aber dieses Mal war sein Gesicht deutlich von Kummer gezeichnet.Warum war er noch hier? Warum war er überhaupt hier? Nach diesem Tag? Obwohl er mich im Stich gelassen hatte. Obwohl er so dagegen gewesen war, ein Kind mit mir zu bekommen.
Trotzdem war ich heilfroh, dass er hier war. Der ganze Tag lag etwas im Nebel und bisher hatte ich eher das Gefühl, ich hätte geträumt. Es konnte nur ein böser Traum gewesen sein, dass ein Tag beinahe alles zerstört hatte. Oder hatte war es Realität?
Dann wäre Christian doch wohl kaum hier...
Ich fuhr mit einer Hand durch seine Haare. Er war bestimmt beunruhigt, wie ich auch.
Ich hatte Angst gehabt er wäre weg. Dass es ihm einfach zu viel geworden war, dass er nicht nur aus dem Zimmer verschwunden war, sondern auch aus meinem Leben. Aber er war hier.
Ich wollte ich ihn nicht aufwecken. Leider schreckte er, obwohl ich vorsichtig war, aus dem Schlaf und hob seinen Kopf von der Matratze. „Ana. Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?", waren seine ersten Worte, auch wenn diese etwas verschlafen klangen. Dann fuhr er sich einmal über die Augen und blickte mich sorgenvoll an.„Mir geht es gut, Christian", beteuerte ich. Mehrmals. Aber Christian war kurz darauf hellwach und ließ auch keine Ruhe bis mich ein Arzt untersuchte. Und das, wie ich mittlerweile erfuhr, um vier Uhr nachts. Ihm konnte man nun einmal schwer etwas abschlagen und ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.
Dadurch, dass ich fast einen ganzen Tag durchgeschlafen hatte, fiel es mir jetzt schwer wieder einzuschlafen. Vielleicht sollten wir darüber reden, was gestern passiert war. Dieses Gefühl der Enttäuschung war immer noch da, nur die Wut war momentan verschwunden. Zudem war ich ein Meister der Verdrängung. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was gewesen wäre, wenn wir... wenn ich ein Baby bekommen hätte. Hätte er mich wirklich allein gelassen? Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, obwohl das eher etwas mit Wunschdenken zu tun hatte. Was würde dieses Gespräch bringen? Unsere Trennung? Was, wenn er nichts einsah und es dann vorbei wäre?
Christian saß wieder neben mir auf dem Besucherstuhl und ich schwankte... Reden oder schlafen? Ich konnte ohnehin nicht mehr schlafen. Allerdings hatte Christian ausnahmsweise mal tiefe Augenringe und sah erschöpft aus.
„Legst du dich zu mir?", bat ich ihn und hob meine Bettdecke an. Ich war noch nicht bereit für diese Konfrontation, nicht für diesen Streit, in den es unweigerlich ausarten würde, gerade wenn man bedachte, dass es mitten in der Nacht in einem stillen Krankenhaus war.
„Ana, du wurdest gerade erst operiert. Das geht nicht", seufzte er.
„Dann lass es eben", reagierte ich sauer. Interessierte er sich auch mal dafür, was ich wollte? Okay, die Wut war eindeutig doch noch da.
Christian war allerdings bereits dabei seine Schuhe von den Füßen zu streifen und ich rückte zur Seite, um ihm Platz zu machen. „Ich will dir nicht weh tun", sagte er leise, während er noch einmal kurz zögerte und sich dann jedoch seitlich zu mir legte, damit ich weiterhin auf dem Rücken liegen bleiben konnte und umschlang mit seinem Arm meine Hüfte. Mit einem kurzen Blick signalisierte ich ihm, dass diese Position mir keine Schmerzen verursachte und er legte seinen Kopf an meine Schulter.

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~ One Secret ~
RomanceEine Begegnung, ein Abend und alles ändert sich. Christian und Ana lernen sich etwas anders kenne. Es wird verrückt, leidenschaftlich und auch romantisch. Aber durch diese Begegnung, durch alle Umstände führen Verleugnung und Lügen zu Schmerz. Stärk...