Kapitel 10

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Kapitel 10:

Ana POV:

Endlich waren wir bei mir Zuhause angekommen. Dieser Tag verlangte mir mehr ab als je ein Tag zuvor. Ich konnte mich nicht an einen einzigen in meinem gesamten Leben erinnern, der von so vielen Hochs und Tiefs geprägt war.
Der Streit zwischen Kate und Elliot ging im Auto weiter und mit jedem Wort bekam ich größere Schuldgefühle. Mein Kopf würde zudem wahrscheinlich explodieren, wenn sie nicht bald aufhören würde zu schreien.
Ich hatte einmal versucht zu erklären, dass alles in Ordnung war und es okay sei, aber die Zwei schienen mich nicht gehört zu haben oder ignorierten es.

Mit einer Entschuldigung an Elliot gewandt stieg ich aus dem Auto aus, während er nur mit einem Lächeln abgewinkt hatte und davonfuhr. Kate war mir wortlos und wütend gefolgt.

Kaum hatte ich die Tür aufgeschlossen, versuchte ich so schnell wie möglich ins Bad zu flüchten und mich der Kavanagh-Inquisition noch für kurze Zeit zu entziehen, da ertönte aber auch schon ihre Stimme. Laut natürlich.

„Hiergeblieben! Setz dich auf die Couch und erzähl mir, was du dir nur dabei gedacht hast."

Ich würde mich gerade am liebsten verkriechen, mich in meinem Bett unter der Decke vergraben und für eine lange Zeit nicht mehr herauskommen.
Aber irgendwie brauchte ich in diesem Moment auch meine beste Freundin. Ich war mit der Situation überfordert und emotional total durcheinander. Ich würde so gern darüber reden. Sein blöder Kommentar, ich könnte ja mit ihm reden, hatte ja super funktioniert. Vorhin hatte ich es gebraucht, hatte es versucht. Aber er hatte ja alles abgeblockt und einfach gar nicht mehr reagiert.

„Keine Ahnung", sagte ich mit zittriger Stimme. Das war der Augenblick, indem alles wieder auf mich einstürzte. Und dann kamen mir auch schon die Tränen.


Kate war von meinem Ausbruch geschockt, ich war niemand, der schnell weinte. In den letzten vier Jahren war es nur äußerst selten vorgekommen, eigentlich nie. Sie fing sich aber schnell wieder und kam eilig zu mir.

„Alles ist gut, Ana, beruhige dich", versuchte sie mich zu beschwichtigen, während sie mich zur Couch führte und wir uns hinsetzen. Sie nahm mich in den Arm und ließ mich erstmal ein wenig weinen. Doch dadurch wurde es nur schlimmer und ich schluchzte laut auf. An sie gelehnt versiegten die Tränen einigermaßen und ich versuchte mich zusammenzureißen.
„Erzähl mir, was passiert ist", sagte sie dann leise und deutlich einfühlsamer.

Endlich schrie sie nicht mehr. Ich sollte unbedingt noch eine Kopfschmerztablette nehmen.

„Ich wusste nicht, wer er war. Heute... Ich... Deine bescheuerte Aufgabe, nur die ist daran schuld. Ich habe ihn an der Bar gesehen und ihn geküsst. Ich habe ihn einfach geküsst. Ich weiß nicht wie ich das tun konnte. Wieso habe ich das nur getan? Aber er hat doch auch mitgemacht! Ich... Keine Ahnung. Eigentlich hat doch auch er mich danach geküsst. Christian... auch völlig egal. Aber er war so... und... also... Ich hatte denke ich, wirklich viel Spaß. Ich habe getanzt. Mit ihm. Nicht einmal überreden musste ich ihn. Oder er mich. Ich habe es einfach getan. Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe über nichts nachgedacht. Ich war so betrunken und wir haben zusammen auch noch mehr getrunken. Tequila, glaube ich. Ich erinnere mich nur dunkel an Zitronen oder so. Ich weiß nicht einmal mehr viel. Nicht einmal mehr von gestern Nacht. Und dabei hatte ich mit ihm mein erstes Mal."

Ich hatte zwar langsam angefangen, aber gegen Ende ratterte ich es geradezu schnell herunter und schluchzte dabei noch leise. Vielleicht hatte sie mich nicht einmal verstanden. Aber ihrem schockierten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie es wohl doch.

„Du hast wirklich mit ihm geschlafen?", fragte sie in genau perfekt passendem Ton zu ihrem Gesicht.
„Nein, ich habe nur gedacht, ich lege mich nackt in sein Bett und ich ziehe dann sein Hemd an", sagte ich ironisch und zeigte auf mein Kleidungsstück. Oh man, ich hatte immer noch sein blödes Hemd an. Die Situation vorhin war doch wirklich nicht misszuverstehen.

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