1~Sunflower

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Blumen. Immer ein kleiner Lichtblick in meinem Leben. Schon als kleines Kind liebte ich es, kleine Blumensträuße mit den bunten Blumen aus dem Garten zu binden. Sonnenblumen mag ich am liebsten, daher öffnete ich vor etwa drei Jahren meinen Laden „☀️-flowers". Ich liebe meinen Job und fahre jeden Tag mit voller Leidenschaft und guter Laune mit meinem Pastell blauen E-bike zur Arbeit. Momentan könnte es nicht besser laufen, denn ich liebe, was ich jeden Tag tue und der Laden lief auch nicht gerade schlecht, denn in der Wintersaison hatte ich besonders viele Kunden.

16:32 Uhr. Endlich Feierabend. Ich packte zügig meinen gelben Rucksack, welcher mit einer gestrickten Sonnenblume von meiner Mutter Anne auf der Vorderseite des Rucksacks geschmückt war, zog meinen langen Mantel über und schloss die Türe meines Ladens ab. Es herrschten minus Grade, daher war es nicht sehr angenehm, mit dem Fahrrad zu fahren. Schnell zog ich mir meinen Helm über und stieg auf mein Bike. Mein Arbeitsweg war glücklicherweise etwas abseits von New York, daher begegnete ich nicht allzu vielen Menschen, denn ich liebe die Ruhe und die Freiheit, in der ich meine Gedanken freien Lauf lassen konnte. Ich dachte über alles Mögliche nach, über Gott und die Welt und schließlich auch, wie grausam die Welt doch sein konnte.

Um etwa 6 Uhr stehe ich jeden Tag auf, mache mir einen Kaffee mit Sojamilch und lese die Tageszeitung. Wie auch heute. Doch als ich die Überschrift „Homosexueller Demonstrant von 7 Menschen totgeschlagenen" lies, stockte mir förmlich der Atem. Den ganzen Tag über habe ich darüber nachgedacht und konnte einfach nicht begreifen, wie ein Mensch zu so etwas fähig sein konnte. Einen Menschen aufgrund seiner sexuellen Orientierung zu töten? In was für einer Welt leben wir? Wir müssen noch immer Tag täglich mit Rassismus und Homophobie kämpfen, als hätten wir sonst keine anderen Probleme. Ich konnte es einfach nicht begreifen, wie man dagegen sein konnte, dass Menschen sich lieben.
Vor etwa 2 Jahren hat es mein bester Freund Liam nicht mehr ausgehalten, jeden Tag von seinen homophoben Fußballkollegen anhören zu müssen, wie krank er doch sei, in die Psychiatrie gehöre und dass er sich doch lieber einer Gehirnwäsche unterziehen soll. Er war mein bester Freund, mit dem ich wirklich über alles reden konnte. Nach seinem Tod fiel ich in ein tiefes Loch voller Depressionen und habe es aus eigener Kraft irgendwann selbst geschafft, heraus zu kommen.
Umso mehr genieße und schätze ich jeden Moment meines Lebens heute und hole die Zeit nach, die ich in der Phase verpasst habe.

Plötzlich wurde ich durch eine Schneeflocke auf meiner Nasenspitze völlig aus den Gedanken gerissen.

„Es schneit" flüsterte ich mir mit einem Grinsen zu. Ich liebe Schnee, denn so wirkte die Welt so unbeschwert schön.

Zu Hause angekommen, rieb ich mir den Schnee von meiner Kleidung und merkte, dass meine Schlaghose völlig durchnässt war. Deshalb zog ich auch die restlichen Klamotten aus und schmiss sie direkt in die Wäsche. Mit Boxershorts bekleidet, lief ich in mein kleines gemütliches Schlafzimmer, zog mir eine rote Adidas Jogginghose, einen weißen Pulli mit der Aufschrift „tpwk" und kuschelige Weihnachtssocken an. Übermorgen war der erste Advent, doch davor hatte ich endlich Wochenende. Die letzten Tage bei der Arbeit waren wirklich anstrengend, da ich in der Winterzeit nunmal so viele Kunden, mit individuellen Wünschen für ihre Blumensträuße hatte. Dieses Wochenende hatte ich also mehr als nötig.
Mit einer Wärmflasche und einer warmen Daunendecke ausgestattet, ließ ich mich gemütlich auf mein Rosé farbenes Sofa nieder und schaltete den Fernseher an. Es lief jedoch nur ödes Zeug, weshalb ich sogleich meine schwarze Gitarre, mit Sternen übermalt, schnappte und mein Lieblingslied 'Girl Crush' spielte. Gitarre spielen war meine große Leidenschaft.

I've got a girl crush. Hate to admit it but. I got a hard rush, It's slowin' down." sang ich darauf los und verlor total meine Gedanken in dem Song.
„It ain't slowin' down." beendete ich das Lied und merkte, wie mir eine Träne die Wange herunter kullerte. Die Welt um mich herum blendete ich einfach aus und es gab nur mich und die Gitarre.

Ich brauchte etwas frische Luft, um meine Gedanken zuordnen zu können. Also zog ich mir kurzerhand anständige Klamotten über und ging eine Runde joggen. Mal wieder vergaß ich, was um mich herum passierte, als ich plötzlich einen Schlag an meiner Brust spürte.

„Oops! Tut mir leid!" hörte ich nur jemanden rufen. Als ich aufblickte sah ich nur diese himmelblauen Augen und erstarrte.
„Alles okay?" fragte mich dieser Mann mit besorgtem Gesichtsausdruck.

„Ja, ja. Alles gut. Tut mir leid, ich habe Sie nicht kommen sehen." gestand ich mit peinlich gerührter Stimme und wischte mir metaphorisch den Dreck von meinem Körper.

„Das ist doch kein Problem, ich war doch selbst total verloren in meiner eigenen Welt." sprach er in freundlichem Ton und hielt mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen.

„Ja, das scheint heute unser Ding zu sein." schmunzelte ich und nahm seine Hand dankend an.

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You are beautiful 💕
Ihr seid alle wundervolle Menschen und werdet geliebt <3 fühlt euch
gedrückt 🌈

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt