58~Gedanken

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„Lou, das Lied ist wunderschön." flüsterte ich, mit glasigen Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht, als es endete. Der Radiosprecher verriet im Nachhinein, dass das Lied den Titel „Walls" trug.

Als wir zu Hause ankamen, war Mia längst eingeschlafen. Also trug ich sie ins Schlafzimmer und deckte sie zu. Dann lief ich wieder in das Wohnzimmer, wo es sich Louis bereits auf dem Sofa bequem gemacht hat.

„Grey's?" Ich nickte. Also schaltete er unsere altbekannte Serie an. Viele Staffeln blieben uns nicht mehr und irgendwie war ich etwas traurig darüber, da sie einfach ein Teil von unserem Abendprogramm war, auch, wenn wir nicht oft dazu kamen.
Ich kuschelte mich an meinen Freund und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Danke Lou. Dass du mich bei dem Ganzen unterstützt. Ich liebe dich." Erneut küsste ich ihn, wobei dieser Kuss anders war. Irgendwie verlangender und lusterfüllter. Mein Freund löste unsere Lippen voneinander und sorgte so für etwas Abstand zwischen uns. Nicht viel. Vielleicht ein paar Zentimeter.

„Ich liebe dich auch." Der Abstand hielt nicht lange, denn sogleich fielen wir in einen leidenschaftlichen Kuss, der eine immer weiter steigende Lust in mir auslöste. Unsere Hände gingen auf Wandertour und berührten jede noch so kleine Stelle unserer Körper. Ich übte etwas Druck gegen ihn auf, sodass er mit seinem Oberkörper gegen die Lehne des Sofas fiel, und setzte mich auf seine Hüfte. Meine Hände legte ich wieder an seine Wange, nur, um ihm noch näher zu sein, obwohl dies schon fast unmöglich schien.
Louis hatte jedoch andere Pläne und drehte uns so, dass er nun auf mir saß. Ich liebte diese dominante Seite an ihm, also ließ ich es nur zu gerne über mich ergehen.

⚠️TW: Panikattacke⚠️

Plötzlich versagte mein Kreislauf und alles um mich herum begann, sich zu drehen. Ich wollte dem allerdings keine Aufmerksamkeit schenken, da dieser Moment zu perfekt war, um ihn jetzt zu zerstören, und verteilte stattdessen Küsse auf seinem Hals. Doch als ich mich weiter hinab abarbeiten wollte, bildeten sich vor meinen Augen schwarze Punkte und mein Herz begann, wie aus dem nichts, zu Rasen. Meine Atmung wurde extrem unregelmäßig und alles um mich herum wurde unscharf. Ich öffnete meine Augen und versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch das Einzige, was ich sah, waren diese schwarzen Punkte. Ich spürte, wie mein Körper bebte und zu Zittern begann.
Was passierte hier?
Es fühlte sich an, als würde ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren und so sehr ich es auch wollte, ich konnte nicht zurück in die Realität gelangen. Mein Körper kämpfte gegen meine Gedanken an und mein Herz schlug immer schneller.
Ich konnte überhaupt nicht begreifen, was mit mir geschah. Ich wollte etwas sagen, doch es kam kein Ton aus mir heraus. Gott, Louis! Hilf mir!
Mir fehlte es immer mehr an Sauerstoff und es fühlte sich an, als wäre ich auf Drogen oder als hätte ich eine ganze Flasche Wodka geext.
Mein Hals schien sich immer mehr zu verkrampfen und dicker zu werden, sodass immer weniger Sauerstoff in meine Lunge gelangte.
Es schien, als würden tausend Stiche durch meine Brust jagen und bei dem Versuch, mich zu beruhigen, scheiterte ich kläglich.
„Tief ein und ausatmen." redete ich mir in meinem Kopf die ganze Zeit ein. Doch es half nichts. Verdammt!
Ich hatte das Gefühl, ich würde gleich ersticken, wenn das jetzt nicht aufhörte.
Ich spürte, wie sich der Druck von meiner Hüfte löste, konnte dies jedoch nicht zuordnen. Im Hintergrund hallte irgendeine Stimme, doch dabei verstand ich kein Wort. Ich hatte Panik. Panik vor etwas Unbekanntem.

„Harry!" hörte ich nun endlich eine klare Stimme. Ich konnte aber niemanden erkennen. Die Punkte zierten mein ganzes Blickfeld und überall, wo ich hin sah, war es verschwommen.
„Versuch, tief ein-und auszuatmen. Du schaffst das." Ich versuchte, der Aufforderung der Stimme nachzugehen, schaffte es aber nicht. So sehr ich es auch versuchte. Es wollte einfach nicht klappen.
„Wir machen es zusammen. Tief ein..." Also nahm ich einen tiefen Atemzug. „... und aus." Ich ließ die eben eingeatmete Luft gleichmäßig heraus und tatsächlich gelang es mir endlich. Das Bild vor mir wurde endlich klarer und die schwarzen Punkte verschwanden allmählich. Erst jetzt merkte ich auch, wie Louis meine Hände hielt und auf dem Boden gekniet vor mir saß.
„Geht's wieder?" Zögerlich nickte ich und endlich hörte dieses Drehen auf.
Völlig unkontrolliert sammelten sich Tränen in meinen Augen. Total unbeholfen und überfordert, sah ich zu Louis, der meine Hände losließ. Ich suchte nach Halt und krallte mich an die Decke, welche sich neben mir befand.
Mein Freund hielt mir ein Glas hin, woraufhin in einen Schluck des kalten Wassers nahm und es endlich zurück in die Realität schaffte.
Er nahm mir das Glas aus der Hand und kniete sich wieder vor mich, wobei er mit sanften Berührungen versuchte, meinen Griff der Decke zu lockern. Ich ließ sie los und legte meine Hände stattdessen in seine, die mir deutlich mehr Halt gaben, als dieses Stück Stoff.
„Es ist alles gut. Du hattest nur eine Panikattacke." Panikattacke? Das hatte ich noch nie.
Ich versuchte, zu Sprechen anzusetzen, konnte aber nicht.
Allmählich beruhigte sich mein Herzschlag und ich konnte endlich wieder frei atmen.

„Lou..." stotterte ich rau vor mich hin. Er strich mit seinem Handrücken sanft die Tränen von meinen Wangen.

„Es ist alles okay." Er erhob sich und setzte sich neben mich, löste seine Hände aber keine Sekunde von meinen.
„Vielleicht waren die letzten Tage einfach zu viel für dich. Und dann noch das mit Mia. Das ist einfach viel Dru-„ Mia! Ich sprang auf und eilte in das Schlafzimmer. Als ich die Tür öffnete, atmete ich erleichtert aus, als ich sie friedlich schlafen sah.
Ich spürte, wie zwei Arme von hinten meinen Oberkörper umschlugen.
„Beruhig dich Harry. Es ist alles okay." hauchte er gegen meinen Nacken. Was war nur los mit mir? Warum war ich so panisch? Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug und versuchte, meine Gedanken auszublenden. Ich löste mich von meinem Freund, putzte meine Zähne und zog mir meinen Pullover über den Kopf, um mich anschließen in mein Bett fallen zu lassen.
Ich schloss meine Augen und spürte, wie sich die Matratze neben mir senkte. An Schlaf war bei mir aber nicht zu denken und selbst, als ich das ruhige Atmen von Louis hörte, wollte mein Gehirn nicht abschalten.
Was zur Hölle war das eben und vor allem: passiert das noch einmal? Ich kann das nicht nochmal. Mein Körper fühlte sich an, als wäre eine Enge in mir, die ich nicht beschreiben konnte.

Ich lag Stunden in diesem Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Wie soll ich mich bitte um Mia kümmern, wenn das nochmal passiert? Was mache ich, wenn Louis nicht da ist, ich wieder meine Fassung verliere und in eine andere Welt katapultiert werde? War ich vielleicht doch noch nicht bereit dazu, mich um ein Kind zu kümmern? Konnte ich diese Verantwortung wirklich auf mich nehmen?
Aber ich wollte es doch so sehr...

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt