57~Frage

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Isabelle öffnete uns lächelnd die Tür und sah schon um einiges besser aus. Trotzdem sah man ihr die schlaflosen Nächte an.

„Schön, dass ihr gekommen seid. Kommt doch rein." sagte sie freundlich und umarmte uns zur Begrüßung. Wir setzten uns zu Alain an den Tisch, der uns ebenfalls erstaunlich freundlich begrüßte. Mia schlief auf dem Sofa weiter, was uns zu Gute kam, da wir so in Ruhe reden konnten.

„Was möchtet ihr trinken?" fragte Isabelle in die Runde. Wir einigten uns auf Wasser, welches sie uns dann in zwei Gläser einschenkte und schließlich ebenfalls Platz nahm.

„Also Jungs. Ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen, das war nicht okay von mir. Es tut mir leid. Es war einfach der Stress der letzten Tage." sagte Alain und sah währenddessen auf seine Hände hinab, in welchen er sein Glas hielt und damit herumspielte.

„Schon okay." sagten Louis und ich gleichzeitig und mussten beide Lächeln.
„Was ist denn jetzt eigentlich euer Plan mit Mia?" wechselte ich das Thema und versuchte möglichst behutsam darauf einzugehen.

„Wir haben beim Jugendamt angerufen und haben dort morgen einen Termin. Alain und ich können uns nicht um sie kümmern. Wir könnten niemals ihre Bedürfnisse decken, wenn sie bei zwei Rentnern aufwächst. Deshalb haben wir beim Jugendamt um Rat gebeten." antwortete Antoines Mutter und sah uns danach fragend an.
„Wieso? Habt ihr einen anderen Plan?" Ich schluckte und sah zu Louis, der nur leicht nickte.

„Naja..." versuchte ich anzusetzen, doch meine Nervosität war deutlich zu spüren. Louis griff unter dem Tisch nach meiner Hand und fuhr sanft über meinen Handrücken. Sofort beruhigte sich mein Herzschlag und ich setzte erneut zum Reden an.
„Mia hat die letzten Wochen bei uns verbracht und wir drei haben uns wirklich gut eingelebt." Ich atmete ein Mal tief ein und aus und sah erneut zu meinem Freund.
„Was würdet ihr davon halten, wenn sie bei uns aufwachsen würde?" sagte ich leise und nahm meinen Blick von Louis, um stattdessen in die schockierten Gesichter von Isabelle und Alain zu blicken.
„Versteht mich nicht falsch. Ich will sie euch nicht wegnehmen oder sonst etwas. Ich denke nur, dass es für Mia das Beste wäre, wenn sie bei bekannten Menschen aufwächst, anstatt in eine fremde Familie zu kommen." Noch immer sahen mich die beiden mit aufgerissenen Augen an.
„Wir würden wirklich unser Bestes geben, um ihr ein schönes Leben zu ermöglichen. Trotz allem." flüsterte ich nun und sah auf unsere verschränkten Hände hinab. Meine Hoffnung war verflogen. Ich war mir sicher, dass sie nicht begeistert davon wären, wenn Mia bei zwei Männern aufwachsen würde.

„Würdet ihr euch dazu denn bereit fühlen?" kam es nach einer gefühlten Ewigkeit von Isabelle. Louis und ich nickten schnell und versicherten ihr so, dass wir dazu mehr als bereit waren. Mia würde das Glück von Louis und mir komplett machen und um ehrlich zu sein, waren die letzten Wochen so viel erträglicher durch sie. Sie hat uns in dieser Zeit immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert und gezeigt, wie schön das Leben trotzdem sein kann.

„Ihr seid die nächsten Verwandten von ihr. Deshalb habt ihr auch das Recht, zu entscheiden, was mit ihr passiert. Und ich weiß, dass wir euch damit jetzt ein wenig überstürzt haben. Ihr könnt natürlich noch in Ruhe darüber reden." sprach ich mir von der Seele. Alain hatte sich bisher schließlich nicht darüber geäußert.

„Ich glaube das ist nicht nötig." sagte Alain. Isabelle, Louis und ich sahen ihn fragend an.
„Ich denke, dass es für Mia das Beste ist, wenn sie bei euch aufwächst. Du hast dich schon immer gut um sie gekümmert und zu Antoine und Emily hattest du auch immer einen guten Draht." Habe ich gerade wirklich richtig gehört? Hat er das wirklich gesagt?

„Da stimme ich ihm zu." sagte Isabelle. Die beiden sahen uns nun mit einem breiten Grinsen an, welches sofort auf Louis und mich übertragen wurde. Wir sprangen Isabelle und Alain sofort in die Arme.

„Danke, danke, danke, danke." quiekte ich und konnte meine Freude kaum mehr aushalten. Endlich mal wieder etwas Positives. Endlich wieder ein Licht in der ganzen Dunkelheit. Endlich wieder Hoffnung auf eine bessere Zeit...

„Wir müssen das nur noch mit dem Jugendamt abklären und dann kommt der Rest. Ich melde mich dann noch mal morgen bei euch, wenn das Gespräch vorbei ist." Ich nickte und setzte mich wieder auf den Stuhl. Ruhig bleiben konnte ich allerdings überhaupt nicht. Isabelle und Alain hatten eben zugestimmt, dass Louis und ich Mia adoptieren dürfen!
Jetzt muss nur noch der Rest glatt laufen, dann würde sie bald unsere Tochter sein. Unsere kleine Mia...

Den restlichen Tag quatschten wir über Gott und die Welt und spielten zwischendurch mit Mia, wenn sie mal nicht schlief.

Als es allerdings dunkel wurde, verabschiedeten wir uns und stiegen in das Auto.
Als meine kleine Familie im Auto saß, schossen mir die Tränen in die Augen. Louis und ich werden Mia adoptieren. Mia wird unsere Tochter. Mia wird bei uns aufwachsen. Dann habe ich meine eigene kleine Familie.

„Harry was ist los?" fragte er und drehte sich mit dem Kopf nach hinten.

„Lou wir sind bald eine Familie. Du und ich werden Mia bald unsere Tochter nennen können." schniefte ich und wischte mir die Tränen von der Wange, was allerdings nichts brachte, da sofort neue kamen.

„Wir sind schon eine Familie Harry." lächelte er und sah immer wieder zwischen Mia und mir hin und her. Ich lehnte mich vor und gab ihm einen sanften Kuss.
„Du schmeckst echt salzig." lachte er und startete den Motor. Ich lies mich in den Sitz fallen und lehnte meinen Kopf Mia entgegen. Wie automatisch schossen meine Mundwinkel bei dem Anblick in die Höhe.
Louis schaltete das Radio leise an und sorgte so für eine entspannte Atmosphäre.

Als ich Louis' Stimme in einem, mir unbekannten Lied erkannte, sah ich ihn verwirrt an, obwohl er meinen Blick nicht sehen konnte.

„Ich kenne das Lied ja gar nicht."

„Ist neu." gab er knapp als Antwort.

„Wie neu? Und du hast mir nichts davon gesagt?" fragte ich nun.

„Sollte eigentlich eine Überraschung werden, aber egal. Jetzt kannst du es ja anhören." Er stellte das Radio etwas lauter und ich hörte gespannt den Text an.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt