15~Tannenbaum

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Louis nickte vermutlich wieder ein, weshalb ich mich dazu entschloss, endlich aufzustehen, denn mein Magen knurrte vor Hunger. Als ich langsam die Decke zur Seite schob, murmelte Louis jedoch etwas unverständliches vor sich hin. Überraschend packte er mich an der Hüfte und zog mich zurück ins Bett.

„Bleiben wir noch ein bisschen liegen." flüsterte er in seiner unfassbar tiefen Morgenstimme, sodass ich beinahe die Kontrolle über meinen Körper verlor. Also ließ ich mich auf seine geborgene Umarmung ein und kuschelte mich an ihn. Mein Bauch kribbelte vor lauter Gefühlen. Gemischt mit dem Hunger war es eine ganz eigenartige Kombination. Trotzdem genoss ich diese Nähe von Louis mehr als alles andere.
Es vergingen Minuten, bis mein Magen erneut laut knurrte.
„Du scheinst echt hungrig zu sein." flüsterte Louis verschlafen und gab mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Doch noch bevor die Situation ausarten konnte, entfernte sich Louis wieder von meinen Lippen. Ruckartig stand er auf, wobei ich perfekte Sicht auf seinen knackigen Hintern hatte und erneut ein Kribbeln meinen Körper durchfuhr. Er zog sich seine Boxershorts an, was ich daraufhin ebenfalls tat und wir gemeinsam in die kleine Küche gingen. Louis machte wieder diese unfassbar leckeren Pancakes, während ich uns nur einen Tee zubereitete.
Nach dem letzten Happen war es schon fast Mittag. Bei einem Blick auf die Uhr hatte ich mich beinahe verschluckt.

„Louis, ich muss langsam mal gehen. Übermorgen ist Weihnachten und ich muss noch einen Tannenbaum besorgen." sprach ich, obwohl ich noch ewig bei ihm bleiben könnte.

„Was hältst du davon, wenn ich bei dir mitfahre und wir zusammen einen Baum kaufen?" fragte er hoffnungsvoll. Schnell nickte ich und freute mich wie ein kleines Kind.
Innerhalb von zwanzig Minuten hatten wir ausgecheckt und liefen in Richtung des Schlosses, wo auch mein Oldtimer stand. Während der Fahrt telefonierte Louis eine Weile, bis er endlich alles mit seinem Chauffeur abgeklärt hatte. Nach dem Telefonat schaltete ich das Radio ein und verband es per Bluetooth mit meinem Handy. Als das Lied jedoch ertönte, liefen meine Wangen knallrot an. 'Miss you' war das erste Lied. Louis lächelte jedoch nur und sang leise zu der Musik, während mein Körper innerlich eine Party schmiss. Die Tatsache, dass Louis Tomlinson neben mir saß und sein Lied in meinem Auto sang, war einfach viel zu schön um wahr zu sein.

„Harry?" durchbrach er wenig später die Stille, die nach seinem Song eintrat.

„Hm?" murmelte ich und konzentrierte mich auf die Straße, obwohl ich Louis' Blick auf mir spürte.

„Wann hast du gemerkt, dass du auch etwas für Männer übrig hast?" fragte er die Frage, die einen kalten Schauer über meinen Rücken liefen ließ.

„Naja... ich habe schon immer gemerkt, dass irgendetwas anders an mir war, aber ich habe nie verstanden woran das lag. In meiner Schulzeit wurde ich immer für mein ‚anders sein' gemobbt und irgendwann hab ich auch verstanden, warum ich mich immer anders gefühlt habe." sprach ich und machte eine kurze Pause, denn in diesem Moment kamen einige Erinnerungen hoch, die ich am liebsten vergessen würde.
„Mit siebzehn hatte ich dann meine erste Freundin und sie war auch wirklich ein toller Mensch, aber trotzdem hat es sich nie so ganz richtig angefühlt." Erneut machte ich eine kurze Pause.
„Dann habe ich mich in meinen besten Freund verliebt. Liam." Die Erinnerung ließ das Bild vor meinen Augen verschwimmen, sodass ich Schwierigkeiten hatte, auf meiner Spur zu bleiben. Louis schien meine Anspannung gemerkt zu haben, denn plötzlich legte er seine Hand sanft auf meinen Schenkel.

„Ist okay, Harry. Du musst nicht weiter erzählen. Tut mir leid, dass ich dich das so plötzlich gefragt habe. Es ist nur... ich habe mich weder bei meiner Familie noch bei meinen Freunden geoutet. Deshalb wollte ich wissen, wie es bei dir ablief." sprach er daraufhin beruhigend auf mich ein. Keine zwei Minuten später hatte ich mich dann auch wieder gefangen.

„Louis, ich weiß, dass ein Outing extrem viel Mut kostet. Lass dir die Zeit, die du benötigst und dräng dich zu nichts und wenn du Unterstützung brauchst... ich bin da." antwortete ich und dachte an das Outing von Liam. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich so vieles anders machen. Dann wäre Liam vielleicht noch da...
Völlig unerwartet kullerte mir eine Träne die Wange hinunter. Unauffällig strich ich sie schnell weg, aus Hoffnung, Louis hätte es nicht bemerkt. Dies schien aber nicht der Fall zu sein, denn er strich seine Hand meinen Schenkel auf und ab. Seine Berührungen schafften es immer wieder auf's Neue, mich zu beruhigen.
Die restliche Fahrt sprachen wir über Gott und die Welt. Es entstand eine lockere und angenehme Stimmung.
Als ich jedoch New York vor meinen Augen sah, machte sich ein wenig Enttäuschung in mir breit, denn ich hätte Stunden mit Louis durch die Welt reisen können. Jedoch stieg wieder Vorfreude auf, als ich mich daran erinnerte, dass ich gleich zusammen mit ihm einen Tannenbaum kaufen würde.
Als wir meine Wohnung betraten, stellte ich meine Tasche ab und machte uns einen Tee. Wir machten es uns an meinem weihnachtlich geschmückten Esstisch gemütlich und als auch der letzte Schluck des Tees getrunken wurde, zogen wir uns warm an, wobei Louis so vermummt war, dass er schon fast nicht mehr zu erkennen war. Denn wenn Paparazzi von uns Bilder machen würden, würde die Gerüchte Küche wohl kochen. Wir stiegen wieder in mein Auto und fuhren an den Stadtrand, um nicht allzu vielen Menschen zu begegnen. Dort angekommen, machten wir uns auf die Suche nach dem perfekten Tannenbaum. Nach wenigen Minuten wurden wir tatsächlich auch schon fündig.

„Der ist perfekt." sagten wir zeitgleich und fielen ich einen kleinen Lachflash. Zusammen trugen wir den etwa zwei Meter hohen Baum zur Kasse.
„59$ bitte." sprach die Kassiererin. Louis hielt ihr schnell einen 100$ Schein entgegen, während ich noch immer in der Tasche nach meinem Portemonnaie kramte. Als wir den Laden verließen und den Baum mehr oder weniger in das Auto gesteckt hatten, setzten wir uns wieder in meinen Oldtimer.

„Louis, du sollst nicht für mich zahlen." sagte ich und hielt ihm einen 100$ Schein aus meiner Tasche entgegen.

„Harry, ich habe Geld. Heb dir dein Geld lieber für etwas anderes auf und außerdem, das ist ein kleines Dankeschön für das, was du mir schon alles gegeben hast." sprach er freundlich und steckte das Geld in meine Jackentasche.

„Was denn zum Beispiel?" fragte ich und wollte ihm das Geld wieder zurück geben.

„Zum Beispiel den besten Sex, den ich je hatte." antwortete er mit einem breiten Grinsen. Auch ich konnte mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Ich beugte mich vor, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, als er mich jedoch wegdrückte.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt