3~Neuigkeit

2.2K 155 26
                                    

In dem Video sah man, wie Antoine mitten im Stadion, vor allen Zuschauern und Fußballkollegen, vor Emily kniete und ihr eine kleine Box entgegen hielt. Meine Kinnlade fiel unbewusst herunter, da zwängte ich sie erneut in eine Umarmung.

„BITTE WAS?! Er hat dir einen Heiratsantrag gemacht? Du bist verlobt?" sprach ich in lautem Ton und freute mich so sehr für meine Cousine. Sie hat einfach nur das Beste verdient, denn sie hatte wirklich ein Herz aus Gold.

„Ja, das bin ich wohl." Emily konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte nur noch vor sich hin.

„Das müssen wir feiern!" Da fiel mir urplötzlich das Konzert ein, welches heute Abend stattfinden soll.
„Was hältst du von einem Konzert? Heute Abend?" hoffnungsvoll starrte ich sie an und betete insgeheim, dass sie zustimmte.

„Konzert klingt super, ich war schon ewig nicht mehr auf einem." sagte sie mit einem großen Lächeln.

„Dann haben wir wohl Pläne für heute Abend." Innerlich machte mein Herz Luftsprünge, voller Vorfreude, Louis wieder sehen zu können. Auch, wenn er mich nicht beachten würde, freute ich mich riesig, endlich wieder auf ein Konzert gehen zu können.

Mittlerweile war es schon 16:47 Uhr, weshalb wir nicht mehr allzu viel Zeit hatten, bis das Konzert begann.

„Um 18 Uhr beginnt es, bis dahin müssen wir noch essen und uns etwas hübsches anziehen." dachte ich laut.

„Ich weiß sogar schon ganz genau, was du anziehen wirst. Erinnerst du dich noch an den Anzug den ich so liebe? Hast du ihn noch?" fragte mich Emily.

„Klar, ich muss ihn nur finden." überlegte ich, wo ich ihn verstaut haben konnte, denn ich war ewig nicht mehr auf einem besonderen Anlass, dass ich dazu diesen Anzug anziehen konnte.
„Ich schau mal auf dem Dachboden. Du kannst es dir in der Zeit irgendwo bequem machen." sprach ich, während ich mich schon auf den Weg machte. Auf dem Dachboden angekommen, kramte ich eine Kiste aus, wo sich der Anzug befinden sollte, doch als ich ihn sah, durchquerte mich ein eiskalter Schauer. Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an Liam, als wir seinen Geburtstag feierten und über dies und jenes redeten. Der Geburtstag, an dem er sich vor seiner Familie und Freunden geoutet hat. Seine 'Freunde' reagierten nur leider nicht so, wie wir es uns erhofft und erwartet haben. Liam hat an dem Tag, seinem Geburtstag, fast alle Menschen verloren, die er liebte. Der Tag, der alles in seinem Leben veränderte und ihn schlussendlich in den Himmel gebracht hat, denn seit dem Tag an war nichts mehr so, wie es vorher war. Trotz allen Bemühungen, schafften es seine Familie und ich nicht, ihn von dem zu überzeugen, was seine 'Freunde' nicht behaupteten.
Ich schüttelte meinen Kopf, um irgendwie wieder zur Realität zu gelangen. Also nahm ich den Anzug, welcher in einer großen Tüte eingepackt war, und lief wieder die Treffen hinunter ins Wohnzimmer.
„Gefunden." sagte ich und lächelte Emily an.

„Wow. Ich hatte ganz vergessen, wie schön dieser Anzug eigentlich ist." Emily blickte mich an, als würde sie meine Gedanken lesen wollen.
„Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." meinte sie und kicherte.

„Es ist nur... ich hab' den Anzug damals zu Liam's einundzwanzigsten Geburtstag getragen." sagte ich in leiser Stimme und starrte ins Nichts.

„Ach, Harry. Das ganze ist schon mehr als zwei Jahre her. Du hast keine Schuld daran, mach dir bitte keine Vorwürfe wie damals. Liam ist an einem guten Ort und passt auf dich auf." Emily hatte immer etwas magisches in ihrer Stimme und umarmte mich daraufhin liebevoll. Wow. Diese Umarmung habe ich wirklich gebraucht.

„Wir sollten uns mal an den Tisch setzten, sonst wird das Essen noch kalt." sagte ich, um nicht erneut in meine Gedanken zu verfallen.

„Da sag ich nicht nein." sprach sie mit freudiger Stimme.
Wir setzten uns an den Tisch, legten uns jeweils eine Portion der Lasagne auf die Teller und fingen an zu Essen.
„Wie kommst du eigentlich auf dieses Konzert? Ich meine, weil du normalerweise ja nicht so der Typ dafür bist." durchbrach meine Cousine die Stille. Daraufhin musste ich nur darauf los lachen, an den Gedanken, dass ich mit einem Promi zusammengestoßen bin.

„Ich war eine Runde joggen und war anscheinend so in meiner eigenen Welt, dass ich gegen einen Passanten gelaufen bin. Ich wusste weder seinen Namen, noch irgendwelche andere Informationen über ihn. Als ich dann heute einkaufen war, hab' ich dieses Riesen Plakat mitten in New York gesehen, mit einem Bild von diesem Mann, mit dem ich zusammengestoßen bin und der Info, dass er heute ein Konzert gibt." erzählte ich und meine Wangen wurden ungewollt knallrot.

„Ahaa, ein Promi. So hoch sind unsere Erwartungen also schon?" lachte sie und wackelte mit ihren Augenbrauen.

„Emi, nur um das klarzustellen. Louis ist mit einer 99,9 prozentigen Wahrscheinlichkeit hetero, also sollte ich erst gar nicht daran denken". Es zerbrach ein wenig mein Herz, obwohl ich ihn nur einmal für ein paar Sekunden gesehen hatte. Dennoch schaffte er es irgendwie, meine Gedanken nur auf ihn zu lenken.

„Also besteht immer noch eine 0,1 prozentige Wahrscheinlichkeit. Das ist doch schonmal was, oder? Außerdem, nur weil du nichts über ein Outing gelesen hast, heißt das noch lange nichts." sprach sie mit hoffnungsvoller Stimme.

„Das stimmt natürlich, trotzdem würde ich mir keine Hoffnungen machen. Was geschehen soll, wird geschehen und was nicht, eben nicht."
Als ich kurz darauf auf meine Apple Watch schaute, sprang ich auf, als ich die Uhrzeit gesehen habe.
„Schon 17:10 Uhr! Wir müssen uns beeilen! Das sind noch ungefähr 10 Minuten Gehweg!". Nun war ich total von Adrenalin übersäht und räumte schnell das Geschirr ab, um anschließend meine Haare zurecht zu kämmen. Zum Schluss zog ich noch schnell meinen knall gelben Anzug mit der lila Schleife an und packte meinen Geldbeutel in die Handtasche meiner Cousine. Emily zog eine lange blaue Jeans mit einem engen Oberteil an und schminkte sich dezent.
Wir verließen gemeinsam meine Wohnung und machten uns auf den Weg in die Carnegie Hall. Dort angekommen, kauften wir die Tickets und setzten uns in die dritte Reihe direkt vor die Bühne. 17:47 Uhr war es mittlerweile und die Halle war gut gefüllt. In mir breitete sich etwas Unruhe aus, denn ich hatte etwas Angst, ihn wieder zu sehen. Ich wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war, auf das Konzert zu gehen. Doch bevor ich meine Entscheidung wirklich hinterfragen konnte, erschien auch schon Louis auf der Bühne.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt