54~Fine Line

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Mia's Geschrei riss mich aus meinem Schlaf. Louis war anscheinend schon aufgewacht, denn er lag nicht neben mir. Ich nahm Mia in meinen Arm und lief herunter in die Küche. Dabei sah ich, dass Louis auf der Couch vor sich hin schlummerte. Er hatte also extra auf dem Sofa geschlafen, weil ich in der Nacht so reagiert habe. Vielleicht war meine Reaktion etwas übertrieben, aber es gab mir einfach so viele Flashbacks an früher. Ich wollte das ganze nicht noch einmal erleben. Ich konnte das ganze nicht noch einmal erleben...
Also schlich ich leise in die Küche und bereitete eine Flasche für Mia vor. Dann ging ich wieder in das Schlafzimmer, um Louis nicht zu wecken.
Während Mia an ihrem Fläschchen nuckelte, dachte ich über gestern Nacht nach. Louis war in den letzten Monaten immer für mich da gewesen und hatte mich in jeder Situation unterstützt. Selbst jetzt mit Mia hilft er mir und kümmert sich so gut um sie, als wäre es seine eigene Tochter.
Er hatte es in letzter Zeit genauso schwer und es war nicht fair ihm gegenüber, so zu reagieren, nur weil er für einen Moment etwas runterkommen wollte, um ein wenig in eine andere Welt zu gelangen.

Dann hörte ich plötzlich, wie sich die angelehnte Tür öffnete. Louis' Augen sahen total rot aus, als hätte er die ganze Nacht geweint.

„Lou!" sprach ich erschrocken und legte Mia sanft in ihr Bett. Augenblicklich schossen Tränen in seine Augen und ihm entwich ein lautes Schluchzen.

„Es tut mir so leid, Harry." sagte er, während immer mehr Tränen seine Wange herunter kullerten. Ich nahm ihn an die Hand und führte uns ins Wohnzimmer, damit Mia in Ruhe schlafen konnte.

„Tut mir leid, Lou. Ich habe gestern vielleicht etwas überreagiert." sprach ich bedrückt.
„Ich habe dich die letzten Tage viel zu sehr beansprucht, obwohl es dir selbst nicht gut ging. Die ganze Sache mit Fizzy ist auch noch keine Ewigkeit her und es war nicht fair dir gegenüber, so zu reagieren, obwohl du immer für mich da warst." Ich pausierte und setzte mich auf die Couch, wobei er sich neben mich setzte.
„Aber du hättest doch mit mir reden können. Wir erzählen uns doch alles, weißt du noch? Und wenn dir das mit Mia und mir zu viel wird, dann kannst du auch nach Hause gehen. Ich schaffe das schon."

„Harry du hast eben erst deine Cousine verloren. Ich lasse dich jetzt sicher nicht alleine. Wir bekommen das gemeinsam hin. Aber du musst auch verstehen, dass ich nicht von einen auf den anderen Tag aufhören kann zu rauchen. Ich rauche so selten, seit wir zusammen sind und ich werde es auch schaffen, komplett damit aufzuhören. Das letzte mal, als ich an einer Zigarette gezogen habe, war, als ich auf Tour war. Du musst mir einfach ein bisschen Zeit dafür geben." Ich konnte sehen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und ihm die ganze Situation sichtlich unangenehm war. Trotzdem wusste ich, wie sehr das Ganze das Leben von Louis, Mia und mir zerstören konnte. Bei Liam war das schließlich mehr als deutlich zu sehen...
„Es tut mir leid Harry." Er senkte seinen Blick und mir wurde klar, dass es nichts brachte, jetzt auf ihn sauer zu sein. Als ich mich nach der Geschichte mit dem Krebs so unwohl gefühlt habe, hat er mich schließlich auch zu nichts gedrängt und mir alle Zeit der Welt gegeben.

„Versprichst du mir einfach, dass du nicht mehr rauchst, wenn du danach bei Mia bist? Mach es wenigstens, wenn du nicht hier bist."

„Okay." nickte er und nahm meine Hand in seine.
„Aber warum hast du so überreagiert? Es war doch nur eine Zigarette. Jeder andere Mensch hätte mich nicht so enttäuscht angeschaut, wie du es gestern getan hast." fragte er, wobei er zum Ende hin immer leiser wurde. Ich senkte meinen Blick und wollte ihn eigentlich nicht damit belasten. Ich hatte seine Nerven in letzter Zeit schon genug gereizt und er war trotzdem immer für mich da.

„Liam... Liam hat auch geraucht, nur um etwas von der Realität weg zu kommen. Irgendwann hat er dann bis zu drei Schachteln am Tag geraucht und sein äußeres Bild wurde immer schlechter. Ich habe ihn nach ein paar Wochen überhaupt nicht mehr wieder erkannt und ich will einfach nicht, dass das auch mit dir passiert. Ich kann dich nicht auch noch verlieren..." Er schloss mich in seine Arme und als wir uns wieder voneinander trennten, gab er mir einen sanften Kuss, wobei ich den Geschmack des Tabaks noch deutlich herausschmecken konnte, doch es war mir in diesem Moment egal.

„Ich liebe dich Haz und ich werde dich niemals verlassen." Erneut küsste ich ihn und zog ihn anschließend in meine Arme.

Den restlichen Tag, bis zum Nachmittag, schauten wir aneinander gekuschelt Grey's Anatomy und tatsächlich konnten wir ohne eine Unterbrechung von Mia ganze acht Folgen genießen. Zwischendurch machte ich uns Popcorn und immer wieder frischen Tee. Draußen war es schließlich Herbst und da es heute den ganzen Tag regnete, war es das perfekte Wetter, um den ganzen Tag gemütlich zu Hause zu verbringen.

„Lou?" fragte ich und schaute von seiner Brust hinauf in seine Augen.

„Hm?" murmelte er und strich mir eine Locke aus dem Gesicht.

„Wollen wir etwas singen?" Wir hatten schon ewig nicht mehr zusammen gesungen und wie wir ja alle wissen, kann Musik Wunder bewirken. Außerdem konnte ich nicht länger stur auf diesen Bildschirm schauen, ich brauchte einfach etwas Abwechslung.
Zu meinem Glück nickte er begeistert, erhob sich ruckartig aus meinen Armen und schnappte sich die Gitarre. Diese übergab er mir und drückte mir noch den Kapodaster in die Hand.

„Kannst du 'Fine Line' spielen? Wir wechseln uns nach jeder Strophe ab und den Refrain singen wir zusammen." Ich fande die Idee super und befestigte den Kapo am siebten Bund.

„Put a price on emotion
I'm looking for something to buy" begann ich. Louis sah mich lächelnd an und nahm seinen Blick das ganze Lied über nicht von mir. Dieser Moment, als wir gemeinsam den Refrain sangen, war unbeschreiblich. Nie zuvor hatten wir gemeinsam gesungen, da wir uns sonst immer abwechselten. Unsere Stimmen passten zusammen, wie die Sonne und der Mond. Sie waren so unterschiedlich und gaben so etwas ganz Besonderes ab. Es war nicht in Worten zu fassen, was dieser Moment aussagte. Es fühlte sich an, als wären wir in einer anderen Dimension. Es gab nur Louis und mich. Die Gedanken der letzten Tage waren verschwunden und alles war gut. Es überraschte mich immer wieder aufs Neue, was Musik in einem auslösen konnte. Vor allem, wenn man mit den richtigen Personen war.

„We'll be alright" beendeten wir gemeinsam das Lied. Wir verharrten Sekunden, in denen ich einfach nur in seine himmelblauen Augen sah und die Sorgen um mich herum total ausblendete. Es war wirklich wie Magie.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt